... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
So schlecht es auch gewesen sein mag, müssen wir doch etwas daraus gelernt haben, und sei es auch nur die Erkenntnis, dass unser Standort ungünstig war und wir das Geschäft an einen belebteren Ort verlegen hätten müssen. Ich wollte alles auf einen Wagen stellen und unseren Stand vor dem 7-Eleven in der Homestead Road aufmachen, aber unsere Eltern verhinderten das. Wir haben auch gelernt, dass warme Dosenlimonade ziemlich grauslich schmeckt, wenn es draußen 40 Grad im Schatten hat.
Mit elf Jahren begann ich in meinem ersten Silicon-Valley-StartupUnternehmen zu arbeiten. Die Firma hieß „InterDesign“ und war die Verwirklichung eines Traums meines Vaters James V. Ball und seines Freundes Hans Camenzind. Hans und mein Vater bildeten ein starkes Team und gehörten damals fraglos zu den besten Spezialisten für integrierte Schaltungen. So beschlossen sie, sich damit selbstständig zu machen. Sie kannten sich aus Massachusetts und zogen zur gleichen Zeit mit ihren jungen Familien nach Silicon Valley. Mr. Camenzind stammte ursprünglich aus der Schweiz, und da die Ball- und Camenzind-Familien Neuankömmlinge im Valley waren, begannen wir Thanksgiving zusammen mit anderen Neuankömmlingen im Big Basin State Park zu feiern. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten.
Ursprünglich bestand das Hauptquartier von InterDesign aus ein paar Büroräumen in der Murphy Street in Downtown Sunnyvale, gleich neben dem Tao-Tao-China-Restaurant, das noch immer dort ist. Diese Räumlichkeiten wurden aber schnell zu klein (und wahrscheinlich wurden alle auch zu dick von dem lukullischen chinesischen Essen), und so übersiedelte man in einen der neuen Business Parks im östlichen Sunnyvale an der Grenze zu Santa Clara. Nach der Übersiedlung entwickelte sich InterDesign schnell.
Mein erster Job bei InterDesign bestand darin, meinem Vater beim Bau der Labortische zu helfen. Wir fuhren zum Orchard-Baumarkt, kauften die größte Kreissäge, die wir finden konnten, und begannen aus diesen riesigen 12x2-Brettern Basisstützen für die Bänke zu machen. Zwei Tage lang glich Kingsgate 1526 einer Produktionsanlage für Laborbänke. Ich musste dabei die Bretter zur Säge tragen, dann alle Stücke aufeinanderlagern und die Reste auf einen Haufen schlichten. Danach luden wir alles auf den Gepäckträger des purpurnen Mercedes, brachten es zum neuen Standort und setzten die Bänke zusammen. Vier Mal mussten wir hin- und herfahren.
Als wir InterDesign mit den frisch gesägten Brettern betraten, trafen wir dort auf die Familie Camenzind, Hans, Pia und die vier Kinder, wie sie die neuen Räumlichkeiten inspizierten. Stolz, Glück und Enthusiasmus leuchteten aus Mr. Camenzinds Augen. Er und mein Vater waren auf dem Weg, den nächsten innovativen Schritt mit integrierten Schaltungen zu tun. Die Luft knisterte vor Elektrizität.
Der neue InterDesign-Firmensitz war ein einstöckiges Gebäude mit ungefähr 30.000 Square Feet. Beim Eingang war die Administration, die Pia organisierte. Hans, mein Vater und die Techniker hatten ihre Räume in einem Korridor rechter Hand. Links lagen ein kleines Besprechungszimmer und eine Cafeteria, die bereits mit Automaten für Limo (Tab, Fresco und Coke) und Süßigkeiten ausgestattet war. An der Hinterseite des Gebäudes befand sich das Lager, daneben eine große Produktionshalle. Ein gemeinsamer Gang verband die Entwicklungs- und die Testlabors.
Dad und ich begannen die Laborbänke zusammenzusetzen, und bald hatten wir alle 30 fertiggestellt, was die großen, kahlen Räume in eine richtige Firma verwandelte. Am Ende des Wochenendes war der neue Firmensitz von InterDesign ins Leben gerufen. Gewöhnlich begleitete ich meinen Vater an Wochenenden zur Firma, arbeitete er doch meist am Samstag oder Sonntag. Hans und mein Vater begannen mit der Rekrutierung von Personal und hatten bald 20 zusätzliche Ingenieure und Techniker eingestellt.
Eine meiner ersten offiziellen Aufgaben war die Unkrautbeseitigung rund ums Firmengelände und auf dem Parkplatz. Das war gar nicht so leicht. Die Hügel rund um das Valley und die Santa-Cruz-Berge waren bei der Erbauung von San Francisco und San Jose in den frühen 1800ern großteils abgeholzt worden, und dann nochmals nach den Bränden, die das große Erdbeben in San Francisco 1906 ausgelöst hatte. Das Valley wurde seither landwirtschaftlich genutzt, die lehmigen Böden in der Ebene waren ideal für den Obstanbau oder eben auch für das üppige Wachstum von dickem,
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