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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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saß, sagte langsam: »Tu mir einen Gefallen, Wolfgang, und mach das zunächst allein mit deinen Leuten.
Du
hast ja schließlich den Hinweis gekriegt. Könnte also durchaus in
dein
Ressort fallen.«
    Groll grinste traurig.
    »O du mein Österreich. Was für ein Zustand! Wir sollen immer mindestens so viel Angst wie Vaterlandsliebe haben. Schön, Franz, ich mache es allein. Aber später
müßt
ihr ’ran, da hilft euch nichts! Das
ist
euer Fall, nicht unser.«
    »Du hast diesen Aranda doch so gern …«
    »Fang nicht auch noch damit an! Ich sage ja, ich nehme dir die Drecksarbeit ab.«
    »Alles Gute, Wolfgang.«
    Groll knurrte nur, lachte dann unfroh und führte ein drittes Gespräch mit dem Grafen Romath, dem er sein Kommen annoncierte. Er bat um Hilfe und strikte Diskretion. Der Hoteldirektor war sehr erregt: »Sie werden doch unauffällig vorgehen, nicht wahr? Meine Gäste … der Ruf unseres Hauses … Ich
kann
mir nicht vorstellen, was hier geschehen soll! Aber natürlich helfe ich der Polizei … Das ist meine Pflicht …«
    Sieben Minuten vor vierzehn Uhr saß Groll beim Eingang der großen Halle des ›Ritz‹ und las scheinbar die Zeitung. Vier unauffällige Männer, die vor ihm eingetroffen waren, saßen gleichfalls in tiefen Fauteuils, rauchten, betrachteten Magazine beim Zeitungsstand oder kauften Zigaretten.
    Knapp vor zwei Uhr sah Groll dann Manuel Aranda vom Café her in die Halle kommen und seinen Schlüssel abgeben. Dieser verließ das Haus im Mantel und stieg in den blauen Mercedes, den ein Mechaniker vor den Hoteleingang gefahren hatte.
    Fünf Minuten vergingen. Zehn Minuten vergingen. Lavoisier, den Groll nach Nora Hills Beschreibung sofort erkannt hatte, arbeitete hinter seiner Theke, zusammen mit zwei anderen Männern. Drei neue Gäste trafen ein. Lavoisier redete mit ihnen allen. Er machte einen völlig gleichmütigen Eindruck. Um 14 Uhr 26 sah der Hofrat einen gutaussehenden, großen Pagen, der ihm schon zuvor aufgefallen war, nach vorne schlendern und sich neben das offene Thekenende der Reception stellen. Etwas fiel ihm aus der Hand. Gleichzeitig bückten er und Lavoisier sich danach. Gleichzeitig erhoben sie sich wieder. Etwa zwei Minuten später ging Lavoisier in das große, offene Büro hinter der Reception und öffnete dort einen kleinen Wandschrank. Seine beiden Kollegen beachteten ihn nicht. Groll und seine vier Männer beobachteten ihn genau. Der Hofrat sah, daß in dem Schränkchen zahlreiche kleinere Yale-Schlüssel und ein einzelner, größerer mit einem langen Hals hingen. Diesen Steckschlüssel nahm Pierre Lavoisier voll Seelenruhe heraus und kam wieder nach vorn. Er sagte etwas Unhörbares zu seinen Kollegen, welche nickten, und ging dann auf einen Gang zu, welcher parallel zu jenem lief, an dem Romaths Büro lag.
    Groll erhob sich langsam und wanderte gemächlich durch die Halle nach vorn. Er sah, daß Lavoisier in dem Gang gerade eine Reihe von Stufen hinunterstieg. Eine Tür wurde geöffnet, elektrisches Licht flammte in der Tiefe auf. Die Tür blieb angelehnt.
    Danach ging alles sehr schnell. Zwei Männer, die sich in der großen Halle aufgehalten hatten, folgten Groll. Zwei andere Männer, beim Zeitungsstand, eilten plötzlich auf den grau uniformierten hübschen Pagen zu, der ihnen den Rücken wandte. Er fuhr herum, als sie seine Arme packten. Sein Gesicht hatte jetzt die Farbe der Uniform. Ohne ein Wort ließ er sich zu den Lifts hin abführen. Es waren nur wenige Gäste in der Halle, und diese bemerkten nichts.
    Unterdessen hatte Groll die Tür am Fuße der kurzen Treppe erreicht und lautlos geöffnet. Er erblickte den Tresorraum des Hotels, in dessen Wände größere und kleinere Safes eingelassen waren. Hier brannte elektrisches Licht. Gebeugt stand Lavoisier vor einem großen Safe. Er hatte ihn mit dem Hauptschlüssel und einem Yale-Schlüssel, der an einem lederüberzogenen Bund hing, geöffnet und war eben im Begriff, einen flachen schwarzen Lederkoffer aus dem Stahlfach zu nehmen. Gute alte Nora Hill, dachte der Hofrat, während er laut sagte: »Oh, pardon!«
    Der Franzose fuhr herum.
    Den Koffer hielt er in der Linken. In der Rechten hielt er plötzlich eine Pistole, die er auf Groll richtete.
    »Pfoten hoch!« sagte er flüsternd. »An die Wand … da hinüber …« Groll hob die Hände und machte ein paar langsame Schritte. »Schneller! Wird’s bald? Oder willst du ein Loch in den Bauch?« Lavoisiers Atem kam keuchend. Der Hofrat trat schnell an die

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