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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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Thee , mit ein und huschte dann ungeduldig hinaus. Am Kirchenportal schüttelte sie dem Vikar die Hand, hörte allerdings gar nicht hin, als er sie im Dorf willkommen hieß, denn ihre Aufmerksamkeit galt den Streifenwagen, die den ganzen Kopfsteinpflasterplatz vor dem Haus der Cummings-Brownes einnahmen.
    P. C. Griggs stand draußen und wehrte alle Fragen der Schaulustigen mit den schlichten Worten ab: »Ich kann noch nichts sagen, Leute. Noch nicht.«
    Langsam ging Agatha nach Hause. Dort frühstückte sie, nahm ihren Agatha-Christie-Krimi und versuchte zu lesen. Es gelang ihr nicht, sich auf die Worte zu konzentrieren. Was waren schon fiktive Kriminalgeschichten, wenn sich im Dorf ein echter Krimi abspielte? Hatte Mrs. Cummings-Browne ihm einen Schürhaken auf den spitzen Schädel geschlagen?
    Agatha warf ihr Buch beiseite und ging zum Red Lion. Wie nicht anders zu erwarten, überschlugen sich dort Gerüchte und wilde Spekulationen. Agatha fand sich inmitten einer Gruppe von Dorfbewohnern wieder, die sich angeregt über den Todesfall unterhielten. Zu ihrer Enttäuschung erfuhr sie, dass Mr. Cummings-Browne an Bluthochdruck gelitten hatte.
    »Es kann kein natürlicher Tod sein«, protestierte Agatha. »Nicht bei so viel Polizei.«
    »Ach, wir hier in Gloucestershire sind eben gründlich«, sagte ein großer, massiger Mann. »Nich’ wie in London, wo die Leute jede Minute tot umfallen wie die Fliegen. Meine Runde. Was nehm’n Sie, Mrs. Raisin?«
    Agatha nahm einen Gin Tonic. Es tat ihr gut, im Mittelpunkt dieser gemütlichen Gruppe zu stehen. Als der Pub um zwei Uhr nachmittags schloss und Agatha nach Hauseging, war sie ein bisschen beschwipst. Die drückende Luft der Cotswolds und die ungewöhnliche Menge Alkohol, die sie getrunken hatte, verlangten nach einem Mittagsschlaf. Beim Aufwachen dachte Agatha, dass Cummings-Browne wahrscheinlich einen Unfall gehabt hatte und es sich nicht lohnte, mehr darüber herausfinden zu wollen. Und abermals erschien ihr Agatha Christie um ein Vielfaches interessanter als alles, was in Carsely passieren könnte. Sie las bis in den späten Abend hinein.
    Am nächsten Morgen beschloss sie, einen Spaziergang zu machen. Die Wanderpfade in den Cotswolds waren, anders als die Dorfstraßen, akkurat ausgeschildert. Agatha wählte einen Weg, der am Dorfende hinter den Sozialwohnungen begann, öffnete die Pforte und betrat einen kleinen Wald.
    Bäume mit jungem, grünem Laub, an deren Wurzeln Schlüsselblumen blühten, bogen sich über ihr. Weiter links musste ein Bach sein, denn es war Wasserplätschern zu hören. Der Raureif der letzten Nacht taute überall dort, wo die Sonne durch die Bäume schien. Hoch über Agatha zwitscherte eine Amsel eine herzzerreißende Melodie, und die Luft war frisch und süß. Der Pfad führte sie aus dem Wald hinaus und an einem Kornfeld entlang, auf dem sich die kurzen grünen Halme mit dem Wind bewegten und an das Fell einer riesigen grünen Katze erinnerten. Eine Lerche schoss in den Himmel auf. Agatha musste an ihre Kindheit denken, jene Tage, als selbst die karge Ödnis von Birmingham voller Lerchen und Schmetterlinge gewesen war – vor der chemischen Unkrautbekämpfung. Sie schritt entschlossen aus, fühlte sich gesund, wohl und sehr lebendig.
    Den Schildern folgend wanderte sie zwischen Feldern hindurch, durch noch mehr Wald und erreichte schließlichden Weg, der wieder nach Carsely führte. Die hohen Hecken links und rechts bildeten einen grünen Tunnel. Bald sah sie unten das Dorf, bei dessen Anblick alle vom Wandern und der klaren Luft hervorgerufene Euphorie wich und an ihre Stelle eine unerklärliche Furcht trat. Agatha war, als würde sie in eine Art Gruft hinabsteigen, in der sie lebendig begraben werden sollte. Wieder plagten sie Unruhe und Einsamkeit.
    Das konnte so nicht weitergehen. Die Erfüllung ihres Lebenstraums war nicht, was sie erwartet hatte. Sie könnte verkaufen, auch wenn der Immobilienmarkt nach wie vor nicht besonders gut war. Vielleicht könnte sie reisen. Sie war nie viel gereist. Ihre Urlaube einmal im Jahr hatte sie bei einer dieser Organisationen gebucht, die auf anspruchsvolle Reisen für Singles spezialisiert waren; für jene Alleinstehenden, die sich nicht unters gemeine Volk mischen wollten. Das waren mal Radtouren in Frankreich gewesen, mal ein Aquarellmalkurs in Spanien. Solche Sachen eben.
    Auf der Dorfstraße strahlte sie eine Frau breit an. Genervt wartete Agatha auf das übliche »Morgen!« und fragte sich, wie

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