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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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wie ich mir das vorstellte. Nur gut, daß ich schon mit Hanseder telefoniert habe, und daß Hanseder zu den Vernünftigen gehört. Der Ministerialrat Franz Hanseder, leitender Beamter der Staatspolizei, war ein alter Freund Grolls. Er hatte sich den Bitten und Bedenken des Hofrats gegenüber verständnisvoll gezeigt.
    Obwohl er die Antwort kannte, fragte Groll: »Wozu brauchen Sie einen Wagen in Wien?«
    Manuel sagte: »Sie haben mir erklärt, daß der Fall für Sie abgeschlossen ist, Herr Hofrat.«
    »Und ich habe Ihnen auch erklärt, warum. Wenn, wie hier, außer Zweifel steht, wer in einem Mordfall der Mörder war, und wenn dieser Mörder nach der Tat Selbstmord begangen hat …«
    »… findet nach Paragraph 224 des österreichischen Strafgesetzbuchs keine weitere Untersuchung statt«, unterbrach Manuel schnell.
    »So schreibt das Gesetz es vor.«
    »Und warum der Mord geschehen ist, das interessiert nicht! Der Fall ist abgeschlossen.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, daß wir nach dem Gesetz keine Berechtigung haben …«
    »Ich werde in Wien bleiben, bis ich weiß, warum diese Frau meinen Vater getötet hat!« schrie Manuel plötzlich los. »Und ich werde mich von niemanden behindern lassen! Es gibt hier eine argentinische Botschaft. Wenn Sie mir Schwierigkeiten machen, werde ich mich an die wenden!«
    Groll sah ihn an. Der junge Mann war dunkelrot im Gesicht. Der ›Rote Zorn‹, dachte Groll. Ohne daß es ihm überhaupt noch bewußt wurde, registrierte er dieses Symptom immer wieder bei seinen freiwilligen oder unfreiwilligen Besuchern. Und ohne daß es ihm überhaupt noch bewußt wurde, erinnerte er sich jedesmal an die uralten Mechanismen des Farbenwechsels im Zustand der Wut, wie sie dem Menschen von seinen Ahnen aus grauer Vorzeit überkommen sind.
    Der ›Rote Zorn‹ ist nicht der gefährlichste, dachte der Hofrat. Ruhig sagte er: »
Ich
werde Ihnen keine Schwierigkeiten machen.«
    »Warum betonen Sie das
ich?
Wer denn?« Manuels Stimme bebte.
»Wer denn, Herr Hofrat?«
    Groll dachte: Wenigstens versuchen muß ich es noch einmal. Er sagte, ohne Manuel anzusehen: »Fliegen Sie nach Hause, lieber Herr Aranda. Bringen Sie Ihren toten Vater in die Heimat und versuchen Sie, das Schreckliche, das geschehen ist, zu überwinden und zu vergessen.«
    »Ich soll vergessen, daß man meinen Vater ermordet hat?«
    »Ich habe es nicht so gemeint«, murmelte Groll. »Ich habe gemeint, vergessen Sie, daß hier etwas Unbegreifliches geschehen ist …«
    Das ist ja jämmerlich, dachte er. Na also, und da wäre das zweite Symptom, das zweite Warnzeichen, ich habe darauf gewartet! Der junge Mann ist plötzlich kreidebleich geworden. Jetzt kann er jeden Moment
explodieren!
    Der ›Weiße Zorn‹ ist seit Urzeiten der gefährlichere. Keine Veränderung seit damals, dachte Groll. Und dabei unser aller Hybris, weil wir meinen, durch einzelne erlernte technische Fähigkeiten und Fertigkeiten eine Weiterentwicklung vollbracht zu haben. Weiterentwicklung, großer Gott, dachte Groll.
    Aranda flüsterte (jetzt flüsterte er): »Das verlangen Sie wirklich von mir? Herr Hofrat! Sie wissen etwas, und Sie sagen es mir nicht! Was ist es? Reden Sie! Sehen Sie mich an!«
    Gut, dachte Groll, du sollst es wissen. Hanseder hat es mir erlaubt, es zu sagen. Und so weit, wie es mit dir schon ist,
mußt
du es wissen, armer Kerl, und zwar schnell – in deinem Zustand. Groll sagte: »Sie bringen sich in Gefahr, wenn Sie selber Nachforschungen anstellen, Herr Aranda.« Kalkweiß, dachte er. Also rapider Gegenschlag! »Auch für uns ist der Tod ihres Vaters zuerst ein Geheimnis gewesen.«
    »Und jetzt?«
    (Wie er die Fäuste ballt. Auch die sind kalkweiß, die Knöchel treten stark hervor. Was hat sich geändert seit Jahrmillionen? Nichts.)
    »Jetzt«, sagte Groll, »wissen wir zumindest eines: Mächte waren an Ihrem Vater interessiert – Mächte, die in unserem Land ihre Fehden austragen.«
    »Sie meinen …
Spionage?
Aber das ist doch lächerlich!«
    »Das ist gar nicht lächerlich. Vertreter mehrerer Nationen standen mit Ihrem Vater in Kontakt«, sagte der Hofrat laut.
    »Sie glauben, daß mein Vater in eine Geheimdienstgeschichte verwickelt war?« Auf einmal sprach Manuel wieder ganz ruhig.
    »Ja.«
    »Aber das ist doch absurd! Mein Vater war ein normaler Chemiker und Biologe!«
    »Ja«, sagte Groll.
    »Ein normaler Geschäftsmann!«
    »Ja«, sagte Groll.
    »Ein Wissenschaftler, der sich mit der harmlosesten Sache von der

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