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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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und einzelnen Blüten in dünnen Vasen. Vor allem der Geruch von Narzissen lag inder Luft. Und in einem Klassenzimmer seitlich der Aula war sogar ein Café eingerichtet worden, in dem winzige Sandwiches und selbstgebackener Kuchen angeboten wurden.
    »Natürlich gewinnt Mrs. Cartwright beim Quiche-Wettbewerb«, sagte eine Stimme in Agathas Nähe.
    Sie drehte sich um. »Warum sagen Sie das?«
    »Weil Mr. Cummings-Browne der Preisrichter ist«, antwortete die Frau und verschwand in der Menge.
    Lord Pendlebury, ein dürrer älterer Herr, der wie ein Geist aus edwardianischer Zeit aussah und ein größeres Anwesen oberhalb des Dorfes besaß, sollte die Gewinnerin des Quiche-Wettbewerbs bekanntgeben, obgleich Mr. Cummings-Browne sie bestimmte.
    Aus Agathas Quiche war ein sehr schmales Stück herausgeschnitten worden, genau wie aus den anderen. Sie schmunzelte. Ein Hoch auf die Quicherie. Die Spinat-Quiche war selbstverständlich die beste von allen hier. Die Tatsache, dass sie sie eigentlich selbst hätte zubereiten müssen, belastete Agathas Gewissen kein bisschen.
    Das Orchester verstummte. Jemand half Lord Pendlebury auf das Podium vor den Musikern.
    »Die Gewinnerin des großen Quiche-Wettbewerbs ist …«, begann Lord Pendlebury mit zittriger Stimme, dann hantierte er ungelenk mit einem Haufen loser Blätter herum, hob sie hoch, strich sie glatt und holte einen Zwicker hervor. Wieder blickte er hilflos auf die Papiere, bis Mr. Cummings-Browne auf das richtige Blatt zeigte.
    »Ah, du meine Güte! Ja, ah, ja«, brabbelte Lord Pendlebury. »Äh-häm! Die Gewinnerin ist … Mrs. Cartwright.«
    »Verdammter Mist«, murmelte Agatha.
    Wütend beobachtete sie, wie Mrs. Cartwright, eine dunkelhaarige Frau mit recht dunklem Teint, auf die Bühne stieg, um ihren Preis entgegenzunehmen. Es war ein Scheck. »Wie viel?«, fragte Agatha die Frau neben sich.
    »Zehn Pfund.«
    »Zehn Pfund!«, rief Agatha, die überhaupt nicht gefragt hatte, welcher Preis zu gewinnen war, sondern naiv angenommen hatte, es wäre irgendein Silberpokal. Sie hatte ihn sich schon vorgestellt, wie er mit ihrem eingravierten Namen auf ihrem Kaminsims stand. »Wie soll sie das denn feiern? Mit einem Abendessen bei McDonald’s?«
    »Es ist der Gedanke, der zählt«, sagte die Frau unsicher. »Sie sind Mrs. Raisin, nicht? Die, die Budgen’s Cottage gekauft hat. Ich bin Mrs. Bloxby. Mein Mann ist der Vikar. Dürfen wir hoffen, Sie am Sonntag in der Kirche zu sehen?«
    »Wieso Budgen’s?«, fragte Agatha. »Ich habe das Cottage von einem Mr. Alder gekauft.«
    »Es war schon immer Budgen’s Cottage«, sagte die Frau des Vikars. »Er ist zwar schon seit fünfzehn Jahren tot, aber für uns im Dorf ist und bleibt es Budgen’s Cottage. Er war ein guter Mann. Na, wenigstens brauchen Sie sich nicht um Ihr heutiges Abendessen zu sorgen, Mrs. Raisin. Ihre Quiche sieht köstlich aus.«
    »Ach, werfen Sie sie meinetwegen weg«, fauchte Agatha. »Meine war die beste. Dieser Wettbewerb ist eine Lachnummer.«
    Mrs. Bloxby bedachte Agatha mit einem ebenso traurigen wie vorwurfsvollen Blick, bevor sie ging.
    Agatha war mulmig zumute. Sie hätte gegenüber der Vikarsfrau nicht so zickig sein dürfen. Mrs. Bloxby schien eine nette Frau zu sein. Aber leider kannte Agatha nur drei Formen von Gespräch, und in denen ging es darum, ihren Mitarbeitern Befehle zu erteilen, den Medien Aufmerksamkeit abzuringen oder ihren Kunden zu schmeicheln. Irgendwo in ihrem Hinterkopf regte sich der vage Gedanke, dass Agatha Raisin unter Umständen kein besonders liebenswerter Mensch war.
    An diesem Abend ging sie hinunter zum Red Lion. Der Pub war wirklich ganz hübsch, fand sie, als sie sich in dem niedrigen, verqualmten Lokal umsah. Der Fußboden war aus Stein, in großen Schalen standen Frühlingsblumen, und die bequemen Stühle und befestigten Tische hatten eine anständige Höhe zum Essen und Trinken, nicht wie diese »Cocktail«-Tischchen in Kniehöhe, bei denen man sich den Magen einklemmte, um an sein Essen zu gelangen. Einige Männer waren an der Bar. Sie lächelten und nickten Agatha zu, dann unterhielten sie sich weiter. Agatha bemerkte eine Schiefertafel, auf der die angebotenen Speisen standen. Nachdem sie bei der hübschen Wirtstochter Lasagne und Pommes frites bestellt hatte, zog sie sich mit ihrem Getränk an einen Ecktisch zurück. Wie damals als Kind sehnte sie sich danach, zu diesen Leuten zu gehören, Teil dieser alten, ländlichen Tradition voller Schönheit und

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