… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
scheinbar nicht weniger verblüfft.
„Versuch es noch mal“, schlug sie vor und sah gespannt zwischen Daniel und der Stereoanlage hin und her. Er schloss die Augen und konzentrierte sich sichtlich. Die CD sprang erneut einen Track weiter. Dann wurde die Musik lauter und anschließend wieder leiser. Schließlich schaltete sich die Stereoanlage ganz ab.
„Nett. Du kommst mit eingebauter Fernbedienung. Wie praktisch“, kicherte Elizabeth. Ihr erstes Lachen in zwei Tagen. Erschrocken über ihren Ausbruch guter Laune hob sie verlegen das Glas an die Lippen.
Daniel grinste sie an, fast ein wenig selbstgerecht, wie sie fand. Er schloss erneut die Augen und der Fernseher ging an. Dann flackerte die Leselampe neben dem Sessel, und der Fernseher schaltete sich wieder aus. „Es scheint mit allen elektrischen Geräten zu funktionieren“, stellte er fest.
„Vielleicht hat es ja damit etwas zu tun, dass du selbst auch eine Art von Energie bist“, dachte Elizabeth laut nach.
„Gut möglich. Mann, ich wünschte wirklich, ich hätte ein Handbuch mitgeliefert bekommen! Du kennst nicht zufällig jemanden, der sich auf dem Gebiet des Paranormalen auskennt?“
„Tut mir leid, nein, aber ich kann gerne mal in den Gelben Seiten nachschauen“, entgegnete Elizabeth trocken.
„Oder wie wär´s mit googeln? Ich habe gehört, dass du damit recht erfolgreich bist.“
Ups. Natürlich war er auch hier gewesen, als sie Vivian die ganze Geschichte ihres Kennenlernens erzählt hatte. „Daniel, ich …“, begann sie betreten.
„Keine Sorge, Liz“, beruhigte er sie. „Das war mir auch vorher schon klar. Du bist nämlich eine lausige Lügnerin, falls dir das noch niemand gesagt hat.“
Sie runzelte die Stirn. Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass sie log? Wenn sie so leicht zu durchschauen gewesen war, warum hatte er dann trotzdem den Abend mit ihr verbracht?
„Und außerdem“, sagte Daniel, „bin ich wirklich froh, dass du so hartnäckig warst. Es wäre nämlich eine Schande gewesen, dich nicht gekannt zu haben.“
Ihre Unterhaltung hatte einen so natürlichen und leichten Ton angenommen, dass Elizabeth beinahe die Umstände vergessen hätte, wegen derer sie hier zusammensaßen. Daniels letzter Satz brachte ihr den Irrwitz der Situation schlagartig zurück ins Bewusstsein. Wenn sie tatsächlich weder träumte noch halluzinierte und er wirklich real war, dann hatte sie eine Menge Fragen an ihn.
„Darf ich dich etwas fragen?“ Ihr Blick war auf das leere Glas in ihren Händen geheftet. „Wie war es? Zu … zu sterben, meine ich.“
Daniel seufze und antwortete nicht sofort. Schließlich erwiderte er fast flüsternd: „Ich kann es nicht genau beschreiben. Da war Schmerz. Und Kälte. Und da warst du. Die Welt schien sich auf deine Stimme und deine braunen Augen zu reduzieren. Und am Ende war da nur noch deine Stimme in der Finsternis, die mich anflehte, nicht aufzugeben und bei dir zu bleiben.“
Er erhob sich und begann im Zimmer auf und ab zu wandern. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er nach den richtigen Worten suchte. „Und dann kam der Moment“, fuhr er nach einer Minute fort, „an dem ich mich entscheiden musste.“ Er stutzte und neigte den Kopf zur Seite. „Nein, das ist nicht ganz richtig. Es war keine bewusste Entscheidung. Vielmehr hatte ich die Chance, alles hinter mir zu lassen, einfach loszulassen. Es wäre ganz einfach gewesen, ganz natürlich . Aber ich konnte nicht. Ich wollte dich nicht … enttäuschen, denke ich. Ich wollte nicht aufgeben. Und außerdem war ich so wütend! Wütend auf die Kerle, die uns angegriffen haben, und wütend, weil ich nicht wusste, wer sie waren und wieso sie es taten.“ Sein schiefes Grinsen blitze kurz auf. „Da kam wohl wieder der Polizist in mir durch, was?“ Ernster sagte er dann: „Auf jeden Fall scheine ich die Gelegenheit verpasst zu haben weiterzuziehen.“
„Und bereust du es? Nicht gegangen zu sein, als du die Chance hattest?“ Jetzt sah Elizabeth ihm in die Augen.
Daniel erwiderte ihren Blick und schüttelte leicht den Kopf. „Nein, jetzt nicht mehr.“ Als sie fragend die Augenbrauen hob, erklärte er: „Bis heute Abend konnte mich niemand sehen oder hören. Du nicht und auch sonst niemand. Du hast keine Vorstellung davon, wie unglaublich frustrierend das war. Wie ich schon sagte, blieb ich die meiste Zeit in deiner Nähe, aber ich war auch bei meiner Familie und bei Freunden. Und ich war bei Tony und in der Pathologie, um zu sehen, wie weit
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