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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Gedanke«, hatte Paul Steinfeld erwidert …
    Nun strich Valerie mit einem Finger über das kleine Stückchen geformtes Blei.
    »Paul muß etwas geahnt haben … Er hatte schon immer einen so unheimlichen Instinkt … Mein Gott, was soll jetzt geschehen?«
    »Weiß es Heinz bereits?« fragte Nora.
    »Nein. Aber natürlich muß er es erfahren. Ich schiebe es hinaus und hinaus … Ich habe einfach nicht den Mut … Die Agnes weiß es … Die hat tagelang gebrochen vor Aufregung und im Bett liegen müssen. Aussehen tut sie wie ein Gespenst.« Im Verkaufsraum ertönte silberhell das Glockenspiel der Ladentür. »Und erst der arme Martin«, fuhr Valerie fort, während man leise und undeutlich Stimmen von draußen vernahm. »Der fürchtet sich zu Tode. Keine Nacht kann er mehr schlafen. Seine Schwester weiß auch noch nichts, er hat es ihr nicht gesagt, aus Angst. Aber sie bohrt und bohrt, er wird es ihr auch sagen müssen … und dann! Was die Tilly dann aufführen wird! Und was dem Martin passieren wird! In der Partei! Ich bin schuld! Ich habe alle diese Leute – die Frau Lippowski, die weiß auch noch nichts – hineingezogen in den Fall. Meinetwegen haben sie falsch geschworen! Was wird das nun für Folgen haben – für sie alle? Fräulein Hill, der Richter ist ein ganz wilder Nazi, der Kurator ein charakterloses Subjekt, ich habe Sie angelogen damals, im Riesenrad …«
    »Ja, das fürchtete ich schon.«
    »Nur, um Paul zu beruhigen! Jetzt … jetzt weiß ich nicht mehr, was ich tun soll …« Valerie hob den Kopf und sah Nora an.
    »Was sagt Forster?«
    »Der gute Doktor Forster … Er will einen Ausweg finden … Er überlegt sich etwas … Ich soll ruhig sein … und Martin auch … wir alle … Das ist das Wichtigste jetzt, daß wir nicht die Nerven verlieren …«
    Nora Hill richtete sich auf.
    »Sie dürfen wirklich nicht die Nerven verlieren, Frau Steinfeld!«
    »Das sagen Sie so! Aber an meiner Stelle …«
    »Ich vermag mich sehr gut an Ihre Stelle zu versetzen! Es muß einen Ausweg geben. Es gibt immer einen.«
    »Hier nicht.«
    »Doch! Wir kennen ihn nur noch nicht. Wir haben ihn noch nicht gefunden. Der Ausweg hat gar nichts dagegen, daß wir ihn finden.« Nora lachte mit Anstrengung. »Das kleine Reh wird Ihnen Glück bringen, passen Sie auf! Wir finden den Ausweg!«
    »Wie denn?« fragte Valerie verzweifelt. »Wenn die Untersuchung doch eine Vaterschaft Martin Landaus eindeutig ausgeschlossen hat.
Eindeutig!
Fräulein Hill, das ist eine exakte Untersuchung, da gibt es keinen Irrtum, keinen Fehler, kein Versehen!«
    Nora legte eine Hand auf Valeries Hand.
    »Lassen Sie mir Zeit. Ein paar Tage. Ich muß mit meinem Freund reden. Dieser Carl Flemming ist ein ganz außerordentlich gescheiter Mann …«

30
    »Halt! Moment!«
    Manuel hatte sich aus seinem tiefen Sessel neben dem Kamin in Nora Hills Wohnzimmer erhoben. »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr! Carl Flemming? Sie haben Frau Steinfeld gesagt, daß Sie damals ausgerechnet mit Flemming, Ihrem Chef, diesem Nazi, über einen Ausweg nachdenken wollten?«
    »Ja.«
    »Aber wie konnten … Ich meine, das war doch Irrsinn …«
    »Gar kein Irrsinn, lieber Freund.« Nora Hill trug einen cremefarbenen Abend-Hosenanzug aus leichter Seide, mit großen Blumen und Blättern in Grün und Rosa bedruckt und tief dekolletiert. Die Hosen waren, besonders unten, sehr weit geschnitten. Nora hatte ihren Smaragdschmuck angelegt.
    Eine alte Uhr an der Wand zeigte die Zeit: 22 Uhr 35. Nach seinem so jäh unterbrochenen Gespräch mit Martin Landau war Manuel zuerst in die Möven-Apotheke gefahren, um Irene zu sehen. Von ihr aus hatte er Nora Hill angerufen und sie gebeten, noch am gleichen Abend kommen zu dürfen. Sie war einverstanden gewesen.
    »Ich freue mich immer, Sie zu sehen, lieber Freund …«
    Manuel hatte anschließend den Hofrat Groll im Sicherheitsbüro besucht. Nach einem späten Abendessen im ›Ritz‹ war er zu Nora Hills Villa hinausgefahren. Viele Autos parkten vor dem phantastischen Rundbau. Es herrschte großer Betrieb an diesem Abend. Nora Hill war mit Manuel in ihr Appartement gegangen und hatte, da er gleich vom negativen Ausgang der Blutgruppenuntersuchung sprach, auch sofort über ihr Treffen mit der ratlosen Valerie Steinfeld berichtet, bis er sie unterbrach.
    Nun meinte die schöne Frau mit den gelähmten Beinen sanft: »Als Sie das letzte Mal hier waren – wir mußten unser Gespräch unterbrechen, der

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