Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)
auf den Malediven. Nach deutschem Recht ist unsere Ehe ungültig.»
«Ich wette, das hast du vorher gewusst.»
Sie sieht mich an, hebt ihr Glas und prostet. «Hältst du mich wirklich für so berechnend, Jakob?»
«Absolut», erwidere ich wie aus der Pistole geschossen.
Sie schüttelt nachdenklich den Kopf. «Komisch. Wenn ein Mann pragmatisch handelt, dann gilt er als geradlinig und konsequent. Tut eine Frau das Gleiche, ist sie sofort eiskalt und berechnend.»
Ich habe nicht die geringste Lust, mit meiner Exfrau darüber zu diskutieren, ob sie eiskalt und berechnend ist. Was sie, nebenbei bemerkt, zweifellos ist. Da ich aber keinen Streit will, sage ich: «Lass uns über was anderes reden.»
«Hab ich dir jemals erzählt, dass mein Vater meine Mutter nach fast vierzig Jahren Ehe quasi über Nacht mittellos auf die Straße gesetzt hat?»
Ich nicke. «Du erzählst die Geschichte immer dann, wenn du mir zu erklären versuchst, warum du die Millionen deines Onkels für dich ganz allein haben wolltest. Also eigentlich ständig.»
Ellen nickt nachdenklich. «Schon seltsam, dass wir beide nicht die Kurve gekriegt haben, oder? Ich meine, immerhin bist du Eheberater.»
Das stimmt nicht ganz. Ich war Eheberater. Die Patienten haben leider das Weite gesucht, als sie von meiner Scheidung erfuhren. Dabei kann eine zerbrochene Ehe ganz nützlich sein, wenn man helfen will, andere Beziehungen zu retten. Aber ich verstehe auch, dass die Leute keinen Psychologen wollen, der sein eigenes Leben nicht im Griff hat. Man engagiert ja auch keinen bulimischen Ernährungsberater. Oder einen fetten Fitnesslehrer.
«Unsere Ehe ist Schnee von gestern. Was spielt es also noch für eine Rolle, welche Chancen wir verpasst haben?», frage ich.
Sie leert ihr Glas in einem Zug und gießt uns beiden großzügig nach. «Hast du dich jemals gefragt, ob wir es noch mal miteinander versuchen sollten?»
Ich bin erstaunt. «Nein.»
«Wirklich? Nie?»
«Nein. Nie. – Aber ich hab mir im Nachhinein oft gewünscht, dass du damals mit mir geredet hättest, statt mir diesen Vertrag unterzujubeln …»
«Ich dachte, es ging dir nie ums Geld», unterbricht sie spitz.
«Ging es auch nicht. Du hast mir misstraut. Das war der Punkt. Ich weiß nicht, was du dir ausgemalt hast. Vielleicht, dass ich mit der Hälfte deiner Kohle durchbrenne …»
«Und wenn es so war?», unterbricht sie. «So was passiert schließlich ständig. Ja, vielleicht hatte ich einfach Angst. Vielleicht wollte ich dich nicht verlieren.»
«Na, das hat ja super geklappt», sage ich.
Sie verkneift sich eine Replik. «Also gut», nickt sie und muss sich sichtlich überwinden, fortzufahren. «Ich gebe hiermit offiziell zu Protokoll, dass ich damals einen Fehler gemacht habe. Ich hätte mit dir reden müssen. Tut mir leid, dass ich das versäumt habe.»
Unwillkürlich steigt Ärger in mir auf. «Ellen, du hast unsere Ehe für ein paar lumpige Millionen geschrottet. Du kannst nicht erwarten, dass ich dir das mal eben so verzeihe.»
«Es waren nicht nur ein paar lumpige Millionen», korrigiert sie sachlich.
«Ist doch schnurz, wie viel es war», maule ich. «Du wolltest schlicht nicht teilen. Und das wäre auch völlig okay gewesen, weil es nicht mein, sondern dein Erbonkel war. Aber du hättest mich nicht belügen dürfen, damit ich diesen verdammten Ehevertrag unterschreibe.»
Sie sieht mich schweigend an, dann sagt sie: «Es ging um fast hundertvierzig Millionen.»
«Was?» Ich glaube mich verhört zu haben.
«Die Erbschaft. Es sind hundertvierzig Millionen», wiederholt sie. «Und du hättest dir vor Gericht die Hälfte davon holen können. Verstehst du jetzt mein Problem? Keine Ahnung, ob du mit ein paar Millionen zufrieden gewesen wärst. Falls aber nicht, hätte ich die Hälfte verloren, und deshalb …»
«Stopp! Moment!», unterbreche ich. «Du willst mir sagen, dass du selbst im allerschlimmsten Fall siebzig Millionen Euro behalten hättest?»
Sie nickt, als wäre das eine Selbstverständlichkeit.
«Aber warum, zur Hölle, hast du mich dann ausgebootet? Das ist doch viel mehr Geld, als ein normaler Mensch in einem Leben ausgeben kann.»
«Du wärst dann aber vielleicht ratzfatz mit deinen siebzig Millionen und irgendeiner Schlampe über alle Berge gewesen. Und genau das wollte ich verhindern», entgegnet sie entschieden.
«Aber wir sind doch jetzt trotzdem getrennt», sage ich verwirrt. «Wo ist denn da die Logik?»
«Die Logik ist, dass wir zwar getrennt
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