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Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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die lebenden ihre Jungen zur Welt, und kein einziges Männchen war dabei.«
    »Und der springende Punkt ist, daß alle jungen Ratten kleine grüne Fellflecken anstelle der Augen hatten.«
    »Das stimmt. Saybrook sagte es, und wir können es nur bestätigen. Nach den Ratten wurde die Lieblingskatze von einem der Kinder trächtig. Als sie ihre Jungen warf, hatten die Kätzchen keine geschlossenen Augen, sondern kleine grüne Flecken aus Fell. Und es war kein Kater dabei.
    Schließlich begann Saybrook damit, Versuche mit Frauen anzustellen. Er sagte ihnen aber nicht, was diese Versuche bezweckten. Er wollte ihnen keine Angst einjagen. Jede einzelne der Frauen befand sich bald in den ersten Stadien der Schwangerschaft, außer denjenigen natürlich, die schon vor dem Start des Schiffes schwanger gewesen waren. Saybrook wartete nicht, bis eines der Kinder geboren wurde. Er wußte, daß sie keine Augen haben würden, sondern kleine Flecken aus grünem Fell.
    Da Saybrook sehr gewissenhaft war, legte er sogar Bakterienkulturen an, und er entdeckte an jedem Bazillus mikroskopisch kleine grüne Punkte.«
    »Das geht weit über die Information hinaus, die ich bisher erhalten habe«, sagte Drake eifrig. »Aber wenn man einmal annimmt, daß auf dem Saybrook-Planeten das Leben aus einem organisierten, vereinigten Ganzen besteht, wie funktioniert es?«
    »Wie? Wie sind denn die Zellen in Ihrem Körper organisiert? Wenn Sie Ihrem Körper irgendeine einzelne Zelle entnehmen, sogar eine Gehirnzelle, ist sie ein Nichts. Ein kleiner Protoplasmaklumpen, genauso unfähig, irgendeine menschliche Eigenschaft zu entwickeln, wie eine Amöbe. Sie kann nicht einmal allein existieren. Aber wenn man die Zellen vereint, kommt ein Wesen zustande, das ein Raumschiff erfinden oder eine Sinfonie komponieren kann.«
    »Verstehe«, sagte Drake.
    »Alles Leben auf Saybrooks Planeten ist ein einziger Organismus«, fuhr Weiss fort. »In gewisser Hinsicht ist auch das Leben auf der Erde ein einziger Organismus, aber die Bedingung heißt Kampf.
    Die Bakterien fixieren Stickstoff, die Pflanzen Kohlenstoff. Die Tiere fressen Pflanzen und andere Tiere. Ein Kreislauf entsteht. Ein jeder frißt, soviel er kann, und wird selbst gefressen.
    Auf dem Saybrook-Planeten hat jeder Organismus seinen Platz, so wie jede Zelle in unserem Körper. Die Bakterien und die Pflanzen erzeugen Nahrung, deren Überschuß von den Tieren gefressen wird. Als Gegenleistung verhindern die Tiere eine Verschwendung der Kohlendioxyde und des Stickstoffs. Nicht mehr oder weniger wird hergestellt, als gebraucht wird. Dieses Lebensschema ändert sich auf kluge Weise je nach den lokalen Gegebenheiten. Keine Lebensgruppe produziert Mengen, die nicht verwendet werden können, genauso, wie der menschliche Körper aufhört, Zellen zu produzieren, wenn sie keinen Zweck mehr erfüllen können. Wenn die Zellen nicht aufhören, neue zu produzieren, entsteht Krebs. Und genau das ist unser Leben auf der Erde, verglichen mit der Lebensorganisation auf dem Saybrook-Planeten: ein einziger riesiger Krebs. Jede Spezies, jedes Individuum, alle tun ihr Möglichstes, um auf Kosten der anderen zu gedeihen.
    »Sie scheinen vom Saybrook-Planeten ja ganz begeistert zu sein, Doc.«
    »In gewissem Sinn bin ich das auch. Das Leben ist dort sehr sinnvoll eingerichtet. Und man kann diesen Sinn auf unser Leben übertragen. Angenommen, eine Zelle Ihres Körpers würde sich der Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers bewußt und vergliche sie mit der Leistungsfähigkeit einer einzelnen Zelle. Angenommen, sie könnte feststellen, daß die Leistung nur das Resultat einer Vereinigung von Zellen ist, eines großen Ganzen. Und dann nehmen wir einmal an, sie würde sich der Existenz der freilebenden Zellen bewußt, die nur ganz einfach leben und sonst keinerlei Funktion besitzen. Sie würde den starken Wunsch verspüren, diese armen Zellen in die Gesamtorganisation einzufügen. Sie würde Mitleid fühlen, vielleicht eine Art von Missionsgeist. Das Wesen auf dem Saybrook-Planeten – wir benutzen in diesem Fall lieber die Einzahl – fühlt vielleicht genau dasselbe.«
    »Und sie regeln das mit Hilfe jungfräulicher Geburten, eh, Doc?«
    »Das ist nichts Neues. Seit Jahrhunderten schon können wir die Eier von Seeigeln, Bienen, Fröschen und so weiter entwickeln, ohne daß vorher eine männliche Befruchtung stattgefunden hätte. Manchmal genügte eine kleine Injektion, manchmal mußte man die Tiere nur in die richtige

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