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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
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tiefwurzelndem Unkraut rund ums InterDesign-Gelände. Das Valley war nun ein noch fruchtbarerer Boden für die neu aufkommende High-Tech-Industrie als für Aprikosen, Birnen, Mandeln und Kirschen, die dem Fortschritt weichen mussten. Zurück blieb ein dicker, harter Lehmboden, dem in trockenem Zustand nicht einmal mit Äxten beizukommen war.
    Die frühen Siedler stellten aus diesem Material luftgetrocknete Ziegel her. Nimmt man einen Klumpen Erde aus dem Silicon Valley, presst ihn in eine entsprechende hölzerne Form, mischt etwas Stroh oder Schilf darunter und lässt das Ganze ein paar Stunden in der Sonne trocknen, so erhält man einen Ziegelstein. Schichtet man die Ziegel zu vier Wänden auf, legt ein paar Querbalken darüber und setzt ein Strohdach darauf, dann hat man eine gemauerte Hütte. Wenn man dann noch ein paar Freunde holt oder die lokale indianische Bevölkerung, um noch mehr Ziegel aufzuschichten, entsteht eine Missionsstation, wie viele an der El Camino Real von Kalifornien. An dieser Straße erbauten die frühen spanischen Siedler ihre Kirchen, um den Einheimischen spanische Herrschaft und katholischen Glauben zu bringen. Heute gibt es nur mehr wenige indianische Ureinwohner in der Region, und ich kann mich nicht erinnern, je einen in Sunnyvale gesehen zu haben. Aber der Boden ist noch immer hart wie Stein. Die Vorteile des Lehmbodens für den Bau von Missionsstationen und Hütten machten allerdings das Unkrautjäten praktisch unmöglich.
    Ich brauchte zwei Stunden für jede Seite des Gebäudes, und wenn ich am folgenden Wochenende wiederkam, waren meine Bemühungen von neuem Unkraut wieder zunichtegemacht. Außer den 50 Cent, die ich pro Stunde verdiente, verschaffte mir höchstens das Aufschrecken eines der letzten Silicon-Valley-Hasen Vergnügen. Doch schon bald wurde ich befördert.
    InterDesign wuchs und machte sich für die Produktion der ersten Chips bereit, also brauchten die Ingenieure immer mehr Platinendrähte. Heutzutage kann man dafür fertige Baukästen kaufen, aber 1970 musste man die Drähte für die Platinen und Produktionsanlagen noch per Hand einziehen.
    Das war, bevor es Computersimulationswerkzeuge für den Entwurf und die Auslegung elektronischer Schaltungen gab. Die Schaltungen mussten vollkommen entwickelt sein, bevor ein Layout fotografisch angefertigt werden konnte. Auch das wurde alles manuell erledigt. Oft fand ich meinen Vater noch spätabends an einem von unten beleuchteten Glastisch, wo er seine Layoutzeichnungen mit kleinen Scheren und Cutter bearbeitete.
    Ich wurde zum „Chef-Abisolierer“ ernannt. Auf dem lokalen Flohmarkt beim De-Anza-College fanden mein Vater und ich einen handbetriebenen Abisolierer, der jeglichen Draht abisolieren konnte und einen automatischen Rücklauf hatte. Es war mein erstes richtiges technisches Gerät, die erste von vielen Investitionen, die noch Millionen von Dollars kosten sollten. In meinem Labor steht noch immer genau der Abisolierer, den mir mein Vater gekauft hat, und ich verwende ihn noch immer.
    Mit dem Abisolierer habe ich mich daran gemacht, die Enden der farbig isolierten Drähte von den Spulen in Längen zwischen einem und sechs Inches zu entfernen und sie je nach der Länge, kurz – mittel – lang, in Schachteln zu ordnen. Mit meiner Beförderung wurde auch mein Stundenlohn um 100 Prozent auf einen Dollar erhöht, was damals für mich eine wahrhaft fürstliche Bezahlung war. Da Pia mittlerweile die offizielle Firmenlohnverrechnung organisiert hatte, erhielt ich mit elf Jahren meinen ersten offiziellen Gehaltsscheck. Damals wusste ich es noch nicht, aber ab diesem Zeitpunkt hatte ich immer einen Arbeitsplatz und einen Job, manchmal sogar mehrere zur gleichen Zeit.
    Nach ein paar Wochenenden Arbeit hatte ich so viele Drähte abisoliert, dass die Schachteln überquollen und meine rechte Hand voller Schwielen und Blasen war. Ich arbeitete so schnell, dass die Ingenieure und Techniker während der Woche, wenn ich in der Schule war, nicht damit nachkamen, alles Material zu verwenden. Daher erhielt ich meine zweite Beförderung.
    Diesmal beförderte mich mein Vater zum Fertigungstechniker, allerdings zu meiner Überraschung ohne Lohnerhöhung. Zu diesem Zeitpunkt hatte InterDesign bereits einen automatischen IC -Tester (für integrierte Schaltungen). Ich steckte alle IC s einzeln in diese langen Plastikhalter, mein Vater oder einer der anderen Techniker halfen mir, sie in die Maschine einzulegen (ich war noch nicht groß genug,

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