… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
Sie hatte ihm bestimmt fabelhaft gestanden.
Daniel deutete noch auf andere Freunde, Kollegen und Angehörige, aber Elizabeth hatte die Gesichter und Namen innerhalb von Sekunden wieder vergessen. Es kamen immer noch mehr Trauergäste, und die Stuhlreihen füllten sich zusehends.
Als ein alter Herr mit schlohweißem Haar zusammen mit einem Teenager herantrat und sich auf einen der letzten freien Stühle sinken ließ, sagte Daniel überrascht. „Sir Thomas! Mit ihm hätte ich nicht gerechnet.“
Elizabeth reckte den Hals, um eine bessere Sicht auf den Neuankömmling zu haben. „Ist das etwa Sir Thomas Hamilton? Dieser extrem reiche und etwas exzentrische Antiquitätenhändler? Woher kennst du ihn?“
„Ich hatte einige Male in Zusammenhang mit der Jugendarbeit mit ihm zu tun. Er unterstützt mit seiner Stiftung eine Reihe von Projekten, um Kids aus sozialen Randgruppen eine Chance zu geben. Der blonde Junge da bei ihm ist Simon Stephens. Er war in der Fußballmannschaft, die ich trainiert habe. Ein cleverer Junge, aber leider total verkorkst. Seine Eltern sind beide Alkoholiker und kümmern sich kaum um ihn. Er hatte so gut wie keine sozialen Kontakte, außer beim Fußball. Ich glaube, er sah in mir so was wie seinen großen Bruder. Ich habe Simon Sir Thomas vorgestellt, und vor ein paar Monaten konnte er ihn tatsächlich in einer Privatschule unterbringen.“
„Ja, es heißt, er sei ein richtiger Philanthrop“, bemerkte Elizabeth, während sie beobachtete, wie Hamilton lächelnd Hände schüttelte, während Simon mit gesenktem Blick und gefalteten Händen hinter ihm stand.
„Könnte man so sagen. Er ...“
Daniel brach ab, als der Leadsänger von Rock´Zone betrübt lächelnd vor Elizabeth trat und ihr die Hand reichte. „Elizabeth, hi. Erinnerst du dich an mich?“
„Natürlich, Josh. Wie geht es dir?“
„Ich fasse immer noch nicht, was passiert ist. Es ist einfach so … sinnlos.“ Josh schob seine Hände in die Hosentaschen und schüttelte traurig den Kopf.
„Ja, ich weiß …“, flüsterte Elizabeth.
„Und es tut mir auch so leid für euch beide. Bei euch hat total die Chemie gestimmt.“
„Ja, fabelhaft. Noch eine von Joshs brillanten Promoaktionen“, murrte Daniel.
„Weißt du, was Danny sagte, als wir nach dem Auftritt hinter der Bühne waren?“ Josh sah Elizabeth mit gesenktem Kopf von unten herauf an.
„Äh, nein …“
„Oh, halt bitte endlich die Klappe, Josh!“, rief Daniel flehentlich.
„Was denn?“, fragte Elizabeth neugierig nach.
„Er sagte: Jungs, mit dieser Frau möchte ich den Rest meines Lebens verbringen.“ Josh lachte leise auf. „Schätze, Danny hätte vorsichtig mit dem sein sollen, was er sich wünscht, nicht wahr?“
Elizabeth schielte zu Daniel. „Das hat er wirklich gesagt?“ Zu ihrem Erstaunen sah Daniel so aus, als würde er gleich erröten … Wenn er dazu noch imstande wäre.
Verlegen zuckte er mit den Achseln. „Im Grunde hat sich daran nichts geändert. Du musst nur Leben durch Dasein oder Existenz ersetzen.“ Er neigte den Kopf um sie auf die Stirn zu küssen.
„Also alles Gute, Elizabeth“, verabschiedete sich Josh derweil. „Vielleicht sehen wir uns ja mal.“
Der junge Mann trottete davon und gesellte sich zu seinen Bandkollegen auf der anderen Seite des offenen Grabes.
„Er ist wirklich ein netter Kerl“, bemerkte Elizabeth flüsternd.
„Ja, nur manchmal etwas zu geschwätzig.“ Daniel hielt kurz inne, dann sagte er hastig: „Da kommt Kim. Entschuldige mich bitte einen Moment, Liz.“
Damit verschwand er von ihrer Seite und erschien neben einer schlanken, blonden Frau, in der Elizabeth das Mädchen auf dem Foto in Daniels Wohnung erkannte. Kim hatte ein kleines Kind auf dem Arm, eilte auf ihre Mutter zu, die aufgestanden war und ihrer Tochter entgegen sah, und fiel ihr völlig aufgelöst um den Hals.
Auch wenn es Elizabeth schwerfiel, Daniel aus den Augen zu lassen, so wandte sie doch den Blick ab, da es ihr unangemessen erschien, diese sehr private Szene zu beobachten.
„Oh, hallo Elizabeth. So eine nette Überraschung, dich hier zu treffen.“
Erschrocken fuhr Elizabeth herum und sah sich Auge in Auge Lorna Burnell gegenüber. Die ehemalige Kollegin war drahtig, hatte kurze, rot gefärbte Haare, eine modische Brille auf der Nase und vibrierte förmlich vor Energie und Ehrgeiz. Sie lächelte Elizabeth breit an, ihr berüchtigtes Bullterrier-Lächeln, und musterte sie von oben bis unten. „Du Arme siehst ja noch
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