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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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hinabfahrend. Er murmelte: »Da haben wir es. Sicherheitsbüro, Bundespolizeidirektion Wien, Abteilung zwei, Berggasse, 34 55 11 …« Er zog einen Apparat heran und wählte. »Ein so höflicher Mensch«, sagte er dazu.
    »Das war der Vater auch«, sagte der Kollege.
    Lavoisier, am Telefon, verlangte den Hofrat Groll, der sich sofort meldete. Der stellvertretende Receptionschef erklärte, wer er war, und annoncierte Manuel Arandas Eintreffen in Bälde.
    Der Page strich die Fransen eines Teppichs zurecht, dann ging er langsam an seinen müde umherstehenden Kameraden vorbei durch die ganze Halle bis zu einem entfernten Gang, der hinter der großen Garderobe lag und zu dem angrenzenden Kaffeehaus führte. Links gab es hier sechs öffentliche Fernsprechstellen. Sie waren in die mit rotem Damast verkleidete Wand eingebaut und gehörten eigentlich schon zu dem Kaffeehaus, aber das Kaffeehaus gehörte zum Hotel. Man konnte das ›Ritz‹ auch durch den Eingang des Cafés betreten oder verlassen.
    Gegenüber den Zellen befanden sich zwei Türen, die zu Waschräumen und Toiletten für Damen und Herren führten. Der Page betrat die erste Zelle, warf einen Schilling in den Zahlschlitz und wählte. Er sprach leichten Wiener Dialekt: »Weigl hier. Er ist vor zwei Minuten abgefahren zum Sicherheitsbüro, Hofrat Groll, Berggasse.«
    »Gut, daß du anrufst«, erklang eine akzentfreie Stimme aus der Hörermembran. »Die Idioten haben ihn doch tatsächlich auf dem Flughafen aus den Augen verloren.«
    »Arschlöcher! Die Taxinummer ist W 471 546. Haben Sie? Ein schwarzer Mercedes 200 Diesel.«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung wiederholte die Angaben.
    »Ich melde es gleich weiter an die Zentrale. Wie geht es bei euch?«
    »Alles prima. Der Receptionschef hat noch Urlaub. Lavoisier macht seinen Dienst mit. Und ich hab die Schicht von einem übernommen, der die Grippe hat. In zwei Tagen kommt der Receptionschef wieder! Bis dahin muß es passiert sein.«
    »Bis dahin ist es längst passiert. Schluß jetzt. Servus.«
    Als der Mercedes 200 Diesel mit der Nummer W 471 546 vor dem Gebäude des Sicherheitsbüros in der Berggasse hielt, nahm einer von zwei Männern in einem Opel-Kapitän, der in der Hahngasse, einer Seitengasse, parkte, ein Handmikrophon vor den Mund und sprach französisch:
    »Olymp … Olymp … Hier ist Nummer Acht …«
    »Ich höre Sie, Nummer Acht.«
    »Das Taxi ist eben angekommen«, sagte der Mann mit dem Mikrophon.
    »Aranda steigt aus. Er zahlt … Er geht zum Haus … Er spricht mit dem Polizisten, der da Wache steht … Der Polizist läßt ihn eintreten … Jetzt ist er verschwunden.«
    »Ihr bleibt, wo ihr seid. Wenn Aranda herauskommt – das kann lange dauern –, folgt ihr ihm. Alle Viertelstunden melden! Ende.«
    »Ende«, sagte der Mann in dem Opel-Kapitän und legte das Mikrophon fort. Er zog eine Zigarette aus dem Päckchen, das sein Kollege ihm hinhielt.
    »Was ist bloß los? Das war wieder der Chef persönlich. Arbeitet der auch rund um die Uhr?«
    »Ja.«
    »Aber das hat er doch noch nie getan! Weißt du, warum wir Alarm Eins wegen diesem Kerl haben?«
    »B«, sagte der andere.
    »Was?«
    »B. Was heißt B, hm?«
    »Bist du besoffen? Hast du heimlich eine Flasche …«
    »Quatsch! B! Irgendwas muß es bedeuten, dieses B.«
    »Hör mal …«
    »Ich war in der Zentrale, als der erste Kurier aus Paris ankam! Ich habe nur ein paar Worte aufschnappen können, bevor er mit dem Chef verschwunden ist. Und der Kurier hat etwas von B gesagt.«
    »Was von B?«
    »Habe ich nicht verstanden. Aber B habe ich verstanden! Und daß es das Ärgste ist, was geschehen konnte.«
    »Das Ärgste?«
    »Das Ärgste, ja. B! Ich habe es ganz deutlich gehört. Was sagst du jetzt?«
     
    Zwanzig Meter hinter ihnen parkte ein großer schwarzer amerikanischer Ford. Auch in ihm saßen zwei Männer. Einer von ihnen hatte in den letzten Minuten angestrengt an den Knöpfen eines Apparates von der Größe eines tragbaren Radios gedreht. Es war ein Gerät mit überempfindlichen Mikrophonen und fing Gespräche im Umkreis von dreißig Metern auf, auch wenn diese hinter dicken Mauern oder in Autos geführt wurden. Die Richtantenne mußte nur präzise eingestellt sein. Der Mann mit dem Gerät auf den Knien hob den Kopf, fluchte in schwer amerikanisch akzentuiertem Englisch und sagte dann: »Nichts zu machen.«
    »Die haben alle ihre Wagen gesichert«, sagte der andere.
    »Ich gebe es auf«, sagte der erste Mann. »Vielleicht

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