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Und fuehre mich nicht in Versuchung

Und fuehre mich nicht in Versuchung

Titel: Und fuehre mich nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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sprach sie auf die schrecklichen Ereignisse an, obgleich ihr Name in der Zeitung genannt worden war. Sie bekam aber manchen mitfühlenden und freundlichen Blick zugeworfen.
    Irene Daubmann stellte sich neben sie. Wie immer sah sie aus wie aus dem Ei gepellt. Ihr enger Rock betonte die schmalen Hüften, dem Top gelang das Kunststück, sowohl korrekt als auch sexy auszusehen. Die Daubmann war berühmt für ihre extravaganten Ohrringe, auch heute trug sie zwei Exemplare, die ihr dekorativ fast bis zur Schulter  baumelten. An jeder anderen Frau hätte das übertrieben gewirkt, zu ihr paßte es einfach. «Alles okay?» fragte sie liebenswürdig. Susanne nickte. Sie hatte kein Bedürfnis, über ihr Erlebnis zu sprechen. Doch die Kollegin wollte sie auch nicht aushorchen, sondern lediglich freundschaftlichen Rückhalt signalisieren. Susanne erkundigte sich nach dem von der stellvertretenden Dekanin vorgelegten Vertretungsdienst für Beerdigungen in den Ferienzeiten.
    Beide diskutierten engagiert das Für und Wider. Dann schob sich Zimmermann zu ihr durch und fragte an, ob sie an diesem Nachmittag für Seelsorgegespräche im Kirchenladen zur Verfügung stehen könnte. Susanne sagte nach einem Blick in ihren Kalender zu. Neben ihr erzählte Timmerfeld von seiner in den Sommerferien geplanten Pilgerwanderung nach Santiago de Compostela. Susanne wünschte ihm im stillen, er möge beim heiligen Jakob auch etwas Lebensfreude finden. Der zurückhaltende, sensibel wirkende Kollege aus Gonsenheim wandte sich an Susanne. «Könnten Sie in der nächsten Woche die Beerdigungsvertretung für Gonsenheim übernehmen? Ich weiß, Sie hatten gerade ein unangenehmes Erlebnis in Gonsenheim, aber ich habe schon fünf Kollegen gefragt und keiner hatte Zeit. Und von uns Gonsenheimern ist keiner da.
    Wir fliegen nächste Woche zu unserer Partnergemeinde nach Watford. Hätten Sie Zeit, das wäre ganz lieb!»
    Susanne dachte daran, wie gut ihr die Hilfe von Dr. Daubmann getan hatte. «Selbstverständlich», antwortete sie freundlich. «Ich trag’s mir gleich in den Kalender ein. Also, nächste Woche bin ich auch für Gonsenheim zuständig.
    Und Ihnen wünsche ich eine gute Zeit in Watford!» Der Gonsenheimer bedankte sich erleichtert für die Unterstützung. Und da läutete Weimann schon das Ende der Pause  ein. Susanne blieb gerade noch Zeit, mit Irene Daubmann einen Termin für ein Dankeschön-Essen im Schwalbacher Hof zu vereinbaren.

    * * *
    Arne Dietrich hatte Tim Straubinger von Mainz-Glas ins Polizeipräsidium geladen. Straubinger gehörte zu denen, die es im Team von Vogel nicht geschafft hatten. «Hat Vogel Sie aus seinem Team entlassen?» fragte er den sympathisch wirkenden jungen Mann mit dem roten Bürsten-haarschnitt. Straubinger schüttelte den Kopf. «Ich bin selbst gegangen.» Tanja lehnte sich in ihrem Stuhl nach vorne. «Und warum?» fragte sie. Straubinger fuhr sich mit einer sommersprossenübersäten Hand durch sein rotes Haar. «Ich hab’s einfach nicht mehr ausgehalten. Ich war nicht der Typ für Vogel.» Arne hakte nach: «Und wer war ein Typ für Vogel?» Straubinger überlegte. «Ein Typ für Vogel hält es aus, ständig unter Druck zu stehen. Bei Vogel arbeitet man wie ein Hund, dem man an einer Angel einen Köder unter die Nase hält, und der Hund hetzt dem Köder ohne Pause hinterher. Vogel hielt die Angel und bestimmte den Köder, er sah, wozu jeder in seinem Team fähig war.

    Jeder machte mit, weil es diesen besonderen Kick gab, das zu schaffen, was Vogel in einem erkannt hatte und von einem erwartete. Doch wenn man es geschafft hatte, hing da schon ein neuer Köder. Ich kann das nicht besser beschreiben. Mir ist das auf die Dauer zu viel geworden, ich hab da richtig psychosomatisch reagiert, ständig Magen-schmerzen gehabt, so einen Druck, also ich wollte raus aus seinem Team.» Tanja erkundigte sich neugierig: «Wie hat Vogel auf Ihr Ausscheiden reagiert?» Straubinger verzog  bei der Erinnerung gequält das Gesicht. «Das war unangenehm, ich hatte so das Gefühl, daß er auch mit meinem Scheitern schon gerechnet hatte, so, als ob ich als Versuchs-tier sein Experiment bestätigt hätte.» Tanja schaute nachdenklich auf Tim Straubinger. «Und wie ging es Ihnen damit?» Tim Straubinger reagierte prompt. «Ich war zuerst sauer, aber dann total erleichtert. Wissen Sie, es war mir so, als ob ich mein Leben gerettet hätte.» Arne war verblüfft.
    «Ihr Leben gerettet?» fragte er ungläubig. Straubinger nickte

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