und du bist weg
Blick. Ihre Kollegin hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und wirkte selbst in dieser hilflosen Pose ruhig und gelassen. Da die Eingangstür geschlossen war, konnte Thalbach nichts von dem hören, was drinnen gesprochen wurde.
Fieberhaft zermarterte sie sich das Hirn. Hineingehen und versuchen, den Räuber festzunehmen? Unmöglich, damit setzte sie höchstens das Leben der drei anderen aufs Spiel. Den Zündschlüssel des Motorrades abziehen und warten, bis der Kerl herauskam, und ihm dann die Waffe ins Kreuz drücken?
Verunsichert presste sich die Blonde neben einen Ständer mit besonders preisgünstigen Reinigungsartikeln und atmete tief durch. Zu warten schien ihr die beste Wahl zu sein; aber auch das machte nur Sinn, so lange der Typ nicht auf die Idee kam, jemanden mit nach draußen zu schleppen, um sich den Rücken frei zu halten.
Katharina schob sich wieder näher an den Eingang, bis sie das Geschehen erneut im Blick hatte. Die Kassiererin propfte gerade einige Bündel Geldscheine in eine Plastiktüte, Eulenstein starrte immer noch in den Lauf der Pistole.
Die Blonde konzentrierte sich einen Moment ganz auf den hünenhaften Typen mit dem schwarzen Integralhelm. Seine Bewegungen waren nicht hektisch oder nervös, scheinbar war dies nicht sein erster Überfall. Wenigstens schien daher die Gefahr, dass der Kerl in Panik geriet und eine seiner Geiseln abknallte, nicht sonderlich hoch zu sein. Am besten hielt sich Katharina erst mal raus.
Die Plastiktüte war voll, die Kassiererin reichte sie dem Räuber über den Tresen und spielte wieder Hampelmann. Der Riese klemmte sich die Tüte unter den Arm, griff über die Theke und zerrte so lange an dem Telefon herum, bis die Schnur nachgab. Dann gab er Eulenstein einen Stoß. Die Beamtin drehte sich langsam zur Seite und lief vor dem Räuber her zum Ausgang.
Katharina nahm die Waffe herunter und steckte sie unter den weiten Saum ihrer Jacke in den Hosenbund. Hinter dem Regal konnte der Kerl sie allenfalls entdecken, wenn er sich nach Verlassen der Kassenhalle noch einmal umdrehte. Sie würde nur eingreifen, wenn für Eulenstein keine Gefahr bestand.
Mit einem leisen Zischen fuhr die automatische Pendeltür auf. Als Erste trat Eulenstein ins Freie, die Knarre hielt der Räuber unter seiner Lederjacke verborgen. Inzwischen trug die Kripofrau die Plastiktüte. Zielstrebig dirigierte sie der Geiselnehmer auf sein Motorrad zu.
»Pack das in die Gepäcktasche. Aber schnell.«
Thalbach drückte sich an die Wand und hielt den Atem an. Die beiden standen mit dem Rücken zu ihr, weder der Räuber noch Eulenstein hatten sie gesehen. Die Hand unter ihrer Jacke zuckte zur Pistole, hielt aber noch mal inne. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, nahm ihr der Riese die Entscheidung ab. Er versetzte Eulenstein einen leichten Stoß in den Rücken und schaute sich auf dem Gelände um. Als er Katharina erblickte, riss er unter dem hochgeklappten Visier seines Helms die Augen auf und zeigte für einen knappen Moment seine Pistole.
Die Blonde bewegte sich keinen Millimeter. Eulenstein stand abwartend neben dem Motorrad. Der Räuber ging langsam rückwärts zu seiner Maschine, sein Blick pendelte zwischen den beiden Beamtinnen hin und her.
Insgeheim atmete Katharina auf. Sollte der Kerl doch auf seine Maschine steigen und abdampfen, irgendwann würde man ihn erwischen. Auf jeden Fall hatte sie keine Lust, sich eine Kugel einzufangen.
Der Riese hatte seine Maschine fast erreicht, als er sich ein weiteres Mal umsah. Und dabei fiel sein Blick auf den Vectra, der friedlich neben einer Zapfsäule vor sich hin schlummerte. Als Katharina seinem Blick folgte, fuhr ihr ein glühend heißer Schreck in die Glieder. Auf dem Dach pappte noch das Blaulicht.
»Was soll die Scheiße hier«, zischte der Kerl. »Seid ihr von der Bullerei?«
Eulenstein und Thalbach wechselten einen schnellen Blick. »Wie kommen Sie darauf?«, fragte die Dunkelhaarige.
»Verarsch mich nicht.«
»Bleiben Sie ganz ruhig«, mischte sich Katharina ein. »Am besten steigen Sie einfach auf Ihre Maschine und hauen ab.«
Katharina glaubte die ersten Anzeichen von Panik in den Augen des Räubers zu erkennen. Unbehaglich drückte sie sich an die Wand. Die Szene drohte zu eskalieren.
»Das härteste wohl gerne, wa? Und kaum bretter ich los, jagt ihr mir ’ne Kugel in den Kopf und brüllt nach Verstärkung. So nicht. Du da, komm her.«
Dabei zeigte er mit der Pistole auf Eulenstein, die mit
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