… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)
damit ohne zu zögern tief in seine Handfläche. Bevor er den Dolch George überreichte, umschloss er mit seiner blutigen Faust die Klinge, an der nun neben Ians Blut auch sein eigenes haftete.
George nahm den Dolch mit einem würdigenden Nicken entgegen, wischte mit dem Daumen über die Oberseite der Klinge und drückte ihn dann auf Rafids Stirn, so, wie Hamilton es zuvor bei Elizabeth getan hatte. „Dein Opfer wird belohnt werden“, sagte er dabei.
Während Rafid mit glasigen Augen an seinen Platz im Kreis zurückkehrte, strich George mit dem Zeigefinger die andere Seite der Klinge entlang, beugte sich über den Körper des komatösen Mannes, murmelte etwas Unverständliches und zeichnete mit dem Blut ein verschlungenes Symbol auf dessen Stirn. Danach wandte er sich Hamilton zu.
Der alte Mann hatte in der Zwischenzeit seine Kurta abgelegt und kniete nun mit nacktem Oberkörper vor der Statue. Seine Arme waren abgewinkelt, und die Handflächen zeigten nach oben, als würde er ein unsichtbares Tablett vor sich hertragen.
Georges Finger glitt ein weiteres Mal über die Klinge, dann zeichnete er das gleiche Symbol auf Hamiltons Stirn. Abschließend verneigte er sich vor der Göttin und platzierte den Dolch in ihrer untersten linken Faust.
Der nächste Junge trat vor, niemand, den Elizabeth kannte, und alles wiederholte sich, bis auf eine Ausnahme. Diesmal öffnete George dem Mann zu Kalis Füßen den Mund und bestrich die Zunge mit dem Blut von dem Dolch.
Dieser Anblick verursachte bei Elizabeth einen Würgereiz, erst recht, als George das gleiche bei Hamilton tat. Ihr Blick huschte zu Daniel, auf dessen Gesicht sich der gleiche Abscheu spiegelte.
Es folgte Warren, mit dessen Blut, vermischt mit dem von Justin, George ein Symbol auf die Kehle des jungen und des alten Mannes zeichnete.
Nun war Simon an der Reihe, dessen Zittern nicht zu übersehen war. Sein angsterfüllter Blick huschte erst zu Daniel, dann zu Elizabeth, und sie fragte sich, ob er bereits die Bestrafung kannte, die ihn nach dem Vollzug des Rituals erwartete.
Simon zögerte, als er den Dolch an seine Handfläche setzte, doch dann schnitt er mit einem energischen Ruck hinein und umfasste mit der Faust die Klinge, an der auch Daniels und Elizabeths Blut klebte. Er reichte sie George, der mit dem Blut ein Zeichen auf Höhe des Herzens zog. Simon kehrte an seinen Platz zurück, ohne einen roten Punkt auf die Stirn erhalten zu haben. Sein Opfer würde wohl nicht belohnt werden …
Einer nach dem anderen trat vor, bis am Ende die Oberkörper der beiden Männer mit blutigen Symbolen bedeckt und neun von Kalis erhobenen Händen dolchbewehrt waren.
Alle jugendlichen Thugs hatten sich im Schneidersitz niedergelassen. Die blutverschmierten Hände vor der Stirn aneinandergelegt, wiegten sie sich murmelnd vor und zurück. Sie schienen in einer tiefen Trance versunken zu sein. Da sogar Simon in diesen Dämmerzustand verfallen war, ging Elizabeth davon aus, dass es sich bei dem Gebräu, welches ihnen von George verabreicht worden war, um eine Art von Droge handelte.
Der Himmel begann sich über der gläsernen Kuppel bereits aufzuhellen, als Hamilton etwas aus seiner Hose zog. Es war das Sonnenamulett, das im Feuerschein nicht silbern, sondern golden funkelte. Sie hatten es auf eine lange Kette gezogen, die Hamilton nun sorgsam um den Hals des jungen Mannes legte. Dann nahm er von George die Schale entgegen und trank selbst einen langen Schluck daraus.
Elizabeths Augen richteten sich wieder auf Daniel. Nun hatte also der letzte Akt begonnen, an dessen Ende Hamilton einen neuen Körper haben und Daniels Lebensenergie auf ihn übergegangen sein würde.
Daniel erwiderte ihren zittrigen Blick und zwang ein tapferes Lächeln auf sein Gesicht. Dieses Lächeln, dieser Beweis seiner Stärke und seiner Größe brachte die hauchdünne Schicht aus Panzerglas, die bis jetzt verhindert hatte, dass die Ausweglosigkeit ihrer Situation vollends zu Elizabeth durchdrang, endgültig zum Zerspringen. Das hier durfte einfach nicht geschehen! Wie konnte ein so aufrechter Mensch, eine so strahlende Seele, einfach aufhören zu existieren? Und das, nur damit ein Monster wie Hamilton sein Leben verlängern konnte? Wo lag da der höhere Sinn, von dem Sandra gesprochen und an den sie so fest geglaubt hatte? Wie konnten die höheren Mächte das nur zulassen? Gab es denn keinerlei Gerechtigkeit?
Während Elizabeth erneut vergebens gegen den Knebel anbrüllte, hoben zwei Thuggees
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