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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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einem Team, aber er war der Leiter dieses Teams, das er sich handverlesen selbst zusammengestellt hat.» «Dann mußte er also nicht ihr Unternehmen verlassen, Sie haben ihm nicht gekündigt?» «Aber im Gegenteil, als er uns mitteilte, daß er unser Unternehmen verlassen will, haben wir ihm die Leitung unseres Tochterunternehmens in Singapur angeboten, doch er hat abgelehnt. Er habe andere Pläne, hat er dem Vorstand erklärt, und Singapur sei für ihn sowieso keine Option. Sie haben ihm dann Ungarn angeboten und ihm außerordentliche Arbeitskonditionen angeboten, er hätte blockweise arbeiten und seinen Urlaub am Stück zu jeder ihm genehmen Zeit im Jahr nehmen können, aber er wollte einfach nicht. Er wollte einen Auflösungsvertrag.»
    «So alt war er doch noch nicht», überlegte Tanja laut. «Wie konnte er denn eine frühe Berentung finanzieren – oder hat er einen neuen Arbeitsplatz im Blick gehabt? Bekam er denn einen Anteil an dem, was durch dieses Glasgeschäft erwirtschaftet wird?» «Von einem neuen Arbeitsplatz weiß ich nichts, er wollte auch kein Zeugnis. Das Patent für das Spezialglas gehört natürlich uns», erläuterte Brandes.
    «Aber so erfolgreiche Mitarbeiter wie Vogel bekommen bei uns eine prozentuale Beteiligung, schon aus Selbstschutz, damit sie nicht in Versuchung kommen, ihr Wissen lukrativ zu verwerten.» «Wie könnte das aussehen?» hakte Tanja nach. «Nun, eine solche Entdeckung wie die, die Herr Vogel als Projektleiter entwickelt hat, die ist für eigentlich alle Staaten und darüber hinaus die verschiedensten Grup-pen interessant. Explosionssicheres Glas, das wird die Expansion unseres Unternehmens über Jahre sichern. Da gibt es schon Leute, die dafür eine Menge Geld ausgeben würden. Und damit unsere Projektleiter da nicht in Versu chung kommen, gibt es diese Prämien und darüber hinaus bindende Verträge, aber bei dieser Größenordnung ist es mit Verträgen allein nicht getan.» «Wissen Sie denn, ob Vogel entsprechende Angebote bekommen hat, sein Wissen zu verkaufen?» fragte Tanja Schmidt. «Nein, aber wir haben seine häufigen Reisen nach Südostasien natürlich aufmerksam beobachtet. Das Angebot Singapur war deshalb ganz auf ihn zugeschnitten, um etwaige anderweitige Verlockungen erst gar nicht aufkommen zu lassen. Doch wir hatten nie einen konkreten Anhaltspunkt, um ihm zu mißtrauen. Allerdings dürfte das, was die Regimes in der Region für eine Entwicklung wie die von Vogel zahlen würden, für viele Menschen ziemlich verführerisch sein.
    Die sind in den Ländern heiß auf wirtschaftlichen Fortschritt, das kann ich Ihnen sagen. Und wißbegierig, da könnten sich hier einige Arbeitnehmer eine dicke Scheibe von abschneiden.» «Wenn ein Staat oder auch eine terro-ristische Gruppierung Interesse an Ihrer Entwicklung hätte und Vogel würde das Angebot ablehnen, könnten die dann Ihrer Einschätzung nach so weit gehen, Vogel umzubringen?» erkundigte sich Tanja. Brandes überlegte: «Also, da bin ich wirklich überfragt, aber es wäre doch nur schwer vorstellbar. Ein solches Angebot würde doch gewiß ganz diskret übermittelt, Vogel hätte wahrscheinlich gar nicht gewußt, welcher Staat genau sich für sein Wissen interessiert. Außerdem müssen die ja auch mit einem ‹Nein›
    rechnen.» Tanja dachte nach: «Aber ein solches Angebot wäre doch gewiß verführerisch, da geht es doch nicht nur um 1000 Euro? Hätte Ihrer Ansicht nach Vogel einem solchen Vorschlag widerstehen können?» «Wenn Sie mich fragen», Brandes beugte sich ein wenig nach vorne, «der war nicht an Geld interessiert. Was glauben Sie, wie hoch  die Position in Singapur dotiert ist! Dem Vogel ging es um irgend etwas anderes.» Tanja ging ihre Notizen durch.
    «Herr Brandes, Steffen Vogel ist vor seinem Tod zusammengeschlagen worden. Wir haben Blutergüsse an seinem Rumpf erkennen können. Wir hatten den Eindruck, daß es ältere Verletzungen waren, die ihm eventuell Tage vor seinem Tod zugefügt wurden. Genaueres wird der Bericht der Gerichtsmedizin ergeben, der noch aussteht.
    Können Sie sich vorstellen, wer Grund gehabt haben könnte, ihn so anzugreifen?» «Er ist zusammengeschlagen worden?» Brandes war überrascht. «Und Sie als Polizei haben keine Kenntnis von dem Angriff; hat er das denn nicht angezeigt?» Tanja schüttelte den Kopf. Brandes überlegte. «Das könnte natürlich schon eine Warnung gewesen sein, ein Angebot anzunehmen oder nicht davon zu berichten. Von der chinesischen Mafia

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