und der magische Stein

gerade auf dem Dachboden, um nachzusehen: Die Nische ist verschwunden, genauso wie der Handabdruck.«
    »Merkwürdig«, sagte Flora und setzte sich auf.
    »Ist das wahr?«, rief Marina aus.
    »Hm«, erwiderte Flame gähnend.
    »Glaubst du, der Stein verleiht uns mehr Kraft, damit wir das Dach reparieren können?«, fragte Marina.
    »Ja, das kann gut sein.« Flame sah den runden graubraunen Stein an. »Die Linien hier sind wunderschön. Guckt mal, da ist ein großer Kreis, der von zwei Linien durchkreuzt wird.«
    Die Cantrip-Schwestern waren so in das Untersuchen des Steins vertieft, dass sie nicht hörten, wie ihre Großmutter das Zimmer betrat.
    »Guten Morgen, Mädchen«, sagte sie plötzlich.
    Alle vier fuhren erschrocken zusammen.
    »Grandma!«, riefen sie.
    Grandma streckte die Hand aus. »Gebt mir den Stein, bitte.«
    Flame reichte ihn ihr. Genau wie ihre Enkelinnen drehte und wendete Grandma den Stein in ihren Händen und fuhr mit dem Finger über seine glatte Oberfläche.
    Sky richtete sich auf. Marina und Flame rutschten zur Seite, und Grandma nahm auf dem Bett Platz. Sie trug einen langen hellblauen Morgenmantel und sah selbst zu dieser frühen Stunde sehr elegant aus.
    »Wir müssen ihn Mrs Duggery zeigen«, sagte sie »Es gibt einen Grund dafür, dass der Stein gerade jetzt in euer Leben getreten ist. Nichts geschieht ohne Grund, wie ich immer sage.«
    Sie starrte den Stein nachdenklich an und drehte ihn wieder und wieder in ihrer Hand. »Er ist da, um euch zu beschützen«, sagte sie schließlich.
    Flame beobachtete ihre Großmutter aufmerksam. Es war Zeit, ihr zu erzählen, was auf dem Dachboden passiert war. »Wir haben unsere Hände über den Abdruck an der Wand gelegt, Grandma. Da war plötzlich so eine kleine Tür, die sich geöffnet hat und dahinter war eine Nische – wie eine winzige Kammer – und da war dieses unglaubliche blaue Licht. Dann ist das Licht verschwunden, und wir haben den Stein gesehen.« Ihr Gesicht strahlte, während sie davon berichtete.
    »Ich wusste, ihr würdet der Versuchung nicht widerstehen können, obwohl ich euch gebeten hatte, es nicht zu tun«, sagte Grandma kopfschüttelnd.
    Die Schwestern ließen ihre Köpfe hängen. »Es tut uns leid, Grandma«, sagten sie im Chor.
    »Ich kann verstehen, dass es euch schwerfällt, aber seid bitte vorsichtig.«
     
    Nach dem ersten gemeinsamen Frühstück der Sommerferien ging Dad ins Büro, und Mum gab im Esszimmer eine Klavierstunde. Mrs Duggery und Grandma stiegen die breite Mahagonitreppe bis zum Dachboden empor und setzten sich nebeneinander in zwei alte Sessel, die inmitten des Trödels auf dem Flur standen. Marina und Sky hatten auf den Sessellehnen Platz genommen. Flora und Flame saßen auf dem Boden vor ihnen.
    Flora reichte der alten Dame den magischen Stein. Er passte genau in ihre winzige Hand und begann sofort, ein helles blaues Licht auszustrahlen. Die Gesichter der Mädchen leuchteten vor Begeisterung. Mrs Duggery lächelte.
    »Was denken Sie, Mrs Duggery?«, fragte Flame.
    »Ich denk nicht, ich
weiß
«, erwiderte Mrs Duggery, den Blick auf den Stein gerichtet.
    Flame blinzelte. Sie war besorgt, dass sie Mrs Duggerys Gefühle verletzt haben könnte, aber die alte Dame lächelte verschmitzt.
    »Du wirst wissen, was ich damit meine, wenn die Zeit reif ist«, sagte sie. »Es ist nicht das Gleiche.«
    Flame war neugierig und hakte nach. »Wieso?«
    »Die meisten Leute sagen ›ich denke dies‹ oder ›ich glaube jenes‹«, sagte Mrs Duggery. »Das Entscheidende ist, Dinge irgendwie zu wissen, nicht bloß etwas zu glauben.«
    »Und woher
weiß
man Dinge?«
    »Man öffnet Herz und Geist und vertraut seinem Instinkt, so ist’s und nicht anders«, sagte Mrs Duggery. »Dafür braucht man viel Geduld.«
    Flame lächelte. »Dankeschön«, sagte sie.
    »Dieser Stein hier«, fuhr Mrs Duggery fort, »ist da, um euch zu helfen.«
    Die Cantrip-Schwestern hörten aufmerksam zu.
    »Sidney Cantrip hat seine Magie in Cantrip Towers fließen lassen. Er will, dass ihr diese Kraft findet und euch zunutze macht.« Mrs Duggery sah jeder der vier Schwestern tief in die Augen und sagte dann: »Vor euch liegen eine Menge Schlachten. Ihr müsst Böses in Gutes verwandeln. Ihr werdet die Magie brauchen, die in Haus und Garten steckt, um das zu schaffen. Dieser Stein wird euch helfen, sie zu finden. Er wird eure besonderen Kräfte wachsen lassen, die Kraft des Feuers, des Wassers, der Erde und der Luft. Diese Kräfte müssen im