Und fuehre uns in die Versuchung
Holte mit der Axt aus und schlug zu, egal, ob Katharina wollte oder nicht.
Ein wahrhaft ohrenbetäubendes Dröhnen brachte die Mauern zum Beben. Es war Wahnsinn. Er war wahnsin...
„Hört auf, nein!“ Eine Bewegung in der Dunkelheit. Dann tauchte Katharinas weißes Gesicht im Ausschnitt der Klappe auf. „Ihr dürft Mathilda und Euch selbst nicht gefährden. Ich werde nicht mitkommen, egal, was Ihr sagt oder tut. Geht jetzt, nehmt Mathilda und verschwindet von hier. Bitte.“
Arno fixierte ihr Gesicht, suchte nach Zeichen, wie ernst es ihr war. „Ich kann Euch doch nicht hier lassen!“
„Aber ich werde bleiben. Weil ich das so will.“ Dieser unglaubliche Trotz. Diese Stärke, die sich gegen sie selbst richtete und sie so schwach machte.
„Elisabeth will, dass Ihr geht“, versuchte er es von Neuem.
„Das weiß ich. Sie hofft, dass ich ohne sie glücklich werde, wenn ich sie verlasse. Doch das kann ich nicht. Ich kann sie nicht verlassen, und ich kann nicht ohne sie glücklich sein. Deshalb entscheide ich mich dafür zu bleiben.“
„Ihr wollt freiwillig hier gefangen gehalten werden?“ Ungläubig starrte er diese verrückte Frau an.
Die war absolut gefasst, klang sachlich und rational. „Ich will bleiben, weil Elisabeth bleiben will. Bei ihr will ich sein, egal, wo sie ist. Weil ich sie liebe.“ Sie sprach so feierlich.
Er musste sie damit konfrontieren, dass es da nichts zu feiern gab. „Elisabeth bleibt nur, weil sie Angst hat, weil ihre Angst stärker ist als ihre Liebe zu Euch. Und Euch schickt sie weg, weil es ihr ohne die Versuchung, die Ihr für sie darstellt, besser gehen wird.“ Das war die Wahrheit. Deren Härte hoffentlich jetzt helfen würde.
„Sie bleibt, weil sie hierher gehört“, widersprach Katharina. „Sie war glücklich hier, bevor ich kam. Es war unrecht von mir zu erwarten, dass sie ihr Leben mir zuliebe aufgeben würde. Meine Liebe muss stark genug sein, sie so zu lieben, wie sie ist. Und sie ist eine Nonne.“
Alles, was er ihr noch hatte sagen wollen, verwandelte sich in ein gequältes Geräusch aus seiner Kehle. So wie Elisabeth Nonne war, war er Priester gewesen. Dann war Mathilda gekommen und hatte ihm gezeigt, dass er sich getäuscht hatte. Während Elisabeth ...
„Ihre Liebe zu mir war so stark, dass sie versucht hat, etwas anderes sein zu wollen. Aber weil ich sie liebe, verlange ich das nicht mehr. Deshalb bleiben wir.“
„ Eine Frau wie Ihr passt nicht an diesen Ort, Katharina, und das wisst Ihr genau.“
Er sollte gehen, er sollte Mathilda aufgreifen und endlich von hier verschwinden. Er vergeudete wertvolle Zeit. Und kannte schließlich Katharina gut genug, um zu wissen, dass er sie nicht würde umstimmen können. Warum stand er dann hier wie festgewachsen und redete gegen die Wand ihres Liebeswahns an?
„Mathilda Finkenschlag trifft ssich heimlich mit einem Mann.“
Das Schweigen, das daraufhin einsetzte, war tief – und bodenlos vor Entsetzen .
„Wie bitte?“ Die Äbtissin blinzelte verwirrt.
„Ssie trifft ssich mit einem der Mönche im Finssteren Gang. Ich habe ssie gessehen.“
Mathilda hatte das Gefühl, als hätte ein Schlag von einer riesigen Faust ihren Magen getroffen. Sie krümmte sich zusammen.
„Und ssie hat ssich auch in der Kirche mit ihm getroffen.“
Woher wusste die das? Woher konnte die das wissen? „Ihr lügt“, gelang ihr ein halbherziges Krächzen.
„Ein Mann? Ein echter Mann?“
„Oder ein Mönch?“
„Oh, das ist aber mal interessant!“
„Das ist Sünde!“
„Habt Ihr Euch auch geküsst?“
Die Stimmen der Nonnen waren zwar noch nicht wieder laut, aber voll Entsetzen und auch Neugierde.
Die der Äbtissin klang noch sehr vorsichtig, als sie nachhakte: „Habt Ihr auch gesehen, mit wem? Mit einem der Mönche? “
„Ssicher einer der Ketzer, die verschwunden ssind. Ein Abtrünniger!“ Die Schönin witterte, dass sich das Blatt zu ihren Gunsten wendete. „Ich wollte ssie beobachten, biss ich dass herausgefunden hätte, aber nachdem jetzt immer mehr Mönche fliehen ... Ssie wird ssicher auch noch abhauen wollen, unssere kleine feine Mathilda.“
Die hatte das Gefühl, sich augenblicklich übergeben zu müssen. „Warum bin ich dann noch hier?“, ächzte sie schwach.
„Wahrscheinlich, weil er draußen noch eine Andere hat“, kam hämisch die Antwort. „Eine mit schönerem Haar als du!“
„Stimmt das, Mathilda? Spricht Schwester Schönratin die Wahrheit?“ Die Äbtissin klang
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