… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)
hatte.
Aber die Geschichte war doch auch plausibel, und sie war ihr zum genau richtigen Zeitpunkt zugetragen worden, nämlich als der Ruf bereits schwächer geworden war. Also war es vielleicht doch die einzige Möglichkeit gewesen, Daniel zu retten.
Wie auch immer, die anderen hatten völlig recht: Wie hatte sie diese Entscheidung nur über Daniels Kopf hinweg treffen können? Elizabeth hätte es nie und nimmer für sich behalten dürfen, das war ihr nun klar. Zumindest Rileys Rat hätte sie einholen müssen. Er hätte die Sache objektiver betrachtet.
Nach der Beerdigung, als sie von Wood erfahren hatte, was Daniel alles vor ihr verheimlichte, hatte sie ihm eine Szene gemacht, weil er sie über den Ermittlungsstand im Dunklen gelassen hatte, nur um sie zu schützen. Sie war so wütend auf ihn gewesen!
Und dann hatte sie das Gleiche getan: Weil sie ihn beschützen wollte, hatte sie Geheimnisse vor ihm gehabt und ihn nicht in ihre Absichten eingeweiht. Nur dass die Konsequenzen ihrer Entscheidung tausendmal weitreichender waren und nicht mehr rückgängig gemacht werden konnten. Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als zu lernen, mit ihrer Entscheidung zu leben.
Doch musste sie das tatsächlich?
Mit geweiteten Augen starrte sie in die Tiefe, auf den Verkehr und die Fußgänger. Der Wind wehte ihr Haarsträhnen ins Gesicht, die sie abwesend hinters Ohr strich.
Zwölf Stockwerke. Ganz sicher nicht hoch genug, damit man während des Falls das Bewusstsein verlor und den Aufprall nicht mehr mit bekam.
Dennoch, es wäre ganz leicht, geradezu ein Klacks. Nur über das Geländer beugen und sich fallen lassen. Fast, als könnte man fliegen. Es würde ganz schnell gehen, und in wenigen Augenblicken wäre sie in Daniels Armen.Es wäre so einfach, jetzt alles zu beenden. Den Schmerz nicht mehr zu fühlen …
Nein!
Angewidert trat sie einen Schritt zurück. So leicht würde sie sich nicht aus der Affäre ziehen. Sie musste helfen, die Mörder zur Strecke bringen. Für Daniel. Das war sie ihm schuldig, jetzt sogar noch mehr, nachdem sie ihm die Möglichkeit genommen hatte, selbst an den Ermittlungen teilzuhaben. Aber danach … danach würde sie weitersehen.
„Ich weiß, dass du das nicht gutheißt“, flüsterte sie. „Du möchtest, dass ich mein Leben lebe, und ich verspreche dir, es zu versuchen. Aber ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, wie lange ich es schaffen werde, ohne dich weiterzumachen. Ich brauche dich, Danny!“
Mit steifen Schritten ging sie zurück ins Zimmer und holte ihre Reisetasche aus dem Schrank. Hier war sie nicht länger willkommen, das war offensichtlich. Ihre eigenmächtige Entscheidung hatte sie nicht nur Daniel, sondern auch ihre Verbündeten gekostet.
Während sie mit mechanischen Bewegungen ihre Sachen in die Tasche packte, überlegte sie, wohin sie gehen sollte. Ihre Wohnung war keine Option, da die Thuggees sie dort mit Sicherheit aufspüren würden, und die vertraute Umgebung Oxfords war zwar verlockend, doch konnte sie von dort aus die Recherchen nicht weiterführen.
Ihr Blick fiel auf Daniels Foto, das noch immer auf dem Kissen lag. Da wusste Elizabeth, wohin ihr Weg sie führen würde.
-3-
„ Maybe there's a God above, but all I've ever learned from love, was how to shoot at someone who outdrew you.“ Leise singend saß Elizabeth auf dem Gras, die Augen geschlossen und den Kopf an die Rückseite des frisch gesetzten Grabsteins gelehnt. Ihre Wangen waren nass von den ungezählten Tränen, die gar nicht mehr versiegen wollten.
Seit Sonnenaufgang war sie auf dem Friedhof, der nur wenige Minuten von dem kleinen Hotel entfernt lag, in dem sie sich in der vergangenen Nacht ein Zimmer genommen hatte.
Es war bereits nach neun, doch noch immer lag ein morgendlicher Dunstschleier über der Stadt, und das Gras war feucht vom Tau.
Nachdem es gegen Mitternacht im Penthouse still geworden war, hatte sich Elizabeth, bepackt mit ihrer Reisetasche und Daniels Gitarrenkoffer, hinausgeschlichen und von einem Taxi nach Highgate fahren lassen. Der Fahrer hatte ihr das Hotel empfohlen, das ziemlich genau in der Mitte zwischen Daniels Wohnung und dem Friedhof lag. Sie hatte ein winziges Zimmer bezogen und dort eine schlaflose Nacht verbracht, in der sie darüber nachgegrübelt hatte, wie sie die Recherchen alleine fortführen und ihre Ergebnisse gegebenenfalls an Wood weitergeben konnte. Ihr war durchaus bewusst, dass sie zwar ihren Beitrag leisten konnte, aber alleine nie imstande sein
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