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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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ratterten, auf den Gängen eilten Männer und Mädchen in Zivil hin und her …
    »Mach so weiter … ja … so …« Nora Hill starrte über Flemming die Wand hinter dem Schreibtisch an. Eine große Fotografie Hitlers hing dort. Des Führers ›stählerne‹ Augen blickten Nora entgegen. Sie stemmte die Füße gegen die Sessellehnen und die Handflächen hinter dem Oberkörper gegen die Schreibtischplatte. Dabei berührte sie Jacks Pistole, die sie Flemming gleich nach ihrer Ankunft gezeigt hatte, als sie ihr Alibi für diesen Morgen etablierte.
    Das war vor einer Viertelstunde gewesen …
     
    »… Cardiff hat mir diese Smith and Wesson gegeben … ein Erkennungszeichen für einen britischen Überläufer, der mit uns arbeiten will, wie Cardiff …«
    »Herrgott, wo geht denn dieses Ding auf …« Flemming hörte kaum hin, er riß an dem durchlaufend geknöpften Wollkleid herum, bis sie ihm half. Sofort nach ihrem Eintreffen hatte er die schwere Doppeltür seines Büros versperrt und der Telefonzentrale mitgeteilt, daß er bis auf weiteres nicht zu sprechen sei.
    »Jeden Montagmorgen zwischen neun und zehn soll ich im Café ›Pöchhacker‹ warten … da will der Mann hinkommen …« Gezerre an der Gürtelschnalle. »Oder er wird mich irgendwann auf der Straße ansprechen.« Mit zitternden Händen und gerötetem Gesicht öffnete der große, starke und gut aussehende Flemming einen Knopf des Kleides nach dem andern. Er war wie von Sinnen. »Darum habe ich mich von Albert auch nur bis zum Ring fahren lassen und ihn gebeten, dir zu sagen, daß ich später komme. Ich ging ins ›Pöchhacker‹ … Albert hat es dir doch gesagt, wie?« Er murmelte atemlos etwas Unverständliches.
    »Was?«
    Das Kleid fiel zu Boden. Nora trat einen Schritt zur Seite. Flemming küßte sie wild, während seine Hände ihre Brüste hielten, die Warzen unter dem Seidenhemdchen streichelten. Sie trug keinen Büstenhalter.
    »Hat mich angerufen, ja …«
    »Wo ist er? Paß doch auf, du machst das Hemd kaputt!«
    »Na und! Albert? Wartet unten, nehme ich an … fuhr noch tanken und Öl wechseln, weil er Zeit hatte …« Flemming lachte. »Eine Menge Zeit hat der noch, bis er dich heimbringt … Daß du keinen Büstenhalter brauchst … Ich habe nie eine Frau mit so schönen Brüsten gesehen, nie … Ich liebe dich, Nora, ich liebe dich …«
    Ich liebe dich! Die drei von gemeinem Mißbrauch am meisten entleerten Worte der Welt, dachte sie.
    »Ich habe bis zehn Uhr fünfzehn gewartet … aber der Mann kam nicht … vielleicht kommt er nächsten Montag … oder irgendwann, irgendwo, ganz plötzlich …«
    »Ja, vielleicht … Was ist das für ein Höschen? Lissabon, wie?«
    »Ja.«
    »So etwas können sie bei uns nicht machen … Herrgott, sieht das geil aus …« Er zog seine Jacke aus und warf sie auf einen Stuhl, er zerrte die Krawatte herunter, öffnete die Hose. »Schau her! Schau dir das an! Er hat auf dich gewartet. Alles für dich aufgehoben. Er war dir treu.« Wie treu? dachte Nora. So treu wie ich dir? Weniger? Noch weniger? »Du wirst es gleich merken … aber zuerst komm auf den Schreibtisch … zuerst das andere …«
    »Carl …«
    »Ich bin doch kein boche! Ich weiß, was man tun muß … In Frankreich hat einmal ein Mädchen gesagt, ich mache ›mi-mi comme un Parisien‹!« So war Nora Hill auf der Schreibtischplatte gelandet …
    »Gut? Ist es gut?« Flemmings Atem flog.
    »Ja … ja …«
    »Noch? Soll ich noch, oder willst du jetzt …«
    »Nein! Hör auf, sonst … komm … jetzt will ich …«
    Er sprang auf, seine Hose glitt herab. Er drang in sie ein. Sie schlangen die Arme umeinander, Noras Schenkel schlossen sich hinter seinem Rücken. Sie wurde auf dem Schreibtisch hin und her gestoßen. Er hielt sie eisern fest, küßte ihre Schultern, ihre Brüste, sog an den Warzen.
    »Jetzt!« stöhnte sie wild. »Jetzt … oh … oh …« Sie spielte nun kein Theater mehr. Schon ein Mann, dieser Carl Flemming, o ja, ein Mann war er, dieses Nazischwein.
     
    Eineinhalb Stunden später fuhr Nora Hill heim. Sie wohnte in Flemmings Villa. Er hatte angekündigt, daß er schnellstens, sobald er aus dem Büro fort könne, nachkommen würde. Nora Hill saß im Fond von Flemmings Dienstwagen. Albert Carlson, sein Chauffeur, saß am Steuer. Er fuhr vorsichtig und gut, war vorbildlich höflich und redete nur, wenn Nora das Wort an ihn richtete. Sie verließen die Stadt und erreichten die Peripherie im

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