Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
Vom Netzwerk:
Cummings-Browne stieß. Das Gesicht verzerrt und bläulich lag er zusammengekrümmt am Boden. Mrs. Simpson wich zurück und hielt sich beide Hände vor den Mund. Unwillkürlich dachte sie, dass Mrs. Cummings-Browne aushäusig sein musste. Das Telefon stand auf dem Fensterbrett. Mrs. Simpson nahm all ihren Mut zusammen, beugte sich über den Toten und wählte den Notruf. Auf die Frage der Zentrale sagte sie, dass in dem Haus ein Krankenwagen und die Polizei gebraucht würden. Hinterher schloss sie sich in der Küche ein und wartete. Sie kam gar nicht auf die Idee nachzusehen, ob Mr. Cummings-Browne wirklich tot war, oder nach draußen zu laufen und um Hilfe zu rufen. Stattdessen hockte sie am Küchentisch, die Hände wie zum Gebet gefaltet, und war starr vor Schreck.
    Der örtliche Polizist traf als Erster ein. Police Constable Fred Griggs war ein dicker, fröhlicher Kerl, der gewöhnlich damit zu tun hatte, gestohlene Autos während der Urlaubssaison zu suchen und den einen oder anderen angetrunkenen Fahrer zu verwarnen.
    Er beugte sich gerade über die Leiche, als der Krankenwagen vorfuhr.
    Inmitten des ganzen Gewusels erschien Mrs. Cummings-Browne auf der Treppe, einen karierten Morgenmantel um sich geschlungen.
    Als man ihr sagte, dass ihr Ehemann tot sei, griff sie nach dem Treppenpfosten und sagte völlig entgeistert: »Nein, das kann nicht sein! Er war nicht mal hier, als ich nach Hause kam. Er hatte zu hohen Blutdruck. Es muss ein Schlaganfall gewesen sein.«
    Doch Fred Griggs waren die Pfützen von getrocknetem Erbrochenem aufgefallen und das verzerrte bläuliche Gesicht des Toten. »Wir dürfen nichts anfassen«, sagte er zu den Sanitätern. »Ich bin mir verdammt noch mal ziemlich sicher, dass er vergiftet wurde.«
    Agatha Raisin ging am Sonntagmorgen in die Kirche. Sie erinnerte sich nicht, jemals zuvor in einer Kirche gewesen zu sein, glaubte jedoch, dass hinzugehen eines der Dinge war, die man einfach tat, wenn man in einem Dorf lebte. Der Gottesdienst begann früh, um halb neun, weil der Vikar anschließend noch in zwei Nachbardörfern predigen musste.
    Sie sah P. C. Griggs’ Wagen und einen Krankenwagen vor dem Haus der Cummings-Brownes stehen. »Was wohl passiert sein mag?«, fragte Mrs. Bloxby. »Mr. Griggs sagt uns nichts. Ich hoffe, dem armen Mr. Cummings-Browne ist nichts Schlimmes zugestoßen.«
    »Ich schon«, entgegnete Agatha. »Könnte keinen ›netteren‹ Kerl treffen.« Mit diesen Worten marschierte sie an der Pfarrersfrau vorbei in die dämmrige St. Jude Kirche. Drinnen nahm sie sich ein Gebet- und ein Gesangsbuch und setzte sich in die hinterste Bank. Sie trug ihr neues rotes Kleid und einen breitkrempigen schwarzen Strohhut mit roten Mohnblumen. Als die Gemeinde nach und nach eintraf, stellte Agatha fest, dass sie viel zu auffällig gekleidet war. Alle anderen waren in ihren Alltagssachen gekommen.
    Beim ersten Lied hörte Agatha die sich nähernden Polizeisirenen. Was in aller Welt war geschehen? Falls einer der Cummings-Brownes tot umgefallen sein sollte, würde es doch sicher nicht mehr brauchen als einen Krankenwagen und den hiesigen Polizisten. Die Kirche war klein, im 14. Jahrhundert erbaut, mit hübschen farbigen Fenstern und wunderschönen Blumenarrangements drinnen. Hier wurde die alte anglikanische Bibel benutzt und aus dem Alten wie dem Neuen Testament gelesen. Unterdessen rutschte Agatha unruhig auf ihrer Kirchenbank herum und fragte sich, ob sie sich nach draußen schleichen und herausfinden könnte, was vorgefallen war.
    Der Vikar stieg auf die Kanzel und begann mit seiner Predigt. Sogleich verpufften Agathas Fluchtgedanken. Reverend Alfred Bloxby war ein kleiner, dünner, asketisch wirkender Mann, aber von einer überwältigenden Präsenz. In einem schönen, melodischen Tonfall begann er zu predigen, und das Thema seiner Predigt war »Liebe deinen Nächsten«. Agatha kam es vor, als richtete sich die Predigt direkt an sie. Wir waren zu schwach und ohnmächtig, um die Dinge dieser Welt zu verändern, sagte er, doch wenn sich jeder seinem Nächsten gegenüber gütig, höflich und freundlich verhielt, würde sich dies wellengleich fortsetzen und ausbreiten. Wohltätigkeit begann zu Hause. Agatha dachte daran, wie sie Mrs. Simpson von Mrs. Barr abgeworben hatte, und ihr war gar nicht wohl dabei. Als es zur Kommunion ging, blieb sie auf ihrem Platz, weil sie sich mit diesem Ritual nicht auskannte. Schließlich stimmte sie erleichtert in das letzte Lied, M y Country, Tis of

Weitere Kostenlose Bücher