Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
nehme an, daß sie ihn im Bett auch nicht befriedigt. Er hat ihr heute Morgen eine andere Kammer geben lassen. Später scheint es Streit gegeben zu haben. Wahrscheinlich hat sie ihn angefleht, seine Entscheidung rückgängig zu machen oder ihn daran erinnert, daß es keinen Erben geben kann, wenn er nicht mit ihr schläft.«
»Und hat sie ihn überzeugt?«
»Ja«, antwortete Euphemia. »Vor nur einer Stunde sah ich, wie einer von seinen Kriegern ihre Sachen in sein Zimmer zurücktrug.«
»Wenn man Euch hört, scheint es Connor gar nicht gutzugehen«, bemerkte Raen lachend.
»So kommt es mir auch vor«, antwortete seine Mutter. »Ich empfinde allerdings kein Mitleid, denn er hat sie schließlich aus Rachegelüsten geheiratet und ist selbst schuld. Wußtest du, daß er sogar die falsche Frau entführt hat?«
»Was redet Ihr da?«
»Doch, es ist wahr. Brennas Vater hat MacNare die eine Tochter versprochen und die andere geschickt.«
»Typisch englisch«, murmelte Raen verächtlich.
Brennas Gesicht glühte vor Verlegenheit. Konnte es etwas Peinlicheres geben, als mitanhören zu müssen, wie zwei Fremde sich über Conners Befriedigung – oder eher den Mangel daran – im Bett unterhielten? Waren Connors Verwandte so schlecht erzogen oder lag es an diesem barbarischen Land, daß sie es einfach nicht besser wußten?
Und diese Geschichte mit der falschen Frau – das war doch einfach nicht wahr! Seine Stiefmutter hatte es vollkommen falsch verstanden. Connor war es ganz egal gewesen, welche Tochter mit MacNare vermählt werden sollte! Er hatte vorgehabt, die Braut zu stehlen, und exakt das hatte er auch getan! Aber wie in aller Welt hatte Euphemia herausgefunden, was ihr Vater getan hatte? Es war kein Wunder, daß Euphemia von der Fehde zwischen den MacNares und den MacAlisters wußte – wahrscheinlich wußte jeder in den Highlands Bescheid –, ebenso schien es Brenna nicht erstaunlich, daß Connors Stiefmutter von MacNares Plan, eine Engländerin zu heiraten, wußte. Doch daß sie gehört hatte, Brennas Vater habe die Schwester der Braut geschickt, war seltsam … es sei denn, Connor hatte es ihr erzählt.
Doch warum hätte er das tun sollen? Brenna kannte ihn noch nicht lange, aber gut genug, um zu wissen, daß es untypisch für Connor war, jemandem mehr zu erzählen, als unbedingt nötig war – mit Ausnahme von Alec, Quinlan und Crispin natürlich, aber sie standen Connor in dieser Hinsicht in nichts nach. Keiner der drei hätte Euphemia etwas erzählt, was sie für unbedeutend hielten.
Brenna ließ sich gegen die Tür sinken, während sie versuchte, eine plausible Erklärung zu finden. Sie fühlte sich gedemütigt und unwichtig … aber war es denn ein Wunder? Ihr eigener Vater hatte sie rücksichtslos verschachert, hatte sie mitten in der Nacht aus dem warmen Bett geholt und ohne ein freundliches Abschiedswort auf die Reise geschickt, damit sie einen Mann heiratete, der, wie offenbar jeder wußte, ein sadistischer Teufel war.
Hatte Connor sie verraten? Sobald der Gedanke ihr in den Sinn kam, schüttelte sie den Kopf. Sicher, ihr Mann hatte eine stattliche Liste an Fehlern, die sie wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben würden, bevor sie alt wurde, doch er hatte auch einige Tugenden. Und zu diesen Tugenden gehörte Ehrenhaftigkeit, dessen war sie sich absolut sicher. Und ein ehrenhafter Mann stellte seine Frau nicht vor anderen Leuten bloß – nicht einmal vor seiner Mutter!
Gut. Der Himmel allein mochte wissen, woher Euphemia ihre Informationen hatte. Eines Tages, wenn Brenna sicher war, Euphemias Sympathie zu besitzen, würde sie auch den Mut aufbringen, sie danach zu fragen.
Aber hier war nun das dringlichste Problem: Sie mußte Connors Stiefmutter beweisen, daß sie trotz ihrer Jugend durchaus in der Lage war, den Haushalt zu führen. Immerhin hatte Euphemia nichts Unfreundliches über sie gesagt; Brenna konnte also noch hoffen, daß es ihr in kürzester Zeit gelingen würde, die ältere Frau von ihren Qualitäten zu überzeugen.
Connors Familie sollte ihr etwas bedeuten, und sie war sich bewußt, daß sie hoffte, Connor würde auch ihre Familie schließlich als solche anerkennen, wenn ihm klar wurde, daß sie seine Verwandten akzeptiert hatte. Wenigstens sollte er ein gewisses Interesse zeigen, wenn sie ihm von ihren Geschwistern erzählte. Er wußte bisher ja nicht einmal ihre Namen!
Das, was vor ihr lag, war wahrhaftig kein Kinderspiel, aber sie war noch nie vor einer Herausforderung
Weitere Kostenlose Bücher