Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
Vom Netzwerk:
Karriere als Clown entschieden hat. Er könnte sogar ein ehemaliger Kollege von mir sein, der seine wissenschaftliche Karriere an den Nagel gehängt hat, um sich den Grenzwissenschaften zuzuwenden. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn es sich bei Baumann um einen Psychologen mit psychischen Problemen handelte.
    «Grübeln Sie nicht so viel», höre ich Baumann nebenan sagen.
    Ich muss grinsen. Baumann kann sich natürlich an zwei Fingern ausrechnen, dass ich über ihn nachdenke. Mit Hellseherei hat das wenig zu tun. Ich würde eher sagen, dass mein Patient ein durchaus talentierter Zauberer ist.
    In Baumanns Abteil sind nun Geräusche zu hören. Dann ein Klopfen.
    «Ich höre auf zu denken», sage ich. «Versprochen.»
    Die Verbindungstür öffnet sich, Licht fällt in mein Abteil. Abel erscheint im Halbdunkel. Er hat eine Flasche Scotch und zwei Gläser in der Hand.
    «Hier ist mein Vorschlag», sagt er: «Wir trinken ein Glas oder auch zwei, und ich beantworte so lange alle Fragen, bis einem von uns die Augen zufallen.»
    Ich setze mich auf die Bettkante. «Klingt fair.»
    Er stellt die Gläser auf einen kleinen, mausgrauen Tisch, zwängt sich auf den dazugehörigen Stuhl und gießt ein. «Ich bin aber nur bereit, auf meine Nachtruhe zu verzichten, wenn ich Sie nicht länger siezen muss.»
    Er reicht mir ein Glas. «Ich bin Abel.»
    Ich vermute, dass es sich günstig auf unser Therapeut-Patient-Verhältnis auswirken könnte, wenn ich seinem Vorschlag zustimme. «Jakob», erwidere ich also und proste ihm zu.
    Wir trinken. Ein angenehmes Brennen in den Eingeweiden.
    «Okay, Jakob. Dann schieß mal los!», sagt Abel. «Was willst du wissen?»
    Ich halte ihm mein Glas hin. «Erst hätt ich gern noch einen. Passiert ja schließlich nicht alle Tage, dass Gott einem das Du anbietet.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Gott ist frustriert
    «Fangen wir doch einfach ganz von vorn an», schlage ich vor.
    Abel, der gerade im Begriff ist, einen Schluck Scotch zu nehmen, setzt das Glas wieder ab. «Beim Urknall, oder wie?» Er fragt es wie ein Abiturient, der sich nicht sicher ist, die Prüfungsaufgabe richtig verstanden zu haben.
    Ich muss grinsen. Eigentlich wollte ich die Lebensgeschichte von Abel Baumann hören. Die Biographie Gottes dürfte deutlich opulenter ausfallen, und vielleicht kann Abel mir dabei Antworten auf ein paar Fragen geben, die die Menschheit seit jeher beschäftigen: Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Und was soll das alles hier?
    «Du musst mir sagen, wo deine Geschichte beginnt», erwidere ich diplomatisch. «Ich war schließlich nicht dabei, als du die Welt erschaffen hast.»
    Er nickt pflichtbewusst. «Gut. Der Urknall also.» Er knetet seine Finger. «Den Urknall musst du dir als mein persönliches erstes Silvesterfeuerwerk vorstellen. Ich hab mir einen netten Abend gemacht und dabei Himmel und Erde erschaffen. Die Erde war zunächst noch leer und öde. Sie sah ein bisschen so aus wie heute der Mond. Allerdings gab es auf dieser Ur-Erde einen gigantischen Ozean, der die meisten Teile des Landes bedeckt hat. Es war stockfinster, also habe ich beschlossen, erst mal Licht zu machen, und dann gesehen, dass …»
    «Abel?», unterbreche ich.
    Er merkt auf. «Ja? Was ist denn?»
    «Genau so steht es in der Bibel.»
    «Ja. Und? Ist ja auch nicht alles falsch, was in der Bibel steht.» Er setzt ein gewinnendes Lächeln auf.
    Ich mustere ihn skeptisch. «Und warum habe ich dann das Gefühl, dass du gerade versuchst, mir eine freie Interpretation des ersten Buches Mose als deine eigene Story unterzujubeln?»
    Abel hält meinem Blick nur wenige Sekunden stand, dann schaut er zum Fenster, streicht sich verlegen über den Kopf und greift nach seinem Glas, um es sogleich in einem Zug zu leeren. «Schon gut!», bringt er zerknirscht hervor. «Du hast mich durchschaut. Die Wahrheit ist: Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, dass ich die Welt erschaffen habe. Deshalb weiß ich auch nicht, wie ich sie erschaffen habe.» Er gießt sich nach. «Aber das alles ist ja jetzt auch schon ein paar Millionen Jahre her. Wenn nicht sogar noch länger!»
    Ich kratze meine bescheidenen Kenntnisse der Astrophysik zusammen: «Soviel ich weiß, gibt es Leute, die behaupten, dass es vor dem Urknall einen leeren, zeitlosen Raum gegeben hat. Gott müsste in diesem leeren Raum bereits existiert haben, weil er ja ebenso unendlich ist wie das Universum selbst. Du wärst dann nicht seit Millionen oder Milliarden Jahren, sondern seit ewigen

Weitere Kostenlose Bücher