... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
gekommen war. Wir schrieben uns bei der Mannschaft der American Youth Soccer Association ein und trainierten fast jeden Abend für die Spiele am Samstagvormittag. Ich hatte meinen Sport gefunden. Schwerhörigkeit war auf dem Fußballfeld offensichtlich kein Nachteil. Anders war es beim American Football, wo es unabdingbar ist, auch im Gedränge die Rufe zu verstehen, was für mich ein Ding der Unmöglichkeit war und oft dazu führte, dass ich in die falsche Richtung lief oder durch falsch verstandene Zurufe den Ball ins Gesicht bekam und mich ganz allgemein idiotisch anstellte. Soccer hatte kein Repertoire an Zurufen, es war ein ständiger Wechsel von Sturm und Verteidigung. Im Gegensatz zu Baseball fand ich es überhaupt nicht langweilig, sondern mir gefiel der schnelle Spielverlauf in ständiger Bewegung. Auch die Schiedsrichter musste ich nicht verstehen, denn sie verwendeten immer Handzeichen, laute Pfeifen und Fähnchen. Aber das Beste war, dass ich wirklich gut Fußball spielen konnte, und dass ich erkannte, wie schnell ich war.
Schnell zum Ball zu kommen, als Erster dort zu sein, zu wissen, wann man abgeben muss, mit dem Team zusammenzuspielen, das war wichtig. Zu wissen, wem man zuspielt, den Lauf des Balls abzuschätzen, die Züge der Gegner vorauszusehen, all das waren die Schlüssel zum Erfolg.
In meinem ersten Fußballjahr hatte ich von all dem noch keine Ahnung, und da Trainer wie Spieler nur schlecht Englisch sprachen, ging es Steven auch nicht besser. Aber im zweiten Jahr hatte ich das Wesentliche erfasst. In meinem ersten Turnierspiel erzielte ich drei Tore, und am Ende der Saison führte ich die Liga bei den Toren und Torvorlagen an. Es spielte keine Rolle, wie laut am Rande des Spielfelds geschrien und geklatscht wurde, ich war allein in meiner stillen Welt, in der nur das Spiel zählte. In dieser Saison hatten wir jedes Spiel gewonnen, mit Ausnahme eines Auswärtsspiels gegen Pippen Park in North Sunnyvale.
Damals lebte dort eine wachsende Bevölkerung von Mittel- und Südamerikanern, und jeder Junge im Team sprach Spanisch oder Portugiesisch. Statt drei Tore zu schießen, musste ich erkennen, dass trotz all meiner Liebe zum Fußball andere viel, viel besser spielten.
Sie hatten drei kleine Spieler im vorderen Mittelfeld, zusammen mit zwei Flügelspielern und dem vorgerückten Mittelfeld, sodass eigentlich sieben Spieler in der Offensive waren, gegen die unser Tormann machtlos war. Nach der Halbzeit setzte mich unser Trainer als Libero ein, das heißt, ich sollte am Ball bleiben, egal wo dieser war. Das würde für die nächsten 15 Jahre meine Position bleiben. Damals half das aber nichts, und wir Piraten wurden Zweite hinter den Santos aus North Sunnyvale.
Das regelmäßige Training stärkte meine Beine und Lungen, sodass ich auch bald beim Laufen im Sportunterricht Erster wurde. Manchmal hatte ich so einen großen Vorsprung, dass ich den Trinkbrunnen lange Zeit ganz allein für mich hatte.
Je mehr wir trainierten, desto besser wurden wir, und meist verloren wir nur dann, wenn die Trainings vorher ausfielen. Übung war der Schlüssel zum Erfolg, außer gegen Teams wie die Santos, die einfach viel talentierter waren. Ich lernte auch, dass es darauf ankam, etwas zu tun, es gut zu tun und einer der Besten zu werden. Wenn man einmal richtig gut ist, wird es immer leichter, sich zu steigern, und so konnte ich dann an schwierigen Abläufen arbeiten. Ich lernte, beide Beine einzusetzen, nicht nur mein bevorzugtes rechtes. Ich begriff auch, dass eine Mannschaft sehr talentierter Spieler unter einem schlechten Trainer mit lausiger Teamarbeit und geringem Spielgeist häufig einer Mannschaft mit viel schlechteren Spielern, aber mit echtem Teamgeist unterlegen war.
Es kam eben auf Teamwork und Timing an. Die Schnelligkeit und das Zuspiel mit den anderen machten mir großen Spaß. Ich erinnere mich noch gut an ein Match, in dem ich rechts außen den Ball zum Tor dribbelte, den Verteidiger umspielte und vor mir das offene Tor sah, aber Steve stand hinter dem Tormann links in der noch besseren Position. Also ließ ich Steve abschließen. Den Erfolg mit Steve zu teilen, war genauso schön wie ihn selbst zu haben.
Mit zwölf Jahren begann ich das Sunnyvaler Valley Journal auszutragen. 1975 gab es eine ganze Reihe von täglich erscheinenden Zeitungen: die San Jose Mercury News wurde zweimal täglich ausgeliefert, der Sunnyvale Scribe zweimal wöchentlich, die San Francisco Chronicle ebenfalls täglich und
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