… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)
der Pinnwand entdeckt.
Stirnrunzelnd wandte er sich um und folgte ihrem Blick. Als er sah, was sie dermaßen in den Bann schlug, lachte er laut auf. „War ja klar, dass dir das gefällt!“
„Aber hallo!“ Mit großen Augen griff Elizabeth nach dem Foto und löste es von der Nadel. Es zeigte Daniel Arm in Arm mit ein paar Jungs nach einem Fußballspiel. Seine braunen Haare waren verschwitzt, und ein übermütiges Lachen erhellte sein Gesicht. Das war es aber nicht, was Elizabeths Puls in die Höhe trieb. Es war die Tatsache, dass Daniel auf diesem Bild sein Trikot ausgezogen hatte und mit bloßem, gut trainiertem Oberkörper zu sehen war. Ein Anblick, der Elizabeth, zu ihrem grenzenlosen Bedauern, live niemals vergönnt sein würde, denn Daniel trug nun für immer Jeans und ein weißes Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln.
„Du hattest ja ein Tattoo”, stellte sie erstaunt fest. Um seinen linken Oberarm wand sich ein schmaler Dornenkranz.
„Sogar zwei“, klärte Daniel sie amüsiert auf. „Auf dem rechten Schulterblatt hatte ich noch ein keltisches Symbol.“ Er zuckte mit den Achseln. „Jugendsünden.“
„Ich wünschte, ich könnte sie mir ansehen.“
„Und ich wünschte, ich könnte sie dir zeigen.“ Sein Lächeln hatte wieder diesen wehmütigen Zug, den Elizabeth mittlerweile nur zu gut kannte.
„Denkst du, Kim fällt es auf, wenn ich das Foto mitnehme?“
„Wahrscheinlich nicht.“
Verstohlen wie eine Diebin schob Elizabeth das Bild in ihre Hosentasche.
„Der Ordner mit dem Vertrag ist hier drin.“ Daniel deutete auf die unterste Schublade des Rollcontainers.
„Es scheint dir heute kaum etwas auszumachen, hier zu sein“, bemerkte Elizabeth, während sie die Hängeregister durchging, bis sie den richtigen gefunden hatte.
„Ich hatte seit letzter Woche genug Zeit, um mit all dem hier abzuschließen“, erklärte er. „Letztendlich handelt es sich doch nur um Dinge …“
Elizabeth zog das gesuchte Dokument aus dem Ordner und sah dann forschend zu Daniel auf, doch nichts an seinem Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er es nicht genauso meinte, wie er es gesagt hatte. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich ebenso schnell von ihren weltlichen Besitztümern lösen könnte. An einigen Sachen hing ihr Herz doch sehr.
„Danny, nochmals zu dem, was Kim vorhin sagte“, begann sie, doch sie wurde von seiner Schwester unterbrochen, die den Kopf zur Tür herein steckte. „Hast du mich gerufen?“
„Äh, ja. Ich habe den Vertrag gefunden.“
„Wow. Wo war er denn?
„Im Rollcontainer.“
Kim ging zum Schreibtisch, kam nur wenige Zentimeter neben Daniel zum Stehen und nahm Elizabeth stirnrunzelnd die Papiere aus der Hand. „Ich dachte, darin hätte ich bereits gesucht.“ Mit einem kleinen Lächeln sah sie auf. „Wenn du so eine gute Spürnase hast, kannst du vielleicht noch nach etwas anderem suchen. Ich weiß, dass Danny eine Aufstellung all seiner Platten hatte. Die könnte ich gut gebrauchen.“
„Wozu?“ Argwöhnisch kniff Daniel die Augen zusammen.
„Klar, mache ich gerne“, entgegnete Elizabeth. „Wofür brauchst du die Liste?“
Kim verzog bedauernd das Gesicht. „Keiner in der Familie kann mit den Platten etwas anfangen. Also werde ich sie wohl verkaufen.“
„Kim! Nicht doch!“ Daniel wirkte niedergeschmettert. Als hätte sie ihn mitten ins Herz getroffen, fasste er sich an die Brust.
Nur Dinge, aha , dachte Elizabeth sarkastisch. „Hör mal“, wandte sie sich an Kim. „Ich bin selbst gerade dabei, eine kleine Sammlung anzulegen. Denkst du, ich kann mir die Platten mal ansehen und dir gegebenenfalls ein paar davon abkaufen?“
„Oh Baby!“ Daniel rutschte von der Schreibtischplatte und umarmte sie in einer Art und Weise, die es ihr extrem schwer machte, keine Miene zu verziehen und die ihr unter normalen Umständen bestimmt die Luft aus der Lunge getrieben hätte.
„Natürlich“, sagte Kim währenddessen. „Sie an dich zu verkaufen ist mir hundert Mal lieber, als an irgendeinen Händler. Schau einfach in Ruhe alles durch und sag mir, welche du haben möchtest. Mit dem Preis werden wir uns bestimmt einig.“
Als sie zurück ins Wohnzimmer gingen, meinte Daniel grinsend: „Dann müssen wir heute wohl noch einen Plattenspieler besorgen, was?“
Hurra, ein weiterer Ausflug in einen Elektroladen , stöhnte Elizabeth innerlich und verdrehte leicht die Augen. Wegen Daniels hatte sie bereits ihren kleinen Fernseher gegen ein überdimensioniertes
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