Und Jimmy ging zum Regenbogen
Forschungsstätte entwichenen Nervengiftes, hingeweht vom Wind zu den Tieren …
Manuel hatte gestöhnt.
Doch nun wendete er eine Seite und las weiter, wie erstarrt, ohne Leben, das sonnengebräunte Gesicht grau. Auch Groll las. Was hier in Worten und Zahlen eines Wissenschaftlers stand, das war – ja, die Apokalypse war das, wahrhaftig, die Geheime Offenbarung des heiligen Apostels Johannes …
›… Von diesen drei Plagen wurde der dritte Teil der Menschen getötet, vom Feuer und Rauch und Schwefel … Die übrigen Menschen aber, die nicht getötet wurden durch diese Plagen, bekehrten sich nicht von den Werken ihrer Hände … Sie bekehrten sich auch nicht von ihren Mordtaten und von ihren Zaubereien, auch nicht von ihrer Unzucht und ihren Diebereien …‹
Fünftausend Wissenschaftler, dachte Groll, darunter siebzehn Nobelpreisträger, haben eine Petition an Präsident Johnson unterzeichnet, in der ein Verzicht auf den Einsatz dieser neuartigen Waffen verlangt wird. Man hat ihre Forderungen nicht erfüllt …
›… und ich sah einen anderen mächtigen Engel vom Himmel herabsteigen; er war in eine Wolke gehüllt, über seinem Haupte hatte er den Regenbogen. Sein Antlitz war wie die Sonne, und seine Beine wie Feuersäulen. In seiner Hand hatte er ein geöffnetes Büchlein. Er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer und rief mit lauter Stimme, so wie ein Löwe brüllt. Und nachdem er gesprochen hatte, erhoben die sieben Donner ihre Stimmen …‹
In einigen kommunistischen Staaten, dachte Groll, voller Entsetzen immer weiterlesend, sind vor einiger Zeit Millionen Menschen geimpft worden, ohne es zu wissen. Das hat mir Hanseder erzählt. Während sie in Kinos oder Versammlungssälen saßen, atmeten sie Stoffe ein, die scheinbar zur Verbesserung der Luft versprüht wurden. Und während sie Zeitungen lasen, drang ihnen durch die Berührung der Seiten mit den Fingern ein chemisches Mittel unter die Haut, das sie gegen eine Vielzahl von Seuchen immun machen sollte …
›… als die sieben Donner geschrien hatten, wollte ich schreiben. Da hörte ich eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Versiegle, was die sieben Donner gesprochen haben, und schreibe es nicht auf!‹
Er
hat es aufgeschrieben, dieser Dr. Raphaelo Aranda, dachte Groll, er
hat
es aufgeschrieben. Es ist zu spät. Zu spät.
Immun sollten jene Millionen Menschen werden gegen Viren und Bakterien, die ein potentieller Gegner verbreiten konnte. Nun, bei Dr. Raphaelo Arandas AP Sieben gab es noch keine Immunität, noch keine Rettung, gab es nur Tod und Verderben, Verderben und Tod …
›… der Engel aber, den ich stehen sah, auf dem Meer und auf dem Land, hob seine rechte Hand zum Himmel und schwor bei dem, der in alle Ewigkeit lebt, der den Himmel geschaffen hat und was darin ist, und die Erde und was auf ihr ist, und das Meer, und was in ihm ist: »Nun wird keine Zeit mehr sein …«‹
O Gott, dachte Groll: 75 Kilo des AP -Sieben-Konzentrats, und es wird kein menschliches, tierisches oder pflanzliches Wesen mehr auf dieser Welt geben, es wird diese Welt nicht mehr geben. Das ›Doomsday poison‹, das Gift des Jüngsten Tages, es ist gefunden, es existiert, das Geheimnis seiner Herstellung ist verraten worden an die beiden mächtigsten Staaten der Welt …
›… sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er zu posaunen beginnt, wird vollendet werden das Geheimnis Gottes …‹
Groll blickte zu Manuel und sah, daß dieser die Blätter seines Manuskriptes hatte sinken lassen und mit zuckendem Gesicht in die Dunkelheit des Raums und zu einem der Fenster blickte, vor dem der Schnee zur Erde sank.
Manuel flüsterte heiser: »Das halte ich nicht aus …
das halte ich nicht aus!
Ich bin sein Sohn … der Sohn dieses Schweins … Mein Leben ist ruiniert … Ich kann nicht weiterleben …«
Und wenn er nun nicht Amok läuft, sondern Selbstmord begeht? dachte Groll. Ich muß ihn in der Hand behalten, diesen Jungen, ich muß ihn behüten und beschützen vor sich selber und vor anderen. Behüten und beschützen! Wenn ich das nur kann, mein Gott, wenn ich das nur kann. Er sagte: »Jetzt wissen wir wenigstens, was geschehen ist, Manuel … Und wir werden herausfinden, warum Valerie Steinfeld deinen Vater getötet hat …« Er bemerkte nicht, daß er ›deinen‹ sagte. »… Dein Vater hat gebüßt für seine Taten … Es gibt nichts auf der Welt, keine Äußerung eines menschlichen Wesens, die nicht bei genauer
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