und du bist weg
schließlich.
»Hätte schlimmer kommen können«, tröstete Eulenstein. »Überleg mal, wenn dir das im Hals stecken geblieben wäre.«
»Traust du mir das etwa nicht zu?«
»Häh?«
»Meine Befähigung für den Posten«, erklärte Thalbach.
»Ach was. Ich dachte nur, da ihr ja gerade diese Villa gekauft habt, wären ein paar zusätzliche Pfennige auf dem Konto sicher hilfreich.«
»So wild ist das mit dem Geld gar nicht«, schwächte Katharina ab. »Erstens haben wir die Bude ziemlich günstig gekriegt und zweitens hat Ulli seinen Vater angepumpt. Wir kommen schon klar.«
Eulenstein sah langsam zu ihr herüber. »Du musst dich nicht vor mir rechtfertigen. An deiner Stelle hätte ich wahrscheinlich genauso gehandelt.«
Für einen Moment hielten die Frauen den Blickkontakt aufrecht, dann schaute Eulenstein wieder nach vorne. Katharina zupfte nachdenklich an ihren Augenbrauen.
»Ach, Mist, diese blöde Fahrbereitschaft«, sagte Eulenstein in die Stille. »Ich muss noch tanken.«
Katharina nickte nur stumm und lehnte sich in den Sitz zurück. Der Schock, den Eulenstein ihr versetzt hatte, setzte sich nur langsam. Fieberhaft überlegte sie, ob ihre Kollegin von der größten Dummheit, die die Blonde jemals begangen hatte, erfahren haben könnte und nun darauf anspielte. Hofmann hatte bestimmt nicht gepetzt, dann wäre er genauso dran wie sie. Wahrscheinlich hatte die schwarze Mamba nur einen Schuss ins Blaue abgegeben.
Eulenstein gönnte ihr kein weiteres Wort, sondern konzentrierte sich auf den Verkehr. Als das blaue Logo einer in Bochum ansässigen Mineralölfirma auftauchte, setzte sie den Blinker und steuerte die Zapfsäulen an.
Während sie die Pistole in den Tankstutzen rammte, stieg Katharina aus und vertrat sich ein wenig die Beine. Als sie auf einer Tür ein futuristisches, entfernt an einen Frauenkörper erinnerndes Piktogramm entdeckte, meldete sich ihre Blase. Schnell ging sie hinüber und rüttelte an der Klinke. Abgeschlossen.
»An der Kassentheke«, tönte es hinter der Kommissarin.
»Bitte?«
Der junge Mann in dem blauen Anzug und dem windschnittigen Käppi rammte seinen Zeigefinger in Richtung des Miniatursupermarktes. »Wenn Se austreten müssen, den Schlüssel kriegen Se beim Chef.«
»Ach so. Danke vielmals«, nickte Thalbach.
Wenig später fühlte sie sich besser. Am Handwaschbecken schüttete sie sich einen Schub kaltes Wasser ins Gesicht und rubbelte sich mit einer Hand voll Papiertaschentücher trocken.
An den Zapfsäulen war nicht viel Betrieb. Der Vectra stand einsam und verlassen, wahrscheinlich war Eulenstein gerade an der Kasse. Der freundliche Tankwart war verschwunden, vor dem Kassenhäuschen parkte inzwischen ein schweres Motorrad.
Katharina wickelte gedankenverloren die Kette des geliehenen Schlüssels um ihre linke Hand, als sie stutzte. Auf den ersten Blick war an der Maschine absolut nichts Ungewöhnliches. Stirnrunzelnd blieb die Kommissarin stehen und sah etwas genauer hin. Und dann hefteten sich ihre Augen auf das Nummernschild.
Das Krad war in Wuppertal zugelassen, aber das registrierte sie nur am Rande. Etwa in der Mitte des Nummernschildes verlief quer eine unscheinbare Naht. Die Kommissarin ging in die Hocke und zwängte ihre Hand hinter das Schild. Tatsächlich, da war eine Schweißnaht, sehr sorgfältig verarbeitet, so dass lediglich auf der Rückseite eine Wulst entstanden war.
Bisher hatte sie lediglich von solchen getürkten Schildern gehört: Man schraubt von zwei Maschinen oder Autos die Schilder ab, schneidet sie in der Mitte durch und schweißt anschließend zwei Phantasienummern zusammen, die garantiert in keinem Fahndungscomputer auftauchen.
Katharina drückte die Knie wieder durch. Unbewusst glitten ihre Finger über den dünnen Stoff ihrer Jacke. Ihr Schulterhalfter mit der Dienstwaffe saß da, wo es sein sollte. Von dem Fahrer des Motorrads war nichts zu sehen. Unschlüssig ging Thalbach Richtung Kassenhalle, als sie durch die Scheiben schemenhaft eine Bewegung ausmachte. Einen Sekundenbruchteil später riss sie ihre Waffe unter der Jacke hervor und trat einen Schritt zurück.
Vor der Theke in dem Verkaufsraum stand ein baumlanger, spindeldürrer Kerl und fuchtelte mit einer silbrig glänzenden Waffe der Eulenstein vor dem Gesicht herum. Die Matrone an der Kasse hielt ihre Hände fast bis an die Deckenlampen, der junge Tankwart klebte mit seinem Gesicht an den Regalen für die Zigaretten.
Katharina riskierte einen weiteren vorsichtigen
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