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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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erwischen.« Lorenzo küsst sie noch einmal, dann geht er mit raschen Schritten los – von hier aus sind es keine zehn Minuten zum Bahnhof.
    Ben steht noch immer auf der Türschwelle der Findeisens, tausend Fragen in den Augen. »Wieso hast du es mir nicht einfach gesagt? Dass du einen Freund hast?«, bringt er schließlich heraus.
    »Ich konnte es dir nicht sagen«, versucht Maja zu erklären. »Wir haben unerkannt hier gelebt, und ich dachte, ich könnte ihn nie wiedersehen ... außerdem ... hat Johanna mir erzählt, dass deine letzte richtige Freundin dir das Herz gebrochen hat. Ich wollte dich nicht verlieren und dir nicht wehtun ...« Hat sie aber, das sieht sie deutlich in seinen dunklen Augen. »Es tut mir leid. Wirklich.«
    »Mir auch«, sagt Ben traurig. »Vielleicht hätte aus uns was werden können ... aber ich war zu ungeduldig, was?«
    Maja nickt, aber eigentlich will sie nicht darüber reden. Mehr aus Verlegenheit spricht sie weiter. »Stella hat gemeint, deine Freundin habe die falschen Drogen genommen und sei in der Psychiatrie gelandet, stimmt das eigentlich?«
    »Moment mal.« Ben sieht noch verblüffter aus als vorhin. » Stella hat dir das erzählt?«
    »Ja, wieso?«
    »Aber ... es war Stella! Sie war es doch, die in der Klapse gelandet ist wegen diesem beschissenen Zeug, das wir genommen haben.«
    Noch weigert sich Majas Gehirn, voll und ganz zu begreifen, was das alles bedeutet. »Stella und du, ihr wart zusammen?«
    Ben nickt, und es dauert eine Weile, bis er weiterspricht – weitersprechen kann. »Sie hat mir so viel bedeutet. War ein ziemlicher Hammer für mich, als sie Schluss gemacht hat. Ist aber schon ein Jahr her, und wie sagt man so schön? Die Zeit ...« Er beendet den Satz nicht, schaut stattdessen zur Seite. Erst nach ein paar Sekunden schafft er es, ihr wieder in die Augen zu schauen. »Besser, ihr redet mal miteinander.«
    »Werden wir tun«, sagt Maja, noch immer völlig durcheinander. »Also dann ... Ciao. Und danke noch mal.«
    »Kein Problem.« Schon hat er sich umgedreht.
    Stella hat sie angelogen. So, wie Maja sie lange Zeit angelogen hat. Beide haben sie sich nicht die Wahrheit gesagt und das kommt Maja in diesem Moment unendlich schlimm vor. Und dabei hat Stella sie so unter Druck gesetzt, ihr die Wahrheit zu sagen, hat sie fast schon gezwungen, ihr zu gestehen, wer sie wirklich ist! Kann ihre Freundschaft überleben, dass Stella sie so sehr getäuscht hat? Und wie lange war sie überhaupt in der Klapsmühle, ist sie auch jetzt noch nicht ganz normal? Wie oft hat sie gedacht, dass Stella ein bisschen crazy ist, hätte sie das nicht ernster nehmen müssen?
    Als Maja die Stufen zu Stellas Zimmer hochsteigt, sind ihre Knie fast so weich wie gestern, bei Finns Befreiung.
    Ja. Sie werden darüber reden müssen. Und zwar jetzt.

Abschied vom Winter
    Als Maja in ihr Zimmer kommt, tauscht Stella gerade einen ihrer Silberringe gegen einen anderen aus. Maja hat erst vor Kurzem herausgefunden, dass dieser Wechsel eine Menge mit ihrer Stimmung zu tun hat: Ist Stella trostlos zumute, trägt sie den Schlangenring mit einem Mondstein, ist sie fröhlich, bevorzugt sie Amethyst und Falkenauge, ist sie genervt, sieht man sie meist mit einem Skarabäus aus Lapislazuli. Den hat sie bei ihrem Spaziergang im Wald getragen, als sie Maja zur Rede gestellt hat.
    »Stella ...«, sagt Maja, und ihre Freundin dreht sich zu ihr herum. Sie hat einen Ring mit einem Stein aus hellgrüner Jade in der Hand, was der wohl bedeutet?
    Stella scheint ihr am Gesicht anzusehen, dass etwas nicht stimmt. »Was wollte Ben?«, fragt sie vorsichtig.
    Kein Drumherumgerede, nicht jetzt. »Was ist passiert zwischen Ben und dir?«
    Sie blicken sich an, endlose Sekunden lang. Dann schlägt Stella schweigend die Augen nieder und lässt sich im Schneidersitz auf ihren Kissen nieder. Die wilde, dunkle Wolke ihrer Haare verbirgt ihr Gesicht fast. »Weißt du ... als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, in dieser Pausenhalle ... da wusste ich schon, dass ich dich kennenlernen möchte. Weil wir uns ergänzen.«
    »Wir ergänzen uns?« Maja fühlt sich aus dem Konzept gebracht. Aber sie spürt, dass sie mit ihrer Wut hier nicht weit kommt, dass sie jetzt zuhören muss. Ganz langsam lässt sie sich ebenfalls auf die Kissen sinken.
    »Ich bin manchmal ... ziemlich impulsiv. Meine Gefühle galoppieren mit mir davon, und es ist verdammt schwer, sie einzuholen, weißt du? Du dagegen, du bist so erfrischend

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