… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)
dass mein Ehrenwort nicht mehr gilt.“
„Verstehe“, sagte Elizabeth dankbar lächelnd.
„Außerdem“, fuhr der Junge in einem lockereren Ton fort, „erwartet mich meine Mom erst nächsten Freitag zurück. Die würde Augen machen, wenn ich schon jetzt aus Paris zurück wär.“
Als sie in die Wohnung zurückkamen, waren Susan und Wood nirgends zu sehen. Elizabeth ging direkt in ihr Zimmer, schloss die Tür hinter sich und legte eine der neuen CDs ein. Nachdem sie die Musik laut aufgedreht und ihre Schuhe ausgezogen hatte, sank sie auf das Bett.
Ein paar Minuten lang saß sie einfach nur da, dann nahm sie all ihren Mut zusammen und zog das Foto aus der Hosentasche. Sie hatte befürchtet, dass der Anblick von Daniels lachendem Gesicht die brennende Wunde in ihrer Brust noch weiter aufreißen würde, doch stattdessen schien er den Schmerz auf wundersame Weise ein klein wenig zu lindern.
So behutsam, als berührte sie tatsächlich Daniels Gesicht und nicht nur ein Foto, ließ sie ihre Fingerspitzen über das glatte Papier wandern. Sie legte sich zurück und rollte sich zusammen, das Foto auf Augenhöhe neben sich auf dem Kissen platziert.
Eine kühle Brise wehte durch das geöffnete Fenster herein und strich über ihre Wange. Elizabeth schloss fest die Augen und versuchte sich vorzustellen, dass es nicht der Wind war, den sie fühlte, sondern Daniels Berührung. Dass er neben ihr lag und leise den Song mitsang.
Doch so sehr sie sich auch anstrengte, es wollte ihr einfach nicht gelingen. Sie wusste, er war nicht da und würde es nie wieder sein. So einfach ließ sich ihr Verstand nicht austricksen.
Auch die Musik verfehlte die erhoffte Wirkung. Was sie hörte, war nur irgendein Song und in keiner Weise eine Verbindung zu Daniel. Alles, was sie spürte, war seine Abwesenheit. Die Leere, die er hinterlassen hatte, war um sie herum, genauso wie in ihr.
Sie hielt es nicht länger aus. Wenn sie weiterhin untätig liegen blieb, würde das unsägliche Nichts sie in den Wahnsinn treiben. Sie musste sich beschäftigen. Nur womit? Sir Thomas! Sie wollte ihn doch anrufen!
Eilends rappelte sich Elizabeth aus dem Bett und suchte ihr Handy.
Merkwürdig , dachte sie, während sie die Nummer wählte. Seit heute Morgen schwanke ich praktisch im Minutentakt zwischen blindem Aktionismus und der „Nichts-hören-nichts-sehen“-Einigeltaktig hin und her. Einerseits hatte sie das dringende Bedürfnis, in Bewegung zu bleiben und sich zu beschäftigen, andererseits wollte sie nichts lieber, als sich vor der Welt zu verstecken und sich ihrem Elend hinzugeben. Vielleicht sollte sich endlich für eine Strategie entscheiden …
„Hamilton Anwesen“, meldete sich George in seiner üblichen steifen Art und riss sie aus ihren Gedanken.
„Guten Abend, George. Hier ist Elizabeth Parker. Ich würde gerne mit Sir Thomas sprechen.“
„Ich bedaure, Miss Parker, doch Sir Thomas hat einen Gast und ist momentan nicht abkömmlich.“ Hörte sie da etwa eine gewisse Schadenfreude in seiner Stimme? „Darf ich etwas ausrichten?“
Einen kurzen Augenblick lang überlegte Elizabeth, ob sie es später erneut versuchen sollte, doch dann entschied sie, dass sie die Nachricht ebenso gut von George übermitteln lassen konnte.
„Könnten Sie Sir Thomas bitte wissen lassen, dass er, was meinen Artikel betrifft, freie Hand hat, und er ihn nach eigenem Ermessen abändern darf? Auch was das Pseudonym angeht, hat er mein volles Einverständnis, egal welchen Namen er wählt.“
„Natürlich, Miss Parker. Ich werde Sir Thomas unterrichten. Dürfen wir denn bald wieder mit Ihrem Besuch rechnen?“
„Ich … ich weiß nicht. Im Moment … widme ich mich einem anderen Projekt.“
„Ich verstehe.“
„Aber bitte richten Sie Sir Thomas meine Grüße aus. Und sagen Sie ihm, dass ich für alles, was er für mich und Daniel Mason getan hat, aufrichtig dankbar bin.“
Sie beendete gerade das Gespräch, als es an der Tür klopfte. Da sie im Moment keinen der anderen sehen, geschweige denn mit ihnen sprechen wollte, tat sie so, als hätte sie das Klopfen nicht gehört, drehte die Musik lauter und legte sich wieder aufs Bett. Doch es half nichts. Als sie auch auf das zweite Klopfen nicht reagierte, wurde die Tür einfach geöffnet.
„Komm mit“, forderte Wood im Befehlston eines Drill-Sergeants. „Wir müssen uns unterhalten.“
„Nicht jetzt“, murmelte Elizabeth und rollte sich von ihm weg auf die Seite. Einer Diskussion mit Wood fühlte sie
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