und die große Versoehnung
zusammen, als sie ein kalter Blick aus Glendas Augen streifte. »Ich meine, könntest du deine Kräfte nicht benutzen, um anderen Menschen zu helfen?«, sagte sie rasch.
»Der eine oder andere würde das so sehen«, erwiderte Glenda und blickte dabei auf ihre Hände.
»Was ist das Beste, das du je mit deinen Kräften getan hast?«
»Hm …«, erwiderte Glenda zögernd. Dann schwieg sie.
»Wo kommen die Kräfte her, Grandma?«, fragte Verena.
Glenda schüttelte den Kopf. »Wer weiß das schon? Es gibt sie einfach. Und nur wenige Menschen besitzen sie. Die meisten Leute würden sagen, es sei alles nur Unfug.«
»Kommt die Magie aus deinen Händen?«
»Ja«, erwiderte Glenda und streckte ihre langen schmalen Hände aus. »Sie kommt aus meinen Fingern.«
»Und du zeigst mit deinem Finger auf Sachen?«, fragte Verena, die eigentlich »Menschen« hatte sagen wollen, sich dann aber dagegen entschieden hatte.
»Ja«, sagte Glenda.
»Kannst du es mir zeigen?«
Glenda überlegte einen Moment. Dann stand sie auf und ging auf das Küchenfenster zu. Im Vogelhäuschen draußen saß ein Rotkehlchen und pickte an ein paar Kernen.
Glenda richtete den Blick auf das Rotkehlchen und hob den Finger. Bevor Verena »Nein!« rufen konnte, schoss ein Magieblitz aus ihrer Hand. Der kleine Vogel fiel auf den Rücken und rührte sich nicht mehr.
Verena schrie auf. »Oh, Grandma, du hast ihn getötet!«
»Ja«, erwiderte Glenda ungerührt.
»Aber das war abscheulich von dir!«, rief Verena und starrte sie entsetzt an.
»Das soll dir eine Lehre sein«, sagte Glenda und wandte sich ihr zu. »Jetzt weißt du, wozu ich in der Lage bin und was ich tun würde, um zu bekommen, was ich will. Wenn ich dich in Zukunft um etwas bitte, wirst du dieser Bitte Folge leisten.«
Verena sah den kleinen Vogel an. Sie war wie gelähmt. »Ich wollte nicht, dass du jemandem weh tust, Grandma«, sagte sie leise. Eine große Träne rollte ihre Wange hinunter.
Dann ging sie auf die Küchentür zu. »Ich werde das Rotkehlchen beerdigen«, verkündete sie.
»Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte Glenda.
Verena öffnete die Tür, mit der Klinke in der Hand drehte sie sich noch einmal um und sah ihre Großmutter an. Ihre blauen Augen blickten entschlossen, und ihre Stimme klang erstaunlich fest, als sie sagte: »Weißt du, Grandma, als du im Juni zu uns kamst, habe ich mich so gefreut. Ich dachte, du würdest mich liebhaben und wir würden die besten Freunde sein und Spaß zusammen haben. Es tut mir leid, dass es nicht so gekommen ist. Wenn magische Kräfte zu haben bedeutet, schreckliche Dinge zu tun, dann will ich sie nicht.«
Ihre Worte hingen im Raum, als sie sich umdrehte und hinaus in den Garten ging.
Glenda beobachtete durch das Fenster, wie Verena das Rotkehlchen aus dem Vogelhäuschen nahm und zu den Blumenrabatten trug.
Der Boden war gefroren und es dauerte eine Weile, bis Verena ein Loch gebuddelt hatte, in das sie das Rotkehlchen legen konnte. Tränen strömten ihre Wangen hinunter, als sie mit der Gartenkelle in die harte Erde stach.
Grandma ist vollkommen verrückt. Sie ist verrückt, böse und abscheulich. Wie konnte sie das dem kleinen Vogel nur antun – bloß, um mir ihre Macht zu demonstrieren!
Ich muss unbedingt mit Flame und ihren Schwestern reden, dachte sie, als sie die Erde über dem kleinen Grab glattstrich. Ich rufe sie gleich an.
Nein, das ist zu gefährlich. Grandma könnte mich hören. Und dann bin ich geliefert. Aber wird sie mich morgen zu den Cantrips gehen lassen?
Wenn nicht, werde ich mich eben rausschleichen und mit dem Rad rüberfahren – oder ich laufe. Ich muss die anderen einfach sehen!
Als sie zurück ins Haus kam, schien ihre Großmutter niedergeschlagen.
»Wir wollten doch heute den Baum schmücken, Verena«, sagte Glenda. »Möchtest du mir vielleicht dabei helfen?«
»Ja«, erwiderte Verena, der aufgefallen war, dass ihre Großmutter anders klang als sonst. »Ich gehe mir nur schnell die Hände waschen.«
Kurz darauf hingen sie schweigend die Lichterkette in den Baum, der in der Eingangshalle stand. Dann schmückten sie ihn von oben bis unten mit wunderschönen bunten Kugeln.
Es ist nicht wie sonst, wenn Mummy und ich den Weihnachtsbaum schmücken, dachte Verena. Wir haben immer jede Menge Spaß und lachen viel.
Aber sie machte weiter und gab sich große Mühe, damit der Baum so schön wie möglich wurde. Sie wollte, dass ihre Mutter sich bei ihrer Heimkehr darüber freute. Ein- oder
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