Und Jimmy ging zum Regenbogen
gelingt es den Russen.«
»Sicher nicht.«
»Vielleicht doch. Das sind phantastische Burschen auf diesem Gebiet. Die haben noch bessere Instrumente als wir.«
»Auch die Russen werden nichts hören«, sagte der zweite Mann. »Nicht diesmal. Nicht bei einem B-Fall.«
Der erste Mann fluchte wieder, dann griff er nach einem Handmikrophon …
Das Treppenhaus des Sicherheitsbüros war altmodisch und durch Neonlicht-Röhren beleuchtet. Es gab eine Holztreppe, keinen Lift. Der Hofrat Groll hatte sein Büro im zweiten Stock. Vom Stiegenhaus mit seinen knarrenden Stufen führte eine Glastür in einen langen Korridor, der weiß gestrichen und ebenfalls von Neonlichtstäben erhellt war. Manuel Aranda ging den Korridor entlang, bis er die Tür fand, die er suchte. Sie trug in einem Blechrahmen eine bedruckte Karte. Er klopfte an, betrat ein Vorzimmer, in dem ein junger Mann an einer Schreibmaschine saß, und bat diesen, ihn bei dem Hofrat Groll anzumelden. Er wurde sofort empfangen. Eineinhalb Stunden berichtete der Hofrat Wolfgang Groll seinem späten Gast ausführlich über die Untersuchung der rätselhaften Ermordung von Manuel Arandas Vater. Er hatte eben begonnen, ein Tonband vorzuspielen, als er den Apparat auch schon wieder stoppte, weil Manuel fragte: »Wie kam es zu dieser Aufnahme?«
7
Arandas Stimme vibrierte. Groll betrachtete den jungen Mann, der so hektisch erregt und dabei todmüde war, voller Besorgnis. Eine Uhr zeigte fast Mitternacht. Der Hofrat antwortete betont ruhig: »Ihr Vater wurde vor fünf Tagen getötet, Herr Aranda, schon am neunten Januar. Am Abend dieses …«
»Ich wäre früher gekommen, wenn wir in Buenos Aires nicht bis gestern einen Streik des gesamten Flugsicherungspersonals gehabt hätten!«
»Das weiß ich doch. Bitte, bleiben Sie gefaßt. Am Abend dieses neunten Januar, zwischen 19 Uhr 24 und 19 Uhr 39, rief eine Frau viermal das Kommissariat Innere Stadt an.«
»Woher weiß man, daß es jedesmal dieselbe Frau war?«
»Die Anrufe kamen alle ins Wachzimmer. Stets hob der Diensthabende ab, der Wachkommandant Revierinspektor Kemal. Er erkannte die Stimme immer wieder, hat er ausgesagt. Es fiel ihm nicht schwer. Dieses Gestammel, diese Aufregung … Und dann sagte die Frau auch stets dasselbe: »Getötet! Getötet habe ich ihn!«
»Aber auf dem Tonband …«
»Die ersten drei Male sagte die Frau weiter nichts, Herr Aranda. Da legte sie immer bald wieder auf. Vielleicht aus Schwäche. Vielleicht verließ sie der Mut. Die Stimme klang immer verschmierter, hat der Revierinspektor Kemal ausgesagt. Tatsächlich wurde bei der Obduktion von Frau Steinfelds Leiche eine große Menge Alkohol festgestellt. Sie muß sich zwischen den Anrufen mehr und mehr betrunken haben.«
»Ich verstehe.«
»Dieser Revierinspektor Kemal ist ein guter Mann, ich kenne ihn. Er alarmierte den Technischen Dienst, Telefonüberwachung. Vom zweiten Anruf an bemühten sich Spezialisten, festzustellen, woher der Anruf kam. Der Revierinspektor schaltete auch ein Tonbandgerät ein, das mit dem Telefon gekoppelt ist. Als Frau Steinfeld dann um 19 Uhr 39 zum viertenmal anrief, ließ er das Band laufen. Es ist dieses Band hier.«
»Woher wußte der Revierinspektor, daß die Frau Valerie Steinfeld war?«
»Zur Zeit des Gesprächs wußte er es natürlich noch nicht. Ich spreche von Frau Steinfeld, weil wir, wie gesagt, drei Zeugen haben, die bereit sind, zu beeiden, daß dies die Stimme von Frau Steinfeld ist – den Besitzer der Buchhandlung, Martin Landau, seine Schwester Ottilie und die Nichte der Frau Steinfeld, Fräulein Irene Waldegg.«
»Beim viertenmal hängte diese Frau also nicht wieder ein.«
»Nein. Der vierte Anruf dauerte eine ganze Weile. Vermutlich war Frau Steinfeld da schon sehr betrunken und wußte nicht mehr recht, was sie tat. Sie wollte plötzlich reden, sie mußte reden. Der Revierinspektor reagierte geschickt und hielt sie am Apparat.«
Die Hälfte eines Fensters in Grolls Zimmer stand offen. Sie stand fast immer offen, denn der Hofrat hatte ein ständiges Bedürfnis nach frischer Luft. Schneeflocken sanken in der milchigen Dunkelheit vor dem Fenster in die Tiefe, landeten auf dem weißen Brett über der Zentralheizung, zerschmolzen …
Weil stets frische Luft hereinkam, wurde Grolls Zimmer im Winter stets überheizt, damit es nicht abkühlte. Der Hofrat hatte die Jacke ausgezogen und die Weste geöffnet. Der Krawattenknoten war herabgezogen, der Hemdkragen geöffnet. Die Hemdsärmel
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