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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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als ob er gleich in Tränen ausbrechen würde. Arne überlegte sich, ob er hier einen wunden Punkt bei Christian Vogel berührt hatte – der war doch auch nicht verheiratet! Arne nahm sich vor, das nach-zuprüfen. Vielleicht lag hier ein Motiv für den Mord. Doch zunächst blieb noch eine andere Frage offen: «Hatte Ihr Onkel eine Freundin, oder haben Sie jemals eine Frau in seiner Begleitung gesehen?» Christian Vogel schüttelte den Kopf. «Nein, nie. Ich habe nie jemanden gesehen. Und – wie gesagt – ich habe mir auch nie Gedanken über das Sexual-leben meines Onkels gemacht. Das geht mich ja auch nichts an», ergänzte er scheinheilig. Arne konnte ihm diese unbe-teiligte Haltung nicht ganz abnehmen. Tanja wechselte das Thema. «War Ihr Onkel Mitglied in einer Satanisten-gruppe, oder hatte er Kontakt zu Satanisten?» Christian Vogel schaute irritiert. «Was sind denn Satanisten?» Arne erläuterte: «Satanisten beten den Satan an. Und sie bringen ihm Opfer. In der Regel Tiere, meistens Hähne, aber manchmal sind es auch Menschen.» Christian Vogel schüttelte sich. «Das ist ja ekelhaft! Nein, so was hätte zu meinem Onkel überhaupt nicht gepaßt. Onkel Steffen betet den Satan an und schlachtet Hühner, ehrlich, das geht nicht, da paßt gar nichts. Überhaupt, der war evangelisch, das weiß ich genau.» Arne kaute an seinem Kuli. «In diesem Fall hat ja auch nicht er geschlachtet, sondern er ist geschlachtet worden.» Christian Vogel blickte den Kommissar entsetzt an. «Sie meinen, er ist von solchen Irren ermordet worden?
    Von Satanisten? Das ist ja furchtbar!» Er wirkte ehrlich erschüttert. Arne schaute Christian Vogel nachdenklich an.
    «Wir müssen zumindest diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Übrigens, was wollten Sie mit den 300 000 Euro?»
    Vogel klappte den Mund auf und zu. «Welchen 300 000
    Euro?» «Nun, den 300 000 Euro, die Ihr Onkel Ihnen bar übergegeben hat.» Christian Vogel schlang die Arme um sich, als ob ihm kalt wäre. Seine Stimme wirkte auf einmal schrill: «Ich weiß von keinen 300 000 Euro, das müssen Sie mir glauben!»
    «Dem glaube ich kein Wort.» Arne kaute wieder an seinem Kuli, eine Angewohnheit, mit der er seine Zigarettensucht einzudämmen versuchte. Mit wenig Erfolg, wie er sich selbstkritisch eingestand. Eben hatten sie Christian Vogel nach Hause geschickt, allerdings mit der Vorgabe, sich zur Verfügung zu halten. «Das war gut gespielt, aber eben nur gespielt. Der wußte ganz genau, wovon ich spreche.» Tanja schaute nachdenklich. «Und wofür hat er das viele Geld gebraucht?» Arne machte eine wegwerfende Handbewegung. «Was weiß ich, vielleicht hat er Spielschulden, oder überhaupt Schulden, vielleicht hat er seinen Onkel mit irgendwas erpreßt. Wenn du mich fragst – wir sollten bei Christian Vogel am Ball bleiben.» Tanja gab Arne recht –  der Neffe wirkte wirklich merkwürdig, so weich und unfertig. Er war ihr auch nicht sympathisch gewesen. Aber konnte dieser weichliche junge Mann einen Menschen umbringen und ihn dann zerteilen? «Hast du eigentlich schon mal darüber nachgedacht, daß es zwei Fälle sein könnten?» fragte sie Arne. «Wieso zwei Fälle?» «Na, die Hähne und die Hand. Erst waren Satanisten da, die die Hähne aufgeknüpft haben, und dann kam unser Mörder und hängte seine Hand dazu.» Arne schüttelte den Kopf.
    «Und dann haben alle eine tolle Party gefeiert oder was?
    Du wirst langsam pervers, Tanja.» Er grübelte. «Aber du könntest recht haben. Ich weiß auch nicht, wie ich die Hähne einsortieren soll. Wer hat schon 13 Hähne zur Hand? Und was war ihre Funktion? Hängen Satanisten überhaupt Hähne an Bäume?» Tanja kaute auf ihrer Unterlippe. «Vielleicht sollten die Hähne uns verwirren, uns von irgend etwas ablenken. Als ob es nicht schon verwirrend genug wäre. Mainz-Glas, Chinesenmafia, Satanisten, Restaurantkritiker … Versuchen wir doch mal, das Ganze systematisch anzugehen. Du besuchst die Gruppe, die Vogel bei Mainz-Glas geleitet hat. Und ich rufe mal bei der Redaktion von Amuse Gueule an, vielleicht haben die ja einen Hinweis für uns. Und hak’ du doch mal nach, wie es mit dem Bericht aus der Gerichtsmedizin steht. Wir müssen doch möglichst bald wissen, wann Vogel genau gestorben ist. Ich frage mal bei der Uni nach, ob es dort einen Spezialisten für Satanismus gibt. Was für ein Fach-gebiet ist das eigentlich? Theologie? Oder Völkerkunde?
    Ich blicke wirklich nicht mehr durch.»

    * * *
    Spät abends trafen sie

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