… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
bevor …“ Die alte Dame ließ den Satz unvollendet.
„Nur einen einzigen Tag“, presste Elizabeth hervor.
„Manchmal hat das Schicksal schon einen grausamen Humor“, seufzte Nan.
„Ha!“, machte Daniel, während Elizabeth murmelte: „Kann man wohl sagen.“
„Liz, frag sie bitte, warum sie mir den Anhänger gegeben hat“, bat Daniel mit einer Stimme, die klang, als hätte er sie nur mühsam unter Kontrolle. Er stand auf und wanderte in Nans Wohnzimmer auf und ab.
„Warum haben Sie das Amulett verschenkt, wenn es doch so lange in Familienbesitz war?“
Leise lächelnd und mit einem abwesenden Blick, als erinnerte sie sich an den Tag zurück, an dem sie Daniel die kleine Sonne gegeben hatte, sagte Nan: „Ohne ihn hätten sie meinen Riley mit Sicherheit weggesperrt und obendrein den Schlüssel weggeworfen. Ich wollte mich mit einem Geschenk erkenntlich zeigen, das meine Dankbarkeit angemessen ausdrückt. Und ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass die Liebe den armen Jungen noch nicht gefunden hatte.“
Erst verwandte Seelen und nun Liebe. Es waren in der Tat große Worte, mit denen die alte Dame da um sich warf. Doch auch wenn sie es anderen gegenüber niemals zugegeben hätte, im Grunde ihres Herzens ahnte Elizabeth, dass sie den Nagel auf den Kopf trafen. Sie schloss die Augen und nahm all ihren Mut zusammen, um die nächste Frage zu stellen. „Nan, ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll, aber glauben Sie, dass diese Verbindung über den Tod hinaus bestehen bleibt?“
Daniel blieb stehen und ließ seinen Blick auf ihr ruhen. „Du denkst, das Amulett ist der Grund dafür, dass du mich sehen kannst.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
„Kindchen, natürlich existiert Liebe über den Tod hinaus“, sagte Nan und tätschelte Elizabeths Knie. „Daran dürfen Sie niemals zweifeln.“
Elizabeth räusperte sich leise. „Das meinte ich eigentlich nicht.“ Sie biss auf die Unterlippe und überlegte sich ihre nächsten Worte ganz genau. „Was ich wissen will, ist, ob Sie glauben, dass man mithilfe des Amuletts … Kontakt herstellen kann.“
„Kontakt?“ Nan sah Elizabeth zweifelnd an. Dann verstand sie. „Oh Kindchen, nein, tun Sie das nicht. Glauben Sie mir, ich habe viele meiner Lieben verloren, zu viele, und ich weiß, wie überwältigend der Wunsch sein kann, sie noch einmal zu sehen, nur noch ein einziges Mal mit ihnen zu sprechen. Aber halten Sie sich nicht an solchen Hoffnungen fest.“ Traurig schüttelte sie den Kopf. „Verzeihen Sie mir, wenn mein abergläubisches Gewäsch Sie auf falsche Gedanken gebracht hat.“
„Also eigentlich ist es so, Nan“, begann Elizabeth erneut und warf Daniel einen fragenden Blick zu, in den sie die stumme Bitte um Zustimmung legte. Er begriff sofort, was sie vorhatte, und nickte ihr zu. „Der Kontakt ist bereits hergestellt, und ich … wir möchten wissen, ob das Amulett dafür verantwortlich ist.“ Jetzt war es heraus. Elizabeth atmete einmal tief durch und sah Nan erwartungsvoll aber auch ein wenig ängstlich an.
Die alte Dame blinzelte und flüsterte dann mit großen Augen: „Ist er hier?“ Als Antwort deutete Elizabeth auf Daniel. In diese Richtung gewandt sagte Nan: „Es tut mir so leid, mein Junge. Das haben Sie wirklich nicht verdient.“ Und wieder an Elizabeth gerichtet: „Kindchen, das nächste Mal warnen Sie mich aber, wenn wir nicht alleine sind!“
„Sie nimmt es erstaunlich gut auf, findest du nicht?“ Daniel sah die alte Dame verblüfft an. Sein schiefes Grinsen huschte kurz über das Gesicht, als er sich an Elizabeth wandte. „Besser als du, um genau zu sein.“
Elizabeth nickte nur sprachlos. Damit, dass Nan ihr ohne Weiteres Glauben schenken würde, hatte sie nicht gerechnet.
„Meine Schwester hatte die Gabe, oh ja. Sie konnte mit den Geistern sprechen. Sie zog sie an wie ein Magnet.“ Nan lachte leise bei der Erinnerung. „Ich schwöre, ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie es tat, und mehr als einmal habe ich erlebt, wie sich Gegenstände in ihrer Nähe von allein bewegten.“ Die alte Dame hatte eine Hand erhoben als legte sie tatsächlich einen Schwur ab, und sprach im Brustton der Überzeugung. Offensichtlich hatte sie diese Geschichte schon das eine oder andere Mal einem weit weniger geneigten Publikum vorgetragen. „Sie hätte Ihnen bestimmt einige gute Ratschläge geben können.“
„Und denken Sie nun, dass das Amulett etwas damit zu tun hat?“, hakte Elizabeth
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