… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)
sah auf. „Sein Talisman? So etwas, wie ein Glücksbringer?“ Ihre Stimme war rau und zeigte das erste Mal einen Hauch von Emotion. Ihre linke Hand wanderte unbewusst die Brust hinauf zu der Stelle, wo sich Daniels silbernes Sonnenamulett befunden hatte, bevor es ihr vor einer Woche gestohlen worden war.
„Ja“, nickte Mrs Orkafu. „Ein Talisman, den er von seiner Großmutter bekam.“ Sie schloss ihre Augen. „Der ihn beschützen sollte.“
„Wie sah er aus?“, wollte Elizabeth wissen.
„Genau so“, meldete sich Hannah und zeigte auf einen weißen, kugelförmigen Anhänger, den sie an einer Silberkette um den Hals trug. „Wir alle haben einen bekommen. Großmutter sagt, sie beinhalten ein Stück Heimat und damit ein Stück unserer Vorfahren, die über uns wachen.“
„Ich nehme an, Adam hat den Talisman immer getragen?“
„Ja, das hat er“, bestätigte Hannah.
„Danke, für Ihre Hilfe“, sagte Elizabeth abschließend. „Nur eins noch. Haben Sie Winonas Nachnamen und eventuell ihre Adresse? Wir würden versuchen, mit ihrer Hilfe mehr über diesen Steve herauszubekommen.“
„Sie heißt Winona Taylor“, antwortete Hannah. „Ihre Adresse kenne ich nicht, aber Adams Schule kann Ihnen da sicher weiterhelfen. Er ging auf die St. Andrew´s.“
„Danke“, sagte Elizabeth erneut und klappte das Buch zu. „Dürfen wir uns noch mal bei Ihnen melden, falls wir weitere Fragen haben?“
„Natürlich“, erwiderte Mrs Orkafu. „Wir tun alles, um zu helfen. Auch wenn es uns Adam nicht zurückbringt, so hoffen und beten wir doch, dass seine Mörder gefunden werden. Die Wunde wird niemals heilen, aber vielleicht hört sie dann auf zu pochen. Wie war der Name des Jungen, für dessen Familie Sie arbeiten?“
„Sein Name war Danny“, antwortete Riley leise.
Beim Klang seines Namens fuhr Elizabeth blitzartig in die Höhe und drängte, ohne sich zu verabschieden, zwischen den Stühlen hindurch zur Tür. Sie war schon fast auf der Straße, da hörte sie noch: „Sagen Sie seiner Familie bitte, dass wir für Dannys Seele beten.“
„Toller Auftritt“, bemerkte Riley, als er eine Minute später aus dem Laden kam und neben Elizabeth trat. Sie lehnte mit geschlossenen Augen und geballten Fäusten an der Hausmauer und konzentrierte sich darauf, gleichmäßig ein- und auszuatmen. „Hat sicher Eindruck gemacht.“
„Tut mir leid“, entgegnete sie seufzend. Ihr war schwindelig und übel, was kein Wunder war, hatte sie doch seit gestern früh kaum etwas zu sich genommen. „Hör mal, ich brauche dringend etwas zu essen. Wartest du kurz?“ Ohne Rileys Antwort abzuwarten, stieß sie sich von der Wand ab und überquerte die Straße, um sich in einem kleinen Supermarkt ein Sandwich zu kaufen.
Da es in der Gegend, in der sie sich befanden, kaum Taxis gab, machten sie sich anschließend zu Fuß auf den Weg zu einer Bushaltestelle. „Das war vorhin echt clever von dir, nach einer Freundin und einem Rivalen zu fragen“, sagte Elizabeth nach einer Weile, während sie an ihrem Thunfischsandwich pickte.
Riley zuckte mit den Achseln. „War so ´ne Art Eingebung.“
„Denkst du, Mick kommt an das Schülerverzeichnis von St. Andrew´s heran?“
„Klar.“
Nachdem sie erneut einige Zeit still nebeneinander hergegangen waren, fragte sie plötzlich: „Warum bist du eigentlich noch hier, Riley?“
„Wenn du mich jetzt auch noch loswerden willst, musst du mich schon vor ein fahrendes Auto stoßen.“
Elizabeth ließ sich nicht provozieren. „Ich meine, warum hilfst du uns noch? Du hast Danny einen Gefallen geschuldet, nicht uns.“ Sie schluckte schwer. „Und nun, da er fort ist … Du kannst doch jederzeit nach Hause gehen.“
Riley antwortete nicht sofort, doch dann meinte er: „Wer sagt, dass es daheim sicher ist?“
„Ist das wirklich der einzige Grund?“
„Nein.“ Zum ersten Mal, seit dem Morgen, sah Riley ihr in die Augen. „Ich kann euch nicht einfach hängen lassen. Ich hab ihm doch mein Wort gegeben …“ Er brach ab, als sei es ihm peinlich, darüber zu sprechen. Die Muskeln in seinem schmalen Gesicht spannten sich. „Meinen Leuten, also den Pavees, ist Ehre echt wichtig, weißt du. Man ist für seine Familie und für seine Freunde da, man lässt sie auf keinen Fall im Stich, und Versprechen sind heilig. Das sind praktisch die Pfeiler, auf denen unsere Gemeinschaft gebaut ist. Ich habe Danny versprochen, zu helfen. Und nur, weil … weil er jetzt weg ist, heißt das noch lange nicht,
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