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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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„In diesem Punkt habt Ihr vollkommen recht“, räumte er großmütig ein. „Allerdings dürft Ihr jetzt nicht den Fehler begehen, vom Mönchskonvent auf den der Nonnen zu schließen.“
    „Warum sollte ich nicht?“ Der Graf suchte Blickkontakt.
    Arno öffnete den Mund.
    „Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr es seid, der die jungen Leute unterweist“, kam der Andere ihm jedoch zuvor. „Und man sagt Euch nach, dass Ihr diese Aufgabe vortrefflich erfüllt. Eure Schüler sind voll des Lobes: über Euren scharfen Verstand, der es liebt, neue Wege zu beschreiten, über Euer außergewöhnliches pädagogisches Einfühlungsvermögen, über die Leidenschaft, mit der Ihr Eure Schüler von den Inhalten Eures Unterrichts begeistert. So, wie ich Euch nach diesen Beschreibungen einschätze, seid Ihr viel zu sehr Lehrer, um einem jungen, wissbegierigen Menschen sein Glück in der Welt des Geistes vorzuenthalten – bloß weil er zufälligerweise weiblich ist.“ Er holte tief Luft.
    Arno spannte seine Lippen an. Von diesem Mann, der seinen Verstand nicht minder schneidend einzusetzen wusste, würde er sich keinen Honig um den Bart schmieren lassen!
    „Ich will mich keinesfalls dem Lebensglück Eurer Tochter in den Weg stellen, verehrter Graf“, begann er. „Und als Privatmann habe ich vollstes Verständnis für ihren Wissensdurst sowie Eure Bemühungen, ihn zu befriedigen. Nur – wie Ihr sicherlich einsehen werdet – können wir nicht verantworten, ein weibliches Mitglied in unsere Klasse aufzunehmen. Die heilige Birgitta hat zwar Männer und Frauen gemeinsam in ein Kloster geholt – doch auch sie duldet keine Durchmischung der Geschlechter.“
    „Es ist die Bedingung“, beharrte der Graf. „Ich bin darüber im Bilde, dass Euer Kloster dringend weiblichen Nachwuchs benötigt. Von Mathildas nicht zu verachtender Mitgift ganz zu schweigen. Ich könnte mich leicht nach einem anderen Kloster umsehen, wo man mir gern entgegenkommt. Allerdings liebte meine verstorbene Gattin, Gott hab sie selig, den heiligen Alto mitsamt seiner Quelle – und ich möchte alles tun, ihr den Wunsch, unsere Tochter hier zu sehen, zu erfüllen. Allerdings nur dann, wenn Ihr einlenkt.“  
    „Ich möchte Euch darauf hinweisen, dass wir uns keineswegs erpressen lassen, verehrter Herr Graf“, stellte Arno klar, unwillkürlich Zeige- und Mittelfinger hinter seinem Rücken kreuzend.
    „Nun tut nicht so, als wäre ein derartiges Vorgehen so ungewöhnlich in Kirchenkreisen“, schnaubte der Graf auch sofort. „Wenn ich mir die Mühe machte, nach Rom zu Papst Leo persönlich zu pilgern ...“
    „Mit römischen Maßstäben wagen wir kleinen Lichter hier in Bayern uns nicht zu messen“, entgegnete Arno glatt.
    Sein Gesprächspartner neigte leicht den Kopf. „Und doch würde ich meine Hand dafür ins Feuer legen, dass diese feinen Mechanismen auch hierzulande funktionieren“, intoniere er nur ganz dezent ironisch.
    Dieser Mann war genauestens im Bilde, kein Zweifel.
    „Außerdem ...“, er beließ seine Stimme vorerst in provokanten Höhen, „könnte ich in Augsburg einfließen lassen, dass mir hier in Altomünster sogar verwehrt wurde, mit dem gewählten Prior zu sprechen – und ich stattdessen mit einem einfachen Mönch Vorlieb nehmen musste. Ich bin nicht sicher, ob das für den Ruf Eures Klosters wirklich günstig wäre ... Gerade wenn man bedenkt, dass Ihr die enge Zusammenarbeit mit den Augustiner Chorherren aus Heilig Kreuz für die wohlverdiente Aufstockung Eurer Bibliothek benötigt. Ist es nicht so?“
    Dieser scheinheilige Schuft! In bibliothekarischer Hinsicht war Arno bei Weitem angreifbarer, als wenn es um das ferne wie verrufene Rom ging. Er musste sämtliche Selbstdisziplin in sich zusammen klauben, um seine spöttisch überlegene Miene aufrechtzuerhalten. „Eure Bedingung ist unerfüllbar“, beharrte er nur scheinbar ruhig.
    „Dann verlange ich, mit Prior Palgmacher zu sprechen.“
    „Er ist zurzeit leider nicht abkömmlich, Graf.“
    „Ich habe munkeln hören, dass gerade Euer werter Prior ein schwerwiegender Grund dafür ist, dass die Finanzen dieses Klosters ...“
    „Das tut nichts zur Sache.“
    „Dann verschafft mir einen Termin bei Eurer Oberin – oder wie Ihr Eure Äbtissin zu nennen pflegt.“
    „Mutter Örtlerin lebt in Klausur, wie Euch mit Sicherheit bekannt ist, Graf.“ Mittlerweile hatte Arno sich wieder perfekt im Griff – die zunehmend zornigeren Angriffe seines Gegenübers an einem Panzer aus

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