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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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erledigt!«
    »Da haben Sie recht«, sagte der Hofrat Groll. Manuel drehte sich schnell um und fühlte neuerlich das widerwärtige Zerren des Schwindels. Der beleibte Kriminalist mit dem Silberhaar, der in einem brokatüberzogenen Sessel hinter der Tür gewartet hatte, stand nun auf. »Guten Abend, Herr Aranda. Ich habe mir schon die größten Sorgen um Sie gemacht. Wo waren Sie von heute vierzehn Uhr bis jetzt?«
    »Ich verstehe nicht, was das …«
    »Sagen Sie es!« Grolls Stimme hob sich.
    Manuel zuckte die Achseln und sagte es.
    Der Graf stöhnte. Groll meinte ausdruckslos: »Um ein Haar hätte es tadellos geklappt, und niemand wäre je in Verdacht geraten.«
    Der Graf begann in seiner leicht trippelnden Art hin und her zu eilen – von den nun geschlossenen roten Damastvorhängen zu der Stehlampe mit dem Seidenschirm und wieder zurück. Er hustete. Er schien an einem Katarrh zu leiden.
    »Herr Hofrat« sagte Manuel, »bitte, was ist geschehen?«
    »Um das«, erklärte Groll, eine Virginier in Brand setzend und blaue Rauchwolken paffend, »zu beantworten, hm, muß ich, hm, selber eine Frage stellen, hm, hm.« Der Graf hustete verärgert und ostentativ. Groll sah ihn sanft an. Romath zuckte die Schultern und eilte weiter zwischen Fenster und Lampe hin und her. Groll betrachtete die Zigarre wohlgefällig. Er fuhr fort: »Als man Ihnen gestern in der Sensengasse alles aushändigte, was Ihr Vater am Leib trug, erhielten Sie da auch einen Schlüsselbund?«
    »Nein. Oder ja, doch, natürlich! Er kam in den Karton, mit allen anderen Sachen.«
    Der Graf hustete und stöhnte. Und eilte weiter hin und her.
    »Wann bekamen Sie den Karton?«
    »Heute früh um zehn. Zusammen mit dem Sarg.«
    »Was machten Sie mit dem Karton?«
    »Ich stellte ihn in den Kofferraum meines Wagens. Hören Sie, diese ganze …«
    »Wie lange blieb der Karton im Kofferraum?« fragte Groll, ruhig und freundlich.
    »Bis … bis ich von der Spedition zurück ins Hotel kam. Bis Mittag.«
    »Und dann?«
    »Dann bat ich einen Pagen, den Karton in mein Appartement zu bringen. Ich fuhr nur schnell hinauf, um mir vor dem Essen die Hände zu waschen.«
    »Und während Sie das taten, brachte der Page den Karton?«
    »Nein. Ich war schon wieder auf dem Gang und dem Weg zum Lift, da begegneten wir uns erst. Wollen Sie jetzt nicht endlich …«
    »Sofort. Gingen Sie nach dem Essen, bevor Sie zum Zentralfriedhof fuhren, noch einmal in Ihr Appartement?«
    »Nein. Nur in das Café nebenan. Mein Mantel hing in der Garderobe.«
    »Demnach haben Sie den Karton mit den Sachen Ihres Vaters zuletzt kurz vor Mittag gesehen. Auf dem Flur oben.«
    »Ja!«
    »Das ist das Ende«, stöhnte der Graf Romath hustend. »Das absolute Ende …«
    »Sehr geschickt gemacht«, meinte der Hofrat anerkennend, als hätte er den Direktor überhaupt nicht gehört.
    »Was ist mit dem Karton? Wurde er gestohlen?« rief Manuel.
    »Er steht in Ihrem Salon. Die Plomben, mit denen die Kupferdrähte gesichert waren, sind entfernt, die Drähte geöffnet worden. Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, befänden sich längst wieder Plomben an den geschlossenen Drähten. Man hätte nie etwas gemerkt.«
    »Was heißt: nie etwas gemerkt? Der Karton ist also geöffnet worden?«
    »Ich glaube, das deutete ich gerade an«, sagte Groll. Er schien den Grafen reizen zu wollen, denn er blies ihm eine Tabakwolke direkt ins Gesicht. Der Hoteldirektor sah Groll bebend an, wandte sich ab und eilte zurück zu den Damastvorhängen bei den Fenstern. Er murmelte, von Husten unterbrochen: »Wenn ich einen Verdacht … Verdacht gehabt hätte, mein Gott, nur den … nur den kleinsten Verdacht …«
    »Sie hatten aber keinen, wie?« Groll befeuchtete innig vertieft das Mundstück seiner Virginier.
    Der Graf fuhr herum.
    »Hören Sie, Herr Hofrat, falls Sie etwa sagen wollen, daß ich …«
    »Ich will gar nichts sagen. Regen Sie sich jetzt nicht auf, Graf. Die Zeit, sich aufzuregen, wird noch kommen«, meinte Groll, weiter provozierend. Romath starrte den rundlichen Kriminalisten an. Dann murmelte er etwas Unverständliches und begann wieder hin und her zu eilen. Wie ein Tier im Zoo, hinter Gittern, dachte Groll. Typischer Streß. Sorge um das Hotel allein kann das nicht sein. Ich werde noch darauf kommen, was den Grafen so beunruhigt. Ich habe schon eine recht gute Vorstellung davon. Manuel sagte wütend und laut: »Warum hat man den Karton geöffnet? Herr Hofrat, bitte!«
    »Man nahm etwas heraus, das benötigt

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