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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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für dich weitergehen, Jakob?»
    Ich zucke mit den Schultern. «Vielleicht kann mein letzter Patient mir helfen. Immerhin hält er sich für Gott höchstpersönlich.»
    «Interessant», erwidert Ellen. «Selbst Gott hat Probleme?» Sie muss kichern. «Das klingt kompliziert. Und bei ihm kannst du ausnahmsweise mal nicht eine verkorkste Kindheit oder ein schwieriges Verhältnis zu den Eltern für alles verantwortlich machen.» Wieder muss sie kichern, dann steht sie auf und sagt: «Entschuldige mich einen Moment, ich bin gleich wieder da.» Kichernd verschwindet sie in Richtung Bad.
    Ich nicke geistesabwesend. Ellen hat mich da gerade auf einen Gedanken gebracht: Ob Abel Baumann wohl Familie hat? Es würde mir helfen, mit jemandem zu sprechen, der ihn gut kennt.
    Mein Handy reißt mich aus den Gedanken.
    «Jakobi.»
    «Polizeioberrat Schavinski hier. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass wir Ihren Schützling auf freien Fuß gesetzt haben. Der Staatsanwalt hat sich noch mal breitschlagen lassen, weil Herr Baumann ja jetzt in Ihrer Obhut ist. Außerdem habe ich eben seine Krankenakte bekommen. Medizinisch gesehen ist alles in Ordnung. Das heißt also: Jetzt sind Sie dran.»
    «Moment», sage ich. «Ich bin nur sein Psychotherapeut, nicht sein rechtlicher Betreuer. Wenn er wieder Mist baut, ist das ganz allein seine Sache. Nur, um das klarzustellen.»
    Schweigen. Schavinski räuspert sich, man hört das Rascheln von Papier. «Da haben Sie mir heute Mittag aber was anderes erzählt.» Wieder Papierrascheln. «Und wie ich hier gerade sehe, haben Sie es auch unterschrieben.»
    «Was habe ich unterschrieben?»
    «Dass Sie Baumann für ungefährlich halten. Und zwar in jeder Hinsicht. Soll ich Ihnen den Abschnitt mal vorlesen?»
    «Nein. Schon gut», sage ich. Da ich häufiger Papiere unterschreibe und mich nachher darüber ärgere, wird es schon stimmen, was Schavinski da behauptet. «Und jetzt habe ich Baumann an der Backe, oder was?»
    «Exakt», erwidert Schavinski fröhlich. «Und das Beste ist, dass Sie mir damit eine Menge Papierkram ersparen.»
    «Halten Sie ihn eigentlich für gefährlich?», frage ich.
    Schavinski zögert.
    «Ist eine rein persönliche Frage», füge ich hinzu.
    «Wenn Sie mich fragen, dann hat der Kerl einen an der Waffel. Und es ist nur ein Zufall, dass bisher niemand zu Schaden gekommen ist», antwortet Schavinski. «Immerhin haben wir ihn schon im Hochsicherheitstrakt eines Kernkraftwerkes festgenommen. Fragen Sie mich nicht, wie der Kerl es da rein geschafft hat.»
    «Danke für Ihre Einschätzung», sage ich.
    «Die Krankenakte schick ich Ihnen per Post. Und weil ich heute einen guten Tag habe, lege ich noch eine Kopie Ihrer Aussage bei. Nur damit Sie wissen, was Sie da unterschrieben haben. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, Dr. Jakobi.»
    Das Gespräch wird beendet. Missmutig beiße ich mir auf die Unterlippe. Ich kenne Baumann noch nicht lange genug, um ihn halbwegs zuverlässig beurteilen zu können. Dass ich ihn als ungefährlich einstufe, habe ich gesagt, bevor ich wusste, dass er sich für Gott hält und sich manchmal auch so benimmt. Wenn ich mir vorstelle, dass er gerade einen vollbesetzten Jumbo-Jet auf eine nächtliche Startbahn manövrieren könnte, wird mir spontan schlecht. Ich springe auf und greife im Flur nach meinem Mantel. Gleichzeitig klopfe ich an die Badezimmertür. «Ellen, entschuldige bitte, aber mir ist da gerade etwas dazwischengekommen. Ich …»
    «Ich bin hier», höre ich Ellen sagen. Ich sehe sie durch die geöffnete Schlafzimmertür. Sie sitzt mit nacktem Oberkörper auf meinem Bett und hat die Arme lässig vor den Brüsten verschränkt.
    «Was hältst du von meinem Angebot?», fragt sie, siegessicher lächelnd.
    Ich ziehe meinen Mantel über. «Du platzt hier einfach so rein, bietest mir eine Million Euro und willst anschließend mit mir vögeln? Wenn ich dir einen freundschaftlichen Rat geben darf: Such dir einen Therapeuten.»
    Schlagartig verfinstert sich ihr Gesicht. «Ich habe mich bei dir entschuldigt. Ich schenke dir ein Vermögen. Und ich biete dir ein brandneues Leben, frei von finanziellen Sorgen. Was willst du noch, Jakob?»
    «Dass du bitte die Tür zuziehst, wenn du gehst», sage ich und trete in die kalte Abendluft.
    «Sei vorsichtig, Jakob», höre ich hinter mir Ellens drohende Stimme. «Ich kann auch andere Saiten aufziehen.»
    Ohne mich umzusehen, ziehe ich die Tür ins Schloss und mache mich auf den Weg. Hoffentlich hat Gott inzwischen

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