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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Baumkronen - unter anderem einer in voller Blüte stehenden Mimose - hervorlugte. Robin parkte den Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Mit der Selbstverständlichkeit von Leuten, die jedes Recht auf einen Besuch in dem Haus von Inspektor Wi hatten, steuerten sie geradewegs auf das Eingangstor in der Mauer zu. Vier Minuten später - unter Zuhilfenahme von Robins vorher sorgfältig ausgewählten Einbruchswerkzeugen - standen sie in der Diele des Hauses.
Im Haus herrschte ein schattiges Halbdunkel. Durch die herabgelassenen Bambusrollos vor den Fenstern sickerten nur schmale Streifen des Sonnenlichts auf die Fliesen des Fußbodens. Im Erdgeschoß des Hauses lag das Wohnzimmer, ein Eßzimmer, eine kleine Küche und eine überdachte Veranda, die in den Garten hinausführte. Für Mrs. Pollifax sah das Haus nicht anders aus, als ein typisches Vorstadthaus in irgendeiner Stadt Amerikas - mit einer Ausnahme allerdings: In einer Nische im Wohnzimmer entdeckten sie eine mächtige, vergoldete Buddhastatue, die mit einer heiteren Gelassenheit auf sie und ihre profanen Bemühungen, gegen Egoismus, Habgier und Verblendung anzukämpfen, herablächelte. »Ich weiß« dachte Mrs. Pollifax lächelnd: »Es ist der Heilige Achtgliedrige Weg.«
»Laß uns nach oben gehen«, drängte Robin ungeduldig. »Wir suchen das Arbeitszimmer, einen Schreibtisch oder einen Safe.«
Sie fanden Inspektor Wis Arbeitszimmer im ersten Stock des Hauses und blieben wie erstarrt vor dem Chaos stehen, das sich ihren Blicken bot: Der metallene Aktenschrank in der Ecke war offenbar mit einem Vorschlaghammer aufgebrochen worden, und der Inhalt des Schreibtischs lag über das ganze Zimmer verstreut.
»Das habe ich befürchtet«, knurrte Robin. »Nachdem Alec aus dem Weg geräumt war, hatten sie hier leichtes Spiel.«
»Sie?« wiederholte Mrs. Pollifax gedankenverloren, und es schien ihr, als fühlte sie körperlich die Gegenwart der Männer, die dieses Zimmer verwüstet hatten. »Wer immer das hier getan hat«, sagte sie leise, »hatte es offenbar sehr eilig. Wahrscheinlich haben sie bei dieser Gelegenheit auch das Stück Papier gefunden, das als Inspektor Wis Abschiedsbrief dienen sollte. Wonach suchen wir eigentlich?«
»Irgendeine handschriftliche oder mit der Maschine getippte Notiz, die uns weiterhelfen könnte. Und wir haben auch nicht viel mehr Zeit als unsere Vorgänger«, brummte Robin. »Übernimm du den Schreibtisch; ich werde mich um den Fußboden und um die beiden Aktenschränke kümmern.«
»Also auf zur Schatzsuche!« sagte Mrs. Pollifax und setzte sich an den Schreibtisch. Methodisch durchsuchte sie die Schubladen. Viel war nicht mehr in ihnen, denn das meiste lag auf dem Boden verstreut. Außer einem Tintenfaß, einem Abakus, einem Fotoalbum, ein paar Bleistiften, losen Fotos und einem dicken Stapel Schreibmaschinenpapier war der Schreibtisch leer.
»Nichts!« knurrte Robin ärgerlich und warf die letzte Schublade des intakten Aktenschranks zu. »Sie haben bereits alles, das von Interesse sein könnte, verschwinden lassen, verdammt noch mal! Und hier auf dem Boden liegen nur Rechnungen rum.«
Mrs. Pollifax hatte inzwischen den Stoß Schreibmaschinenpapier aus der Schublade genommen. Sie faßte ihn an einer Ecke und schüttelte den Stapel heftig hin und her, um zu sehen, ob nicht irgend etwas dazwischen steckte. Ein Stück abgerissenes Zeitungspapier flatterte zu Boden. Sie ließ den Stapel auf den Schreibtisch fallen und beugte sich nach dem Fetzen Papier.
»Ach du mein Schreck!« rief sie überrascht.
Mit einem Satz war Robin neben ihr. »Was ist?« fragte er atemlos. »Ach du meine Fresse!« brummte er, als er ihren Fund besah.
Es war das Foto eines Mannes, das aus einer Zeitung herausgerissen worden war. Dies mußte schon vor längerer Zeit geschehen sein, denn das Papier war bereits stark angegilbt. Am oberen Rand des Ausschnitts hatte jemand - zweifellos Damien Wi - ärgerlich das Wort ›WANN?‹ hingekritzelt. Der Mann auf dem Foto blickte direkt in die Kamera, wie das bei Gefängnisfotos immer der Fall ist, und quer über seine Brust trug er ein Schild mit einer Gefangenennummer. Ein Name war nirgends zu entdecken. Das Gesicht des Mannes wirkte wie versteinert, und jede Linie in ihm war durch die grellen Scheinwerfer deutlich hervorgehoben. Nur das Foto war aus der Zeitung gerissen worden - ohne einen erklärenden Text oder einen Hinweis auf die Identität des Mannes. Doch Mrs. Pollifax hatte ihn sofort wiedererkannt.

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