Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
Euch nicht ausreichend mit Eurer Köchin besprechen könnt. Aus diesen Gründen habe ich bisher nichts gesagt. Dennoch kann ich meine Verärgerung nicht ewig unterdrücken, und so muß ich jetzt darauf bestehen, daß Ihr die unfähige Frau aus Eurer Küche entfernt. Die Katastrophe heute war bislang das Schlimmste, was ich je gegessen habe. An dem Geflügel war ja mehr Fett als Fleisch, und die Pasteten waren bitter und ungenießbar. Ißt Connor schon lange diese traurigen Mahlzeiten?«
»Mutter, Brenna ist doch noch gar nicht lange genug hier, um dazu etwas sagen zu können«, fauchte Raen.
Euphemia tat, als hätte sie nichts gehört. »Ihr seht erschöpft aus, Liebes. Hattet Ihr einen ausgefüllten Tag?«
»Ja, Madam.«
»Dann geht hinauf ins Bett. Raen wird mir noch eine Weile Gesellschaft leisten.«
Brenna konnte sich gar nicht schnell genug entschuldigen. Unglücklicherweise folgte Raen ihr bis zur Treppe. Er packte ihren Arm, sagte ihr, daß er sie hinaufbegleiten würde, und drückte sie an seine Seite.
»Es ist aber nicht nötig, daß Ihr mit mir hinaufgeht, Raen. Ihr habt doch sicher Wichtigeres zu tun.«
»Ihr seid schon einmal die Treppe hinuntergefallen, und diese Stufen sind gefährlich«, erklärte er, während er sie weiterzog.
»Woher wißt Ihr denn von meinem Sturz?«
»Ich habe eine Magd nach Eurer Wunde gefragt, und sie erklärte mir, daß Ihr die Treppe hinabgestürzt seid. Es wäre eine grobe Pflichtverletzung meinem Bruder gegenüber, wenn ich in seiner Abwesenheit nicht dafür sorgen würde, daß Ihr unversehrt bleibt!«
»Ich bin gestürzt, weil ich nicht darauf geachtet habe, wo ich hintrete«, erklärte sie verärgert. »Im Moment passe ich ausgesprochen gut auf.«
Er ließ ihren Arm los, aber sie konnte sich nur wenige Augenblicke darüber freuen; kurz darauf schlang er seinen Arm um ihre Taille.
»Bitte laßt mich los.«
Er hörte nicht auf sie. »Freut Ihr Euch, Connor wiederzusehen? Ihr vermißt ihn doch bestimmt … besonders des Nachts, wenn es kalt ist und Ihr Euch nach seiner Wärme zwischen Euren Schenkeln sehnt!«
»Wagt es nicht, so mit mir zu sprechen«, sagte sie empört und begann, sich in seinem Griff zu winden.
Raen schob seinen Arm höher, bis seine Faust unter ihrer Brust lag. Nun konnte sie sich nicht mehr wehren, weil seine Knöchel bei jeder Bewegung schmerzhaft gegen ihre Rippen drückten.
»Ich kann mich um dich kümmern, während er fort ist«, flüsterte er. »Ich weiß, wie man die Sehnsucht stillt. Laß heute nacht deine Tür unverriegelt.«
Brenna war so entsetzt, daß sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. »Laßt mich los, oder ich schreie!«
»Warum in Gottes Namen wollt Ihr denn schreien?« fragte er in gespieltem Erstaunen, während seine Finger sich aufbogen und ihre Brust umfaßten.
Der Zorn verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Sie rammte ihm mit aller Kraft den Ellenbogen in die Seite, was prompt die gewünschte Wirkung hatte. Raen grunzte und ließ sie los. Brenna wich zur Tür zurück und tastete hastig nach dem Dolch, der an ihrem Gürtel befestigt war. Panik wallte in ihr auf, als sie spürte, daß die Waffe nicht da war, doch Raen schien plötzlich jegliches Interesse an ihr verloren zu haben.
Er öffnete die Tür für sie, wünschte ihr gute Nacht und schlenderte leise vor sich hinpfeifend davon.
Bebend vor Zorn und Entsetzen stürzte Brenna in ihre Kammer, warf die Tür zu und verriegelte sie. Dann brach sie in Tränen aus.
Was in Gottes Namen sollte sie tun?
Der Gedanke, daß er noch einmal versuchen würde, sie anzufassen, versetzte sie in Panik. Sie schlief in jener Nacht auf Connors Seite und begab sich am nächsten Morgen viel später als gewöhnlich nach unten. Inzwischen hatte sie sich etwas beruhigt; Raen würde sich hüten, sie vor anderen zu belästigen, und solange sie dafür sorgte, daß sie niemals mit ihm allein war, war sie vor ihm sicher, bis Connor wieder nach Hause kam.
Connor mußte natürlich als erster erfahren, was passiert war. Raen war sein Stiefbruder, und es wäre nicht recht gewesen, wenn sie es jemand anderem sagte, falls es nicht unbedingt nötig werden sollte. In der Zwischenzeit mußte sie auf sich selbst aufpassen. Und sie dachte nicht daran, sich von diesem Schuft auch nur noch so etwas wie einen anzüglichen Blick gefallen zu lassen. Sobald er sich noch einmal an ihr vergriff, würde sie ihn aus der Festung verbannen, gesetzt den Fall, daß sie die Macht dazu besaß, und wenn Quinlan ihr
Weitere Kostenlose Bücher