Und Jimmy ging zum Regenbogen
wurde, lieber Herr Aranda.«
»Was?«
Groll griff in eine Jackentasche seines Flanellanzugs.
»Das da«, sagte er und legte einen Schlüsselbund auf den Schreibtisch des Direktors. Manuel blickte verständnislos von einem der Männer zum anderen. »Der Bund Ihres Vaters. Der, den Sie in der Sensengasse erhielten. Das ist er doch, wie?«
»Ja, das ist er. Ich erkenne ihn an dem lederüberzogenen Ring.«
»Es ist der Bund Ihres Vaters«, sagte Groll, »aber es gehören nicht alle Schlüssel zu ihm. Der da …«, er hielt einen bizarr gezackten kurzen Yale-Schlüssel in die Höhe, »… der da gehörte nicht zu ihm, Herr Aranda. Der gehört dem Hotel. Ich konnte eben noch verhindern, daß großes Unheil mit ihm angerichtet wurde.«
»Was heißt großes Unheil? Wieso sind Sie überhaupt hier? Wie kommen Sie hierher?«
»Ich«, sagte Groll, »erhielt den Anruf eines alten Bekannten …«
21
»Hier spricht Nora Hill.« Die Frauenstimme klang tief und fast heiser aus der Membran des Telefonhörers, den Groll an sein Ohr hielt.
»Küß die Hand, gnädige Frau. Das ist aber eine Freude! Endlich denken Sie wieder einmal an mich. Seit der Entführung dieses Jugoslawen im Oktober haben Sie nichts mehr von sich …«
»Hören Sie, Herr Hofrat, die Sache ist eilig. Sie kennen doch Manuel Aranda.«
»Ja. Und?« Groll sah auf seine Armbanduhr. Es war 13 Uhr 15.
»Aranda wird um zwei Uhr das ›Ritz‹ verlassen. Sehen Sie zu, daß Sie und ein paar Ihrer Beamten um diese Zeit in der Hotelhalle sind, und achten Sie auf das, was der stellvertretende Receptionschef dann tut.«
»Der stellvertretende …«
»Ja. Der Chef hat Urlaub. Sein Vertreter ist fünfundvierzig Jahre alt, schlank, groß und hat graumeliertes Haar. Ein Franzose. Pierre Lavoisier heißt er. Auffallend helle Augen. Wenn er in den Tresorraum geht, folgen Sie ihm unter allen Umständen!«
»Warum?«
»Das werden Sie schon sehen. Es hängt mit dem Fall Aranda zusammen. Auf das Innigste. Für heute nachmittag ist da der große Coup geplant.« Die Stimme der Frau, die Nora Hill hieß, klang sehr überlegen. »Wenn Sie – und vor allem die Staatspolizei – in dieser Sache weiterkommen wollen, tun Sie, was ich sage.«
»Gnädige Frau, Männer der Staatspolizei haben in letzter Zeit sehr häufig die Herren Gilbert Grant und Fedor Santarin bei Ihnen draußen vorfahren gesehen. Darf ich annehmen, daß Sie im Auftrag dieser beiden Herren sprechen?«
»Sie dürfen annehmen, was Sie wollen, Herr Hofrat. Haben wir in der Vergangenheit nicht immer ausgezeichnet zusammengearbeitet?«
»Ausgezeichnet«, bestätigte Groll.
»Haben Sie nicht immer die besten Informationen von mir bekommen?«
»Gewiß doch.« Groll räusperte sich. »Amerikaner und Russen arbeiten also auch wieder einmal zusammen. Muß eine wichtige Sache sein.«
»Eine außerordentlich wichtige.«
»Und der gemeinsame Gegner ist Frankreich?«
»Tun Sie nicht so unschuldig. Sie haben doch längst Ihre eigenen Vermutungen.«
»Vermutungen natürlich, gnädige Frau. Aber ich wollte gerne Gewißheit. Worum es geht, das ahnen Sie natürlich nicht.«
»Nein. Ehrlich!
Alles
erfahre ich auch nicht. Das ist Ihnen doch bekannt.«
»Das ist mir bekannt. Ich danke Ihnen sehr, gnädige Frau. Und falls ich wieder einmal etwas tun kann, Sie wissen ja – ich bin immer für Sie da.«
»Es gibt ein Mädchen, das ist in gewissen Schwierigkeiten.«
»Wieder Rauschgift?«
»Ja, leider.«
»Können die jungen Damen nicht ein wenig vorsichtiger sein?«
»In diesem Beruf? Ich will Sie jetzt nicht aufhalten, Herr Hofrat. Wenn ich Sie vielleicht morgen um diese Zeit anrufen dürfte …«
»Selbstverständlich, gnädige Frau. Und ich werde sehen, was sich machen läßt – wie immer. Küß die Hand.«
»Leben Sie wohl«, sagte Nora Hill.
Der Hofrat drückte die Gabel seines Telefons nieder, dann ließ er sie los und rief seinen Freund Hanseder bei der Staatspolizei an. Er berichtete von Nora Hills Hinweis. Es fiel ihm nicht gleich auf, daß der Ministerialrat Hanseder recht wortkarg blieb.
»… und das Hotel wird doch beschattet, hast du gesagt, seit Tagen …«
»Ja. Da parken immer Funkwagen«, antwortete Hanseder.
»Also müssen wir zu Fuß kommen! Durch die Lieferanteneingänge. Ich regle das noch mit dem Hoteldirektor. Eure Autos laßt ihr beim Künstlerhaus-Kino stehen. Was ist los mit dir, Franz? Sprache verloren?«
Der Mann von der Staatspolizei, der in einem großen Büro am Parkring
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