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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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sind
wir
?», fragte Falk.
    «Tessa war Vollwaise. Mit achtzehn hat sie meinen Vater geheiratet, dessen Eltern auch frühzeitig gestorben waren.»
    Levy fand im Regal eine Aufnahme von Tessa Fahrenhorst, zumindest vermutete er es. Sie zeigte eine lebenslustige Frau mit blonden lockigen Haaren, Anfang vierzig, in Bergsteigermontur. Im Hintergrund waren im Dunst mehrere schneebedeckte Gipfel zu sehen.
    «Ist das Ihre Mutter?»
    Der junge Mann bejahte. «Die Aufnahme stammt aus den Dolomiten, sie ist drei Jahre alt. Zusammen mit ihrer Freundin Cora ist sie da hinaufgestiegen, die verrückten Hühner.»
    «Wieso verrückt?»
    «Weil sie stets nur ausgeflippte Sachen gemacht haben. Die beiden waren richtige Adrenalin-Junkies. Nichts konnte zu hoch, zu tief oder gefährlich genug sein. Gleich nach dem Frühstück war das Bungee-Jumping dran.»
    «Gab es einen Grund dafür?», wollte Falk wissen.
    Der Junge antwortete dieses Mal nicht gleich. «Mein Gott», seufzte er, «Tessa glaubte ihre Jugend nachholen zu müssen. Nach der frühen Heirat und meiner Geburt war sie in ein Loch gefallen. Ihre Zwanziger verbrachte sie auf Kinderspielplätzen und Elternratssitzungen. Als ich dann endlich aufs Gymnasium ging, dachte sie, sie müsse alles Versäumte auf einen Schlag nachholen. Sie reiste mit Cora durch die Welt, sie hingen in Clubs herum und kauften schließlich diese Boutique. So ein Irrsinn. Die war völligüberteuert. Mein Vater protestierte, aber sie setzte ihren Kopf durch.»
    «Dann gab es Probleme», mutmaßte Levy.
    Der Junge nickte. «Die Streitereien gingen bis zur Scheidung vor fünf Jahren. Seitdem verstehen sie sich wieder besser.»
    «Wie würden Sie Ihre Mutter beschreiben?», fragte Levy. «Was für ein Typ war sie?»
    «Aktiv, neugierig, geradeaus, manchmal etwas zu laut   … wie ’ne Achtzehnjährige.»
    «Was war der Grund für Ihre gestrige Verabredung?», fragte Falk.
    «Ich habe die Chance auf zwei Studiensemester in den USA. Doch alleine können wir das nicht finanzieren, meint mein Vater. Er zahlt die Hälfte und erwartet von seiner Ex und der Geschäftsfrau ihren Anteil.»
    «Wo können wir diese Cora erreichen?»
    «Zurzeit gar nicht. Höchstens, Sie fliegen nach Australien. Sie macht dort ’ne Rundreise und will in drei Wochen wieder da sein.»
    «Gibt es sonst jemanden, zu dem Ihre Mutter gefahren sein könnte, oder einen Ort, an dem sie sich aufhalten könnte? Ich meine, vielleicht wollte sie einfach mal abschalten, den ganzen Trubel   …»
    «Vergessen Sie’s», unterbrach der Junge forsch. «Tessa ist nicht der Typ für Ruhe. Nichts hätte sie schneller gelangweilt. Nein, irgendetwas muss passiert sein.»
    «Können wir ein Bild von Ihrer Mutter haben?», fragte Levy.
    Der Junge holte aus dem Regal ein Album. Tessa beim Snowboarden, Tessa beim Bungee, Tessa beim Rafting, Tessa Tausendsassa.
    Levy entschied sich für eine Aufnahme, die Tessa Fahrenhorstam Rande einer Klippe zeigte. Sie machte einen selbstsicheren Eindruck.
    «Wie wollte Ihre Mutter eigentlich zur Messe kommen?», fragte Falk.
    «Mit ihrem Auto. Sie fährt so einen japanischen Flitzer.»
    «Gibt es im Haus eine Garage?»
    Der Junge bejahte. Zu dritt verließen sie die Wohnung und fuhren mit dem Aufzug in die Tiefgarage. Als sie hinaustraten, lagen die fünf Frauenparkplätze gleich zur Linken. Einer davon war besetzt.
    «Da steht er ja», sagte der Junge überrascht.
    «Vielleicht hat sie doch die Bahn genommen.»
    «Nie im Leben. Sie hasst diese muffigen Bahnfahrer und blökenden Rotznasen.»
    Falk ging ans Auto und prüfte, ob der Wagen verschlossen war. Die Fahrertür ließ sich öffnen. Der Zündschlüssel fehlte, die kleine Rücksitzbank war leer.
    Levy probierte den Kofferraum. Er sprang nach dem ersten Versuch auf. Darin ein Koffer.
    «Der gehört Mama», sagte der Junge. Langsam wurde ihm der Ernst der Lage bewusst. «Ich mache mir nun aber wirklich Sorgen.»
    Levy schaute sich um. Normalerweise gab es doch in den Tiefgaragen irgendwelche Kameras, die Sicherheit vortäuschen sollten.
    Direkt über dem Zugang zum Aufzug fand er eine.
    «Gibt es einen Sicherheitsdienst hier im Hause, der diese Videokameras betreibt?», fragte Levy.
    «Soviel ich weiß, nicht. Der Hausmeister müsste es aber wissen.»
    Falk rief per Telefon die Spurensicherer zurück.
    Im ersten Stock fanden sie die Hausmeisterwohnung. Falk klingelte, ein Mann Ende sechzig öffnete.
    «Sie wünschen?» Er erkannte den jungen Fahrenhorst. «Hallo Till,

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