… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)
sie ihnen nicht auffallen?“
„Ich schätze nicht“, sagte er und holte einen Kamm. „Sie werden vermutlich annehmen, dass das die Augenfarbe des Jungen ist.“ Nachdem er sein Haar nach hinten frisiert hatte, präsentierte er Elizabeth sein Werk. „Besser?“
„Viel besser.“
Daniel atmete durch und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. Die Geste war vertraut und dennoch ungewohnt, schließlich spürte sie auf ihrer Haut starke, warme Hände und nicht eine hauchzarte, von kühlem Prickeln begleitete Berührung. „Bist du bereit?“
„Nein“, antwortete sie leise. „Aber ich will endlich nach Hause.“
„Du vertraust mir doch, nicht wahr? Du weißt, dass alles was ich da draußen sagen und tun werde, nur Show ist.“
„Natürlich.“ Sie legte ihre Hände flach auf seine Brust und spürte den beschleunigten Herzschlag. „Keine Sorge. Und ich werde einen sehr glaubhaften Zombie abgeben“, Sie lächelte schwach. „Darin habe ich nämlich Übung.“
„Sehr gut. Es muss so aussehen, als stündest unter meinem Bann.“ Er drückte seine Lippen auf ihre Stirn und schloss sie noch mal fest in die Arme. „Dann kann es ja losgehen.“
Wie an jenem grauenvollen Morgen, nachdem Daniel von Hamilton erfolgreich beschworen worden war, entspannte Elizabeth bewusst alle Muskeln, bis ihr Gesicht einer leeren Leinwand glich. So fror sie sich ein. Sie durfte keinerlei Emotionen zeigen, weder positive noch negative. Aus ihr musste eine seelenlose Schaufensterpuppe werden. Um den abwesenden Ausdruck noch zu verstärken, bemühte sie sich, langsam, beinahe in Zeitlupe, zu blinzeln.
Doch als sie hinaustraten und bereits im nächsten Korridor Thuggees begegneten, merkte Elizabeth, dass die Schwierigkeit weniger darin bestand, eine ausdruckslose Miene zu bewahren, als darin, den Blick ins Leere gehen zu lassen und nichts und niemanden direkt anzusehen.
Daniel spielte seinen Part indes mit Perfektion. Er nahm die Respektbekundungen gut gelaunt entgegen, sprach die drei Männer mit Namen an und wechselte mit ihnen ein paar unverbindliche Worte. Hin und wieder zögerte er zwar kurz, wenn er nach den richtigen Informationen in den fremden Erinnerungen suchte, doch das fiel allein Elizabeth auf. Souverän bediente er sich Hamiltons geschliffener und etwas altmodischer Ausdrucksweise.
Schließlich setzten sie ihren Weg fort.
„Hast du Hunger?“, flüsterte Daniel, sobald die Luft rein war.
„Wie ein Bär.“
„Ich auch! Lass uns schnell einen Happen essen.“
Also schlugen sie den Weg zur Küche ein, den Daniel so problemlos fand, als wäre er hier zu Hause. Vereinzelt begegneten ihnen Thugs, und sie mussten immer wieder kurz anhalten, um Gratulationen zum gelungenen Ritual entgegen zu nehmen. Keiner der Männer schien sich über die apathische Frau an der Seite ihres Meisters zu wundern, anscheinend wusste jeder über Hamiltons kleine Trophäe Bescheid. Und sie alle fieberten den Feierlichkeiten am Abend entgegen, auf denen sich Hamilton innerhalb einer pompösen Zeremonie in seiner neuen Hülle präsentieren sollte.
Elizabeth schloss aus den Gesprächen, dass zu der Party etwa zweihundert höher stehende Thuggees erscheinen würden. Nur die verdienstvollsten Anhänger waren bereits seit gestern Abend zu Gast und durften ihren Acharya schon vorher sehen. Sie alle fühlten sich hochgeehrt, zu diesem erlauchten Kreis zu gehören.
Endlich erreichten sie die Küche, wo Sam Jeffreys gerade dabei war, sich großzügig bei den auf dem Arbeitstisch bereitstehenden Sandwiches zu bedienen.
Elizabeth hätte am liebsten sofort auf dem Absatz kehrt gemacht, doch Daniel streichelte beruhigend über ihren Rücken. „Sam, mein Lieber“, begrüßte er ihren ehemaligen Chef gelassen.
Jeffreys zuckte erschrocken zusammen und stellte hastig seinen Teller ab. „Acharya!“, keuchte er mit einer leichten Verbeugung. „Ich bin froh und erleichtert, dass alles gut gegangen ist. Nicht, dass ich daran gezweifelt hätte!“, ergänzte er eilends.
„Natürlich nicht“, lächelte Daniel. „Meine bezaubernde Begleitung brauche ich dir, glaube ich, nicht vorzustellen.“
„Nein, Acharya. Elizabeth und ich sind alte Bekannte. Aber das wissen Sie ja.“
Die Art, wie Jeffreys sprach und sich ständig halb verbeugte, hatte etwas abstoßend Unterwürfiges, fand Elizabeth. Sie hatte alle Mühe, ihren Abscheu nicht zu zeigen, sondern weiterhin so zu tun, als würde sie nach etwas in weiter Ferne Ausschau halten.
„Kann sie uns
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