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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Es ist eine böse Geschichte. Auch andere Menschen haben wichtige Rollen in ihr gespielt. Diese Menschen sollen nun erzählen, was sie wissen – wie ich. Ich weiß noch einiges, und ich werde es Ihnen berichten – später. Zuerst müssen Sie herausfinden, was in jenen sechs Wochen geschah, die meiner Begegnung mit Valerie Steinfeld folgten. Es interessiert mich selber. Sehen Sie, ich habe Ihnen das Ende eines Wollknäuels in die Hand gegeben, das weit und wirr abgerollt ist. Sie müssen den Faden nun entlanggehen und ihn wieder zum Knäuel wickeln – nur so kommen Sie aus dem Labyrinth heraus, in das ich Sie geführt habe …«
    »Großartig macht sie das«, sagte in dem Kleinmädchenzimmer Fedor Santarin.
    »Yeah«, grunzte Gilbert Grant. »Großartig. Und was tun wir, bis Aranda die ganze Wahrheit zusammengesucht hat?«
    »Er
muß
die ganze Wahrheit zusammensuchen, Gilbert, Sie Narr«, sagte der Russe ruhig. »Nur so wird er Noras Bitte erfüllen.«
    In dem großen Wohnzimmer des Appartements sagte Manuel: »Was läßt Sie glauben, daß Valerie Steinfeld in diesen sechs Wochen viel erlebt hat?«
    »Tatsachen«, sagte die Frau mit den gelähmten Beinen. »Bevor ich am sechzehnten November nach Lissabon flog, rief ich die Steinfeld an, wie verabredet. Wir trafen uns wieder in der Stephanskirche. Ja, sagte sie, nun habe sie sich doch entschlossen, den Prozeß zu führen. Sie sei auch schon bei diesem Doktor Forster gewesen. Die Sache laufe bereits.«
    »Und sie sagte Ihnen nicht, was sie zu diesem Entschluß gebracht hatte?«
    »Ich fragte sie. Sie wollte es nicht sagen. Ich bin ganz sicher, daß etwas Schwerwiegendes geschehen war. Sie hatte wahrscheinlich Angst, ihren Mann zu beunruhigen. Der sollte über mich und Jack Cardiff nur erfahren, daß sie tat, worum er sie ersucht hatte. Er sollte beruhigt sein.« Noras Blick glitt zur Seite. »Sie war eine großartige Frau«, sagte sie leise. »Der einzige Mensch in meinem Leben …« Nora goß sich selbst Whisky pur ein und trank hastig. »Sie müssen sehen, daß Sie Doktor Forster finden, mein Freund. Sie müssen mit Martin Landau reden. Dann komme wieder ich an die Reihe.« Sie lächelte nochmals und sah aus wie eine junge Frau. Aber ihr Lächeln war seltsam starr.
    Grübelnd fragte Manuel: »Sie sagen, vor sechsundzwanzig Jahren hätten Sie Frau Steinfeld die Zyankali-Kapseln gegeben?«
    »1943, im Sommer, ja. Die Situation war da schon viel gefährlicher geworden. Sie hatte mich darum gebeten. Ich verschaffte mir das Zyankali und gab es ihr. Wenn etwas passierte, dann wollte Valerie Steinfeld Gift für sich und den Jungen. Gutes, schnell wirkendes Gift, das unbegrenzt … entschuldigen Sie.«
    Manuel schüttelte den Kopf.
    »Nichts zu entschuldigen. Ich danke für Ihre Aufrichtigkeit. Aber …« Er hatte plötzlich Mühe, zu sprechen. »… aber warum brachte sie dann zuletzt meinen Vater und sich selber um mit diesen Kapseln?«
    »Ich weiß es nicht, Herr Aranda.«
    »Er war doch
Argentinier!
Er
kann
doch mit dieser Geschichte nichts zu tun gehabt haben! Oder?«
    »Ein unsinniger Gedanke.«
    »Nicht wahr?«
    »Aber vielleicht doch nicht ganz so unsinnig.«
    »Was heißt das?«
    »Nichts, Herr Aranda. Sie wollen die Wahrheit finden. Es wird schwer sein.«
    Manuel stützte den Kopf in die Hände.
    »Sie sind nun noch viel verwirrter, als Sie es zuvor waren, natürlich. Und Sie werden weiter verwirrt werden, das ist sicher. Doch zuletzt werden Sie die Wahrheit kennen, die häßliche Wahrheit.«
    »Wieso häßlich?«
    »Die Wahrheit ist immer häßlich. Das wissen Sie doch – oder sind Sie noch zu jung dafür?«
    Anstatt zu antworten, fragte er, aufstehend: »Und Herr Steinfeld? Und der Junge? Was wurde aus ihnen?«
    Nora zuckte die Schultern.
    »Ich war nach Kriegsende lange Zeit sehr krank. Es ist nämlich gerade damals passiert …«
    Manuel blickte schnell auf die Krücken und wieder weg.
    »Ich sah Frau Steinfeld erst Mitte März 1948 wieder. Da besuchte ich sie, in der Buchhandlung. Und fragte natürlich, wie sich die Dinge für sie entwickelt hätten. Wir waren vor Kriegsende oft zusammen gewesen – aber dann riß die Verbindung eben ab.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Sie war sehr elend und traurig. Beinahe verwirrt. Sie erzählte mir, ihr Mann habe sich scheiden lassen, und ihr Sohn habe eine Einladung angenommen, in den Vereinigten Staaten zu studieren und zu arbeiten. Er würde in Los Angeles

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