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… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)

… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)

Titel: … und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Singer
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sich und hellte sich etwas auf. Er schenkte ihr sogar ein warmes, zärtliches Lächeln. „Meine Sonne“, sagte er und trat von der Barriere zurück in die Mitte des Kreises.
    „Meine Welt.“ Sie war sich nicht sicher, ob er sie gehört hatte, denn die Worte waren beinahe lautlos über ihre Lippen gekommen.
    Beide klammerten sich an ihren Blickkontakt, bis nacheinander die neun jugendlichen Arme Kalis und zuletzt George und Sir Thomas unter die Kuppel traten. Sie alle wirkten hochkonzentriert und schenkten ihren Gefangenen keinerlei Beachtung. Hamilton ging vor seinem zukünftigen Körper in die Knie und senkte den Kopf wie zum Gebet, während George in der Schale, die er am Abend heraufgetragen hatte, ein loderndes Feuer entfachte.
    „Kali-Ma“, sagte er dabei mit tragender Stimme, die so gar nicht zu dem stillen und devoten Diener passen wollte. “Herrin über den Wandel, sieh wohlwollend auf deinen Sohn. Nimm unsere Opfer, und schenke ihm die Gunst der Wiederkehr, um deinen Willen fortzuführen.“
    Die Fläche unter der Kuppel war nun hell erleuchtet, während alles darum herum in völliger Dunkelheit lag. Fast war es, als befänden sie sich nicht mehr in einem viktorianischen Glashaus auf dem Dach eines altehrwürdigen englischen Herrenhauses. Nein, sie waren in einem vergessenen Kalitempel, mitten im indischen Urwald, und Elizabeth erwartete beinahe die Geräusche wilder Tiere zu hören, die in der Finsternis auf der Lauer lagen. Selbst die Luft war mit einem Mal dampfend schwül wie in den Tropen und sorgte dafür, dass sich Schweiß auf ihrer Stirn und im Nacken bildete.
    Die neun jungen Männer stimmten in den Sprechgesang der älteren mit ein, bevor sie sich um den Bannkreis verteilten, die starren Gesichter der Statue zugewandt.
    Daniel stand erhobenen Hauptes in ihrer Mitte, unbeugsam, und entschlossen, keine Furcht zu zeigen. Seine Augen ruhten bedeutungsvoll auf Simon, der seinem Blick auswich und aussah, als würde er jeden Moment kollabieren.
    „Hört auf damit!“, brach es jäh aus Elizabeth heraus. „Das ist Wahnsinn! Was ihr da tut ist Unrecht“ Sie schrie so laut, dass ihre Lungen zu bersten drohten. „Hamilton will nur sein eigenes, erbärmliches, Leben verlängern, das ist alles. Ihr alle seid ihm völlig egal!“
    Hamilton nickte kaum wahrnehmbar, woraufhin einer der älteren Thugs sofort seine mit Öl gefüllte Schale abstellte und auf Elizabeth zukam. Im Gehen nahm er das Halstuch ab und drehte es geschickt zusammen.
    „Er würde jeden einzelnen von euch ohne zu zögern opfern, wenn er dadurch nur einen einzigen Tag länger le-“ Der Thuggee hatte Elizabeth von hinten das Tuch über den Mund gelegt und zog daran, bis sich ihr Kiefer weit öffnete und der Stoff zwischen ihren Zähnen steckte. Dann verknotete er es hinter der Säule, sodass sie ihren Kopf kaum noch bewegen konnte.
    Daniel sah sie inständig bittend an, als wollte er sagen: „Beruhige dich. Denk an dein Versprechen!“ Doch auch wenn es ein sinnloses Unterfangen war, so brüllte sie dennoch gegen den Knebel an, während sie versuchte ihren Kiefer noch weiter zu öffnen und mit der Zunge den Stoff aus dem Mund zu schieben.
    Krampfhaft atmete sie ein und aus. Sie meinte nicht genug Luft durch die Nase zu bekommen. Ihr wurde schwindelig, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als hilflos dem albtraumhaften Schauspiel unter der Kuppel zu folgen.
    Die sieben älteren Thuggees knieten nun vor der Statue. Die brennenden Schalen hielten sie mit beiden Händen über ihren Köpfen, wodurch das wütende Gesicht der Hindugöttin im zuckenden Feuerschein beinahe lebendig wirkte. Der rhythmische Sprechgesang wurde immer lauter und intensiver, bis die Luft unter der Kuppel, der Holzboden, ja selbst die Pflanzen um sie herum im Gleichklang zu vibrieren schien.
    Das Ganze ähnelte auf groteske Weise der Zeremonie in Sandra Headways Hinterzimmer, nur dass die fremden Worte, die hier gesprochen wurden, keine positiven Gefühle in Elizabeth weckten, sondern lediglich Angst und Schrecken.
    Rafid, Ian Carmichaels Mörder, trat zwischen den knienden Männern hindurch vor George und die Kalistatue. Er neigte demütig den Kopf und warf etwas in die große Schale, das zischend und begleitet von einer schwarzen Rauchwolke verbrannte. Dann reichte ihm George mit beiden Händen ein kleines Gefäß, das Rafid ehrfürchtig entgegennahm, um daraus zu trinken. Anschließend zog er seinen geschwungenen Bhowanee-Dolch aus dem Gürtel und schnitt

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