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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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Sicherheit zu sein. Doch sie war eine Außenseiterin. Hatte sie eigentlich je irgendwo dazugehört, abgesehen von der flüchtigen Welt der PR ? Wenn sie jetzt tot umfiele, gleich hier und jetzt auf den Fußboden des Pubs, würde dann irgendjemand um sie trauern? Ihre Eltern waren tot. Gott allein wusste, wo ihr Mann steckte, und auch der würde ihr gewiss keine Träne nachweinen. Mist, der Gin zieht einen runter, dachte Agatha verärgert und bestellte sich ein Glas Weißwein zur Lasagne. Letztere war eindeutig in der Mikrowelle erhitzt worden, so fest wie sie am Boden der Form klebte.
    Aber die Pommes frites waren gut. Das Leben hielt eben doch kleine Freuden bereit.
    Mrs. Cummings-Browne wollte sich auf den Weg zur Probe von Blithe Spirit im Gemeindesaal machen. Sie führte die Regie bei der Carsely Dramatic Society und bemühte sich vergebens, ihren Laienschauspielern den Gloucestershire-Akzent auszutreiben. »Warum kann nur keiner von ihnen vernünftig sprechen?«, jammerte sie, als sie ihre Handtasche holte. »Sie hören sich an, als würden sie Schweine ausweiden oder was immer man mit Schweinen tut. Apropos Schweine, ich habe die Quiche dieser furchtbaren Mrs. Raisin mitgebracht. Sie wollte sie nicht und meinte, wir sollen sie wegwerfen. Ich dachte, du magst vielleicht etwas davon zum Abendessen. In der Küche stehen ein paar Stücke. Ich hatte reichlich Kuchen und Tee, also esse ich heute nichts mehr.«
    »Ich glaube, ich esse auch nichts mehr«, sagte Mr. Cummings-Browne.
    »Tja, falls du es dir anders überlegst, kannst du die Quiche in der Mikrowelle aufwärmen.«
    Mr. Cummings-Browne trank einen Whisky und sah fern, bedauerte allerdings, dass es vor neun Uhr war und mithin ausgeschlossen, nackte Haut zu sehen zu bekommen. Also begnügte er sich mit Natursendungen von kopulierenden Tieren. Er gönnte sich noch einen Whisky und bekam Hunger. Die Quiche fiel ihm wieder ein. Es hatte Spaß gemacht, Agatha Raisins Miene bei dem Wettbewerb zu beobachten. Sie hatte allen Ernstes erwartet, dass er sich für das spendierte Abendessen revanchierte, diese dumme Pute! Leute wie Agatha Raisin, diese Yuppiefrauen mittleren Alters, kannten einfach keine Manieren. Er ging in die Küche,stellte zwei Stücke Quiche in die Mikrowelle, entkorkte eine Flasche Claret und schenkte sich ein Glas ein. Dann nahm er sich ein Tablett für den Teller und das Glas und trug alles ins Wohnzimmer, wo er sich wieder vor den Fernseher setzte.
    Zwei Stunden später und kurz vor der angekündigten Gruppenvergewaltigung in dem Film, den er inzwischen sah, begann sein Mund zu brennen, als stünde er in Flammen. Er fühlte sich todkrank, kippte vornüber aus seinem Sessel und wand sich würgend auf dem Teppich. Noch während er versuchte, zum Telefon zu kriechen, verlor er das Bewusstsein – ausgestreckt hinter dem Sofa liegend.
    Mrs. Cummings-Browne kam kurz nach Mitternacht nach Hause. Sie sah ihren Mann nicht, weil er hinter der Couch lag. Ebenso wenig bemerkte sie im dämmrigen Licht die Lachen von Erbrochenem. Ärgerlich murmelte sie vor sich hin, löschte die Lampe und schaltete den Fernseher aus.
    Dann ging sie in ihr Schlafzimmer – es war lange her, seit sie eines mit ihrem Mann geteilt hatte –, entfernte ihr Make-up, zog sich aus und schlief bald tief und fest.
    Mrs. Simpson traf früh am nächsten Morgen ein. Auch sie war verärgert, weil ihr Arbeitsplan durcheinandergebracht worden war. Erst war da der Wechsel von Mrs. Barr zu Mrs. Raisin, und nun bestand Mrs. Cummings-Browne darauf, dass sie am Sonntagmorgen bei ihr putzte, weil die Cummings-Brownes am Montag in die Toskana reisen wollten und das Haus vorher sauber sein sollte. Aber wenn sie sich richtig anstrengte, konnte sie es immer noch rechtzeitig zu ihrem Job im Supermarkt von Evesham schaffen, der um zehn Uhr begann.
    Sie ließ sich selbst mit dem Ersatzschlüssel unter der Fußmatte herein, brühte sich eine Tasse Kaffee auf und trank sie am Küchentisch. Dann fing sie mit der Küche an. Sie hätte lieber als Erstes die Schlafzimmer gemacht, aber sie wusste ja, dass die Cummings-Brownes lange schliefen. Sollten sie jedoch nicht wach sein, bis sie mit dem Wohnzimmer fertig war, musste sie die beiden wohl oder übel wecken. Die Küche hatte sie in Rekordzeit geputzt und ging zum Wohnzimmer, aus dem ihr ein säuerlicher Geruch entgegenschlug. Sie rümpfte die Nase und ging um das Sofa herum zum Fenster, um es aufzureißen, als sie mit dem Fuß gegen die Leiche von Mr.

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