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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Fachkraft engagiert?«
    »Ich wollte ihr einen Gefallen tun!« Landau hielt sich eine zitternde Hand vor den Mund.
    »Sie
bat
Sie also darum?«
    »Nein … sie wollte nur gerne …«
    »Was? Was wollte sie gerne?«
    »In einer Buchhandlung arbeiten.«
    »Weshalb? War ihr Mann arbeitslos?«
    »Nein …«
    »Welchen Beruf hatte er?«
    »Ich … ich weiß nicht …«
    Manuel stand auf. Landau stieß einen leisen Schrei aus. Manuel neigte sich über ihn.
    »Sie wissen nicht, welchen Beruf Herr Steinfeld hatte?«
    »Ja, doch, ich weiß es … Er war Sprecher … bei Radio Wien.«
    »Und seine Frau ließ er bei ihnen arbeiten?«
    »Ja! Ja!« Landau rang nach Luft. Ich kriege ihn soweit, dachte Manuel, ich kriege ihn soweit. Jetzt versuche ich es.
    »In welcher dieser Schreibtischladen lagen die Giftkapseln?«
    Er hatte tatsächlich Erfolg.
    Keuchend wandte Landau sich seitwärts und wies auf die unterste linke Schublade des Aufbaus.
    »Das wußten Sie also!«
    Kläglich rief Landau: »Ich habe sie hundertmal, tausendmal, gebeten, die Kapseln wegzuwerfen! Sie hat es nicht getan …«
    »Warum haben
Sie
es nicht getan?« rief Manuel, mit einem wilden Gefühl des Triumphes. Noch eine Minute, dachte er, noch eine Minute, und er bricht zusammen. »Warum nicht?
Antworten Sie!
«
    »Hören Sie, ich darf mich nicht aufregen. Wenn ich mich aufrege, bekomme ich einen Anfall. Ich verlange, daß Sie …«
    »Warum haben Sie das Gift nicht weggeworfen?«
    »Ich konnte doch nicht …«
    »Warum nicht?«
    »Das ist eine Lade mit einem komplizierten Schloß. Valerie nahm den Schlüssel und gab ihn nie mehr her … Immerhin …«
    Manuel flüsterte, Landau an den Jackenaufschlägen packend: »Wie hieß die Frau, die Valerie Steinfeld das Gift gab?«
    »Die Frau …«
    »Ja! Ja, die Frau! Der Name! Los! Nennen Sie ihn, oder, bei Gott, ich schlage ihnen alle Zähne ein!«
    »Nicht … Sie tun mir weh …«
    »Ich werde ihnen noch mehr weh tun!
Der Name!
«
    »Der … Name …« Landau wand sich auf seinem Stuhl. Manuel hielt ihn an den Jackenaufschlägen fest. Der alte Mann atmete ganz kurz, die Lippen verfärbten sich. »Ich kann nicht … ich darf nicht …«
    »Sie dürfen den Namen nicht nennen?« flüsterte Manuel, halb von Sinnen vor Wut, tief über Landau geneigt. Im nächsten Moment fühlte er sich an der Schulter gepackt. Er taumelte gegen den Schaukelstuhl. Vor ihm stand eine Frau im Persianermantel. Sie war so groß wie Manuel und schien sehr kräftig zu sein. Auf ihrem grauen Haar saß eine Pelzkappe, Persianer mit Nerz verbrämt. Auch der Mantel hatte einen Nerzkragen. Das faltenlose Gesicht dieser älteren Frau war von Kälte gerötet. Manuel sah ausdrucksvolle Augen und einen schmallippigen Mund.
    »Sie verschwinden hier auf der Stelle, oder ich rufe die Polizei«, sagte die Frau. Auf ihrer Kappe und den Schultern des Mantels lag Schnee, der schmolz. Sie trug schwarze Wildlederstiefel. Ihre Stimme klang entschlossen, befehlsgewohnt und selbstsicher.
    »Guten Abend, Frau Landau«, sagte Manuel. Das muß sie sein, die Schwester, dachte er. Hergott, nun ist es doch mißglückt.
    »Raus!« sagte Ottilie Landau.
    Ihr Bruder, in seinem Lehnstuhl, stöhnte: »Das ist Herr Aranda, Tilly.«
    »Ich weiß«, sagte sie grimmig. »Gretl draußen hat mir gesagt, wie er heißt. Ich komme gerade zurecht, scheint mir. Los, verschwinden Sie!«
    »Frau Landau, hier geht es um Mord. Ich wäre an Ihrer Stelle vorsichtiger.«
    »Kümmern Sie sich nicht darum, was Sie an meiner Stelle wären. Haben Sie schon einmal von Bedrohung und Hausfriedensbruch gehört?« Sie nahm die Pelzkappe ab, stieß Manuel beiseite und trat an den Schreibtisch, wo sie den Hörer des Telefons hob. »Mein Bruder ist herzkrank. Sehen Sie ihn an. Wenn ihm etwas zustößt, sind Sie daran schuld.« Ottilie Landau begann zu wählen.
    Das ist sinnlos, dachte Manuel. Ich kann keinen Ärger mit der Polizei brauchen. Und ich bekomme Ärger. Diese Frau ruft die Polizei. Diese Frau wird alles tun, um ihren Bruder zu schützen, hat es wohl schon immer getan.
    »Legen Sie den Hörer hin«, sagte Manuel. Er drehte sich um und verließ das Teekammerl. Durch den kurzen Gang ging er in den Verkaufsraum hinaus. Die Angestellten starrten ihn an. Es waren keine Kunden mehr im Laden. Manuel öffnete die Eingangstür – die sanfte Melodie erklang –, trat in das Schneetreiben hinaus und warf die Tür hinter sich zu. Wiederum ertönte das Glockenspiel. Er schlug den Kragen

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