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... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)

Titel: ... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoffrey Ball
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eigenartigerweise jeden Nachmittag die Palo Alto Times . Das Valley Journal hatte damals schon zu kämpfen, dass sie täglich erscheinen konnte, und als ich anfing, wurde die Zeitung nur noch drei Mal wöchentlich ausgetragen. So stand ich also jeden Montag, Mittwoch und Freitag um 5.30 Uhr in der Früh auf, faltete meine 122 Zeitungen, steckte sie in meine Lenkertasche und begann meine Route abzufahren. Als ich mein Fahrrad das erste Mal mit den Zeitungen belud, war es so schwer, dass es Übergewicht bekam und auf mich fiel. Kaum hatte ich alles wieder in Position, wollte ich am Ende unserer Einfahrt rechts abbiegen, doch die Taschen blockierten das Vorderrad, und ich flog in hohem Bogen mit dem Kopf voran auf die Straße, wo Mr. Kozinas Pontiac Catalina gerade noch bremsen konnte. Mr. Kozina half mir auf, und so begann ich meine erste Runde zu spät, dafür voller Blut und blauer Flecken. Das war wesentlich schwieriger als meine Arbeit bei InterDesign.
    Meine Route umfasste das ganze Gebiet zwischen Dallas Cascade, Hollenbeck und Mary Avenue, und zwar jede Straße und Sackgasse. Die Politik des Valley Journal war es, jedem Haushalt eine Zeitung zuzustellen, außer sie wurde ausdrücklich abbestellt. Ich brauchte jedes Mal eineinhalb Stunden für die Runde, danach lief ich zur Schule. Häufig stürzte ich, da die Zeitungen schwerer waren als ich und sie das Rad vorne belasteten und es schwierig machten, damit zu fahren. Dafür besuchte ich am Ende des Monats alle meine „Kunden“ und erhielt 75 Cent von jedem. Dazu kamen noch zwei Cent extra pro Blatt von der Zeitung und sogar etwas mehr, wenn es zusätzliche Werbung auszutragen gab. In guten Monaten verdiente ich mit Trinkgeld auch schon mal 90 Dollar, was ein kleines Vermögen war. In den Weihnachtsferien gab es oft nochmal 15 oder 20 Dollar an Trinkgeldern. Ich hatte herausgefunden, dass ich das mit einer Santa-Mütze auf dem Kopf noch steigern konnte. Es war ein netter Job, und ich erledigte ihn gut.
    Dreimal pro Woche Zeitungen auszutragen war eine gute Übung, und ich bemühte mich, immer pünktlich zu sein, aber das Aufstehen um 5.30 Uhr fiel mir wirklich schwer. Wie das meine Eltern ausgehalten haben, weiß ich nicht. Ich fragte mich oft, wie das die „echten“ Zeitungsjungen geschafft haben, wie mein Freund Mitch Kirk, der den San Jose Mercury jeden Tag austrug, auch am Samstag, und dazu noch die schwere Sonntagsausgabe. Die Zeitungsjungen der San Jose Mercury News mussten wochentags auch jeden Abend die Abendausgabe austragen, das heißt ihre Tour zweimal abfahren. Zusätzlich mussten sie auch das Geld einkassieren, und das neben der Schule und den Hausaufgaben. Das war wirklich schwer für sie und wirkte sich auch negativ auf ihr Verhalten aus, obwohl sie mehr als doppelt so viel verdienten wie wir niedrigen Austräger des Valley Journal .
    Da ich wegen meiner Zeitungen immer wieder über den Lenker flog, kaufte ich mir von meinem ersparten Geld beim Bicycle Tree, gleich neben Farrell’s Eisgeschäft, ein neues Rad speziell zum Zeitungsaustragen. Im Einklang mit der Vorliebe der Familie Ball für interessante Farbgebungen wählte ich ein kräftiges Metallic-Gelb, kombiniert mit einem schwarzen Sitz und der schwarzen Aufschrift „Challenger BMX “, was dem Rad das Aussehen einer Hummel gab. Für mich war es aber der Lohn harter Arbeit und eine Investition in meine Zeitungsverteilerfirma. Ganz abgesehen davon reduzierte es meinen morgendlichen Gesichtskontakt mit der Pflanzenwelt.
    Da passierte es: Aus irgendeinem Grund – vielleicht aus Eifersucht oder vor Erschöpfung wegen des ständigen Zeitungsaustragens – stahl Mitchie mein Fahrrad. Alle Kinder in der Nachbarschaft wussten das, sogar Mitchies Bruder wusste es. Ich wusste es und Mitchie wusste, dass ich es wusste. In der nächsten Straße wusste es Bob Chapman. Um 5.30 Uhr legte ich die Zeitungen zusammen mit meinen Taschen neben das Rad vor dem Haus, ging noch einmal ins Haus zurück, um schnell zu frühstücken, und als ich wiederkam, war das Rad weg. Verschwunden! Um 5.30 Uhr in der Früh. Für meinen detektivischen Spürsinn war es nicht schwierig zu kombinieren, dass die einzige Person, die zu dieser Zeit schon unterwegs war, ein Zeitungsjunge sein musste, und das konnte nur Mitchie sein. Ich schnappte das Rad meines Vaters, raste zu Mitchies Haus und traf ihn gerade, als er losfahren wollte. Er sah mich und lief vor Schuldbewusstsein rot an.
    „Mitchie, hast du mein Rad genommen?“,

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