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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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zurückgewichen, und sie würde es auch jetzt nicht tun. Ihr endgültiges Ziel war es, einen gefühlsarmen, harten Krieger in einen liebenden Ehemann zu verwandeln, und auf die eine oder andere Art würde ihr das auch gelingen. Einen Bären dazu zu bringen, einen Hofknicks zu machen, war vermutlich einfacher, als Connor zur Rücksichtnahme zu erziehen, aber es war nicht unmöglich. Sie würde es schaffen, nicht wahr?
    Sie stieß sich von der Tür ab, straffte mit frischer Zuversicht die Schultern und atmete tief durch. Dann öffnete sie die Hintertür, ließ sie laut zufallen, damit Euphemia und Raen von ihrem Kommen unterrichtet waren, zwang sich zu einem Lächeln und betrat den Saal.
    »Guten Tag, Lady Alister«, rief sie von der Tür.
    »Guten Tag, Brenna. Ich freue mich, daß Ihr Euch freimachen konntet. Wir warten schon eine ganze Weile auf Euch.«
    »Verzeiht, wenn ich mich verspätet habe. Ich war in der Küche, um mit der Dienerschaft über das heutige Mahl zu sprechen.«
    »Kommt näher, Kind, damit ich Euch meinem Sohn vorstellen kann.«
    Brenna war verärgert, daß man sie Kind nannte, unterdrückte das Gefühl aber und gehorchte. Raen stand am Kamin, und sie wollte schon auf ihn zugehen, um ihn zu begrüßen, als er ihr die Arbeit abnahm. Tatsächlich stürmte er förmlich auf sie zu, besann sich aber noch rechtzeitig, so daß er anhalten konnte, bevor er sie versehentlich überrannte. Etwas verunsichert durch seinen Enthusiasmus, trat sie hastig einen Schritt zurück.
    »Mein Sohn Raen«, sagte Euphemia laut und einen Hauch spöttisch. »Und aus seinem Gesichtsausdruck schließe ich, daß Ihr einen starken Eindruck auf ihn macht. Sohn, wo sind deine Manieren?« fügte sie mit zuckersüßer Stimme hinzu.
    Raen sagte noch immer kein Wort. Die intensive Musterung, mit der er Brenna bedachte, verursachte ihr ein immer stärker werdendes Unbehagen. Was in aller Welt war denn mit ihm los?
    Sie war überrascht, daß der Mann, der vor ihr stand, tatsächlich mit Euphemia verwandt war. Raen mußte eher nach der väterlichen Seite der Familie schlagen, denn mit Euphemia hatte er so gut wie gar keine Ähnlichkeit.
    Woraus zu schließen war, daß diese Familie keine großen Schönheiten hervorgebracht hatte. Raen sah nicht unattraktiv aus, aber langweilig, hatte kaum ausgeprägte Gesichtszüge und Augen, die sich nicht entscheiden konnten, zu welcher Farbe sie tendieren sollten. Er war immerhin fast so groß wie Connor, doch statt Muskelpakete schien er eher Fett auf den Rippen zu haben, was darauf hindeutete, daß er nicht allzu viel körperliche Arbeit tat.
    Die Art und Weise, wie er sie anstarrte, war ihr mehr als unangenehm. Sein Blick hing erst an ihren Lippen, dann glitt er abwärts zu ihren Brüsten und blieb da, bis Brenna sich am liebsten vor Unbehagen gewunden hätte.
    Wie konnte er sich bloß so benehmen? Dann rief sie sich in Erinnerung, daß er von weit aus dem Norden kam. Möglicherweise sah man es in seiner Gesellschaft nicht als glatte Beleidigung an, eine Frau so unverfroren anzuglotzen.
    »Ihr seid eine wunderschöne Frau, Brenna«, flüsterte er, während er ihre Hand mit seinen beiden umfaßte. »Ich kann nur hoffen, daß Connor Euren Wert zu schätzen weiß.«
    »Gewiß seid Ihr auch der Meinung, daß der Wert eines Menschen nicht von Äußerlichkeiten abhängt, sondern von dem, was in ihm steckt, und ich kann Euch versichern, Raen, daß mein Mann in der Tat diesen Wert zu schätzen weiß.« Als sie bemerkte, daß er ihre Zurechtweisung als Beleidigung auffassen konnte, fügte sie hastig hinzu: »Ich danke Euch dennoch für das Kompliment.«
    »Nun, Ihr habt sicher recht«, meinte er. Dann verbeugte er sich tief, und während er erklärte, wie ausgesprochen neugierig er auf sie gewesen wäre, rieb er mit seinem Daumen über ihre Handfläche. Sie begriff nicht, warum er das tat, und es gefiel ihr ganz sicher nicht, doch als sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, hielt er sie fest. In diesem Moment wußte Brenna, daß sie zwar weiterhin höflich zu ihm sein, ihn aber gewiß niemals in ihr Herz schließen würde.
    »Kommt und setzt euch zu mir an den Tisch«, rief Euphemia. »Mein Nacken schmerzt, wenn ich ihn weiterhin so verrenken muß, um Euch zu sehen.«
    Brenna ergriff sofort ihre Chance und entriß Raen ihre Hand. »Madam, wäre es nicht bequemer für Euch, wenn Ihr Euch in den Lehnstuhl setzt?«
    »Ihr schlagt vor, daß ich mich in Connors Abwesenheit an den Kopf des Tisches

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