… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)
Sanitäter seine Habseligkeiten in ihrer Obhut gelassen. Nun bot sich ihr endlich eine Gelegenheit, die Sachen den rechtmäßigen Besitzern zu übergeben.
„Die Jacke ist mir egal“, sagte Daniel, „aber die Gitarre … Also, wenn sie dir nicht im Weg ist, würde ich sie gerne hier behalten.“
„Meine Wohnung mag vielleicht klein sein, aber für deine Gitarre finden wir einen Platz“, lächelte Elizabeth. „Hey, vielleicht kannst du mir ja beibringen, darauf zu spielen.“
„Mal sehen.“
„Mal sehen?“, fragte sie enttäuscht.
Doch da breitete sich ihr geliebtes schiefes Grinsen auf seinem Gesicht aus, und in seinen grünen Augen schien sich ein Funke zu entzünden. „Ich weiß nicht, ob ich dafür die nötige Geduld aufbringen kann.“
„Wenn jemand unbegrenzt Zeit zur Verfügung hat, dann doch wohl du.“
„Zeit ist nicht das Problem, aber ob meine Nerven das mitmachen … Wenn dein Gesangstalent ein Hinweis auf deine Musikalität ist, sehe ich schwarz.“
Empört stemmte Elizabeth ihre Hände in die Hüften und blies eine dunkle Locke aus den Augen. „Du hast mich doch noch nie singen gehört!“
„Du singst im Schlaf, Baby.“
„Ganz sicher nicht!“
Daniel trat vor sie, legte seine gewichtlosen Unterarme auf ihre Schultern und verschränkte die Hände hinter ihrem Nacken. „Nein, tust du nicht“, gab er zu. „Aber unter der Dusche“, setzte er lachend nach und küsste ihre Stirn. Neben dem vertrauten elektrischen Prickeln spürte sie deutlich seine Lippen. Sie war erleichtert, dass Daniel nun etwas entspannter war und sich somit auch besser unter Kontrolle hatte, denn nur wenn es ihm gelang, sich hinreichend zu konzentrieren, konnte sie seine Berührungen auch spüren.
„Darüber sprechen wir noch, Detective“, drohte sie, ein Lachen verkneifend. „Und dann singe ich dir ein Ständchen, dass dir Hören und Sehen vergeht.“
„Genau das befürchte ich ja …“
Um kurz vor halb eins stand sie mit Daniels Lederjacke über dem Arm vor seiner Wohnungstür und klingelte. Diesmal verschwand er nicht wie gewöhnlich, um in der Wohnung auf sie zu warten, sondern blieb an ihrer Seite, bis Kim die Tür öffnete.
Die blonde Frau sah unglaublich blass aus und hatte die Lippen zu einem dünnen, weißen Strich zusammengepresst. Als sie Elizabeth hereinbat, war ihr Blick nicht freundlich, sondern reserviert.
„Hi, Kimmy“, begrüßte Daniel seine Schwester und trat hinter Elizabeth durch die Tür.
Kim führte sie direkt ins Wohnzimmer, wo ihre Tochter Jayne auf dem Boden saß und mit Buntstiften malte. „Hey, kleine Lady“, lächelte Elizabeth, doch Jayne war so versunken in ihr Kunstwerk, dass sie auf die Begrüßung gar nicht reagierte. Auch auf Daniels „Hallo, Spätzchen.“ antwortete sie nicht, worüber Elizabeth ziemlich erleichtert war, denn die Fähigkeit des Mädchens, ihren toten Onkel wahrzunehmen, hätte die sowieso schon schwierige Situation noch um einiges verkompliziert.
„Ich habe hier einige Sa- …“
„Ich muss Sie etwas fragen!“, fiel Kim Elizabeth schroff ins Wort. „Unter welchen Umständen haben Sie meinen Bruder kennengelernt?“
„Ja wunderbar“, seufzte Daniel.
Die Frage traf Elizabeth völlig unvorbereitet. „Ich, äh … Sie haben den London Star gelesen, oder?“ Im Stillen verwünschte sie dieses verleumderische Käseblatt, für das sie noch bis vor Kurzem gearbeitet hatte.
„Ja, und nicht nur das“, sagte Kim. „Zwei Kollegen von Danny haben meine Mutter und mich befragt. Dabei fiel auch Ihr Name.“ Sie verschränkte die Arme und sah Elizabeth auffordernd an. „Wollte Danny Ihnen Informationen verkaufen? Hatte er wirklich so hohe Spielschulden?“
„Du solltest mich wirklich besser kennen, Kim“, murrte Daniel. Das fehlende Vertrauen seiner Schwester schien in ehrlich zu treffen.
Elizabeth machte einen Schritt auf Kim zu. „Es ist eine Lüge“, sagte sie bestimmt und sah dabei der um einen halben Kopf größeren Frau fest in die Augen. „Und ich sage Ihnen jetzt, wie es wirklich war. Ich habe in der Tat für den London Star an einem Bericht über Dannys letzten Fall gearbeitet. Und ja, ich gebe zu, ich hatte tatsächlich die Absicht, aus Danny Informationen zu den Ermittlungen herauszubekommen, aber ganz gewiss nicht gegen Bezahlung.“ Sie machte eine kurze Pause. „Kim, Ihr Bruder hat in dieser Nacht nicht die kleinste und unbedeutendste Information preisgegeben. Und seine Ermordung hatte hundertprozentig nichts mit
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