und die Poker-Hoelle
Richie. »Soweit ich das mitbekam, waren es nur Zehnernoten. Aber es ging alles sehr schnell. Vielleicht waren auch größere Scheine drunter.«
»Und er hat dir«, Justus musste erst runterschlucken, bevor er weiterreden konnte, »viel Glück und viel Spaß gewünscht? Viel Spaß wobei?«
»Keinen Schimmer. Einfach so vielleicht. Spaß eben.«
Peter zog die beiden Kuverthälften näher zu sich. »Hast du eigentlich mal versucht, seine Nummer rauszufinden und ihn zurückzurufen?«
»Ja sicher. Aber er steht in keinem Telefonbuch, und auch die Auskunft konnte mir nicht weiterhelfen.«
»Das ist aber tatsächlich alles sehr rätsel– hey!« Peter griff in das Kuvert. »Da ist noch was drin! Habt ihr das schon gesehen?«
»Nein!« Richie stellte seine Tasse hin.
»Da ist was drin?« Justus lugte ins Kuvert. »Geld?«
»Nein … ein Zettel.« Peter fischte das Papier heraus. »Ein Brief vielmehr. Aber in der Mitte auseinandergerissen. ›Lieber Richie‹«, las er die Anrede und reichte Richie dann den Zettel. »An dich.«
Der nahm ihn mit gerunzelter Stirn entgegen und überflog ihn, während ihn Justus und Peter gespannt ansahen. »Hm«, machte er, als er fertig war, und ließ den Brief sinken. »Hm, hm.«
»Was? Was steht drin?«, wollte Peter wissen. »Irgendetwas Aufschlussreiches?«
Richie sah wieder auf den Brief und las vor: »Lieber Richie, ich hoffe, es geht Dir gut. Ich möchte, dass Du weißt, dass ich nie aufgehört habe, an Dich zu denken. Glaube es mir, Du hast mir gefehlt. Immer. Sehr. Ich hoffe, Du kannst mit dem Geld was anfangen, ich wünsche Dir alles Gute und schicke Dir noch das Gedicht mit, das Du als Kind so gernhattest.
Sieben Pären in der Scheune,
spielten Kegeln. »Alle Neune!«,
rief der englische Patient,
der das e zum i gewendt’,
jagte seinem Essen nach,
das paniert und meistens flach.
Doch sein Bruder war der Mann,
ros…
Mehr steht nicht drauf, der Rest fehlt.« Richie schüttelte den Kopf und legte den Brief auf den Tisch.
»Ah ja«, meinte Peter, »und so richtig weiter bringt uns das auch nicht, oder?«
»Nein«, sagte Richie, »zumal ich dieses Gedicht noch nie in meinem Leben gehört habe.«
Letzte Worte
»Du kennst dieses Gedicht nicht?«, fragte Justus erstaunt. »Aber dein Onkel schrieb doch, das sei dein Lieblingsgedicht als Kind gewesen!«
»Ja, ich hab’s auch gelesen, aber ich kenne dieses Gedicht nicht. Hundertprozentig, ich habe es noch nie gehört.«
Peter kratzte sich mit dem Löffel hinter dem Ohr. »Jetzt wird die Sache aber allmählich richtig merkwürdig. Wieso schickt dir dein Onkel ein Gedicht, das du nicht kennst, sagt aber, das hättest du als Kind so gernegehabt? Und dann noch dieser seltsame Anruf. Was ist hier eigentlich los?«
Richie machte ein ratloses Gesicht und nippte wieder an seinem Cappuccino. »Ich weiß es genauso wenig wie ihr.«
»Hm.« Justus begann, an seiner Unterlippe zu kneten. Das war ein Spleen von ihm, wenn er scharf nachdachte. »Das mit dem Gedicht könnte man vielleicht so verstehen, dass dein Onkel dir irgendetwas sagen wollte. Zumal das Gedicht ja ziemlich sonderbar ist und eigentlich gar keinen Sinn ergibt.«
»Aber warum sagt ihm sein Onkel etwas auf diese komische Weise? Warum sagt er es ihm nicht direkt?«, wandte Peter ein. »Und auch die Sache am Telefon: Wieso macht dieser Onkel Tony so ein Geheimnis aus allem?« Unwirsch stieß er den Löffel ins Eis.
»Logischerweise weil er es will. Oder muss.« Justus fischte eine Erdbeere aus seinem Becher.
»Tolle Antwort!«
»… jagte seinem Essen nach, das paniert und meist recht flach« , murmelte Richie indes vor sich hin. »An irgendetwas erinnert mich das, aber ich weiß nicht, woran.«
»Hinten steht auch noch was drauf.« Justus hatte den Zettel an sich genommen und umgedreht. »Das heißt … auch wieder nicht.«
»Also was jetzt?«, sagte Peter mit vollem Mund.
»Na ja, da steht ein Wort. Pocket. Aber es ist durchgestrichen. Und auch wieder nicht. Denn man kann es noch deutlich lesen.«
»Vielleicht hatte Onkel Tony nur diesen Zettel zur Hand, auf dem auf der einen Seite schon das Wort draufstand. Und da hat er es eben durchgestrichen und die andere Seite benutzt«, vermutete Peter.
»So einen Brief schreibt man nicht auf einen gebrauchten Zettel«, widersprach Justus. »Oder wie siehst du das, Richie? Du kennst deinen Onkel besser.«
Richie nickte langsam. »Ich gebe dir recht. Das sähe Onkel Tony nicht ähnlich. Pocket, Pocket,
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